Kinogucken, Leben

Tatort in Feuchtgebieten

Die Nymphe als Lolita der griechischen Mythologie – das Filmschoolfest Munich zeigt mit Hylas und die Nymphen eine etwas eigenwillige Interpretation des Gemäldes von J.W. Waterhouse.

Kubrick hätte es nicht schöner filmen können: ein blondes junges Mädchen mit übergroßer, herzförmiger Sonnenbrille räkelt sich auf einem Badetuch und führt ein Eis an die kirschroten Lippen.
Die ersten Einstellungen von Lisa Brühlmanns Hylas und die Nymphen, ein Beitrag der ZHDK, zeigen weiche Bilder in Pastelltönen, Close-Ups von geschlossenen Augen, Nasen, sich küssenden Mündern. Untermalt wird die Szene durch das Kichern der drei jungen Nymphen, die sich sonnen und anmutig durchs Wasser des Stadtparkteichs treiben. Gleich werden sie Hylas bemerken, in der griechischen Mythologie der schöne Freund von Herakles, der beim Wasserholen in den Quellteich der Nymphen gezogen wird.

Die Geschichte läuft hier, wie zu erwarten, etwas anders ab. Bald werden die träumerischen Bilder des Anfangs mit einer grellen Ästhetik konterkariert, die noch am ehesten an die zuletzt im Kino gelaufene Feuchtgebiete-Verfilmung erinnert. Die grazilen Nymphen aus der Gemäldevorlage Waterhouses werden zu vulgären Teenager-Gören transformiert, die mit Vorliebe in besonders obszöner Sprache über die verschiedenen Penisarten reflektieren.

Hylas, hier ein junger Mann, der eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will, wird mit einer Seifenblasenpistole attackiert und rutscht vor lauter Schreck aus, stößt sich den Kopf an, ist bewusstlos, und wird von den Mädchen ins Wasser gestoßen – die Ermittlung kann losgehen.

Hylas und die Nymphen (2013, Zürcher Hochschule der Künste) von Lisa Brühlmann läuft auf dem diesjähren Internationalen Festival der Filmhochschulen München.

Zu sehen mit weiteren Kurzfilmen im Programm 4 (Gesamtlänge 78 Minuten):

Am Mittwoch, 20.11.2013, 17:00 Uhr im Filmmuseum