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Über mein Wohnzimmer bestimme ich. Aber über mein Stadtviertel?

Thomas Schex

“Das Konzept fällt ja jetzt nicht vom Himmel”, so beginnt Anna Ditges’ Dokumentarfilm über die Zukunft eines alten Industrieareals in Köln-Ehrenfeld. Gesagt hat den Satz der Investor, der auf dem bisher kulturell genutzten Gelände eine Shopping Mall bauen will. Politik und Verwaltung seien schließlich seit Jahren einbezogen. Nur eine Gruppe wurde vergessen: Die Köln-Ehrenfelder. Und die melden sich jetzt zu Wort.

Wem gehört die Stadt?
Diese eine Frage zieht sich durch den Film, in dem Anna Ditges die Geburt und den Fortgang einer Bürgerbewegung begleitet.

Josef_Wirges_Brache

Gehört die Stadt den Beamten, die sie verwalten? Den Bauherren? Oder den Bewohnern? Für letztere ist die Sache klar. Eine von ihnen sagt, dass der Stadtteil auch ihr Wohnzimmer sei, und niemand ihr vorschreiben könne, wie das auszusehen habe. Erst recht kein Politiker.

Das_Publikum

Die Regisseurin zeichnet ein authentisches Porträt aller Interessengruppen, die über die Zukunft des Helios-Geländes bestimmen wollen. Mit der Kamera fängt sie Szenen von seltener Intimität ein. Sie kommt den Menschen sehr nahe und schafft es, ihren wahren Charakter freizulegen: Mit all ihren Eigenheiten, Schwächen, ihrem Egoismus und ihren Idealen.

Ein Film über Mut, Mühe und Mitbestimmung

Auf der einen Seite die Investoren, die in ihrer selbstherrlichen Art manchmal seltsam entrückt wirken. Als hätten sie noch gar nicht realisiert, dass die Bürger ihnen gerade einen gehörigen Teil ihrer Macht wegnehmen. Auf der anderen Seite Menschen von der Bürgerinitiative, die sich erst in ihrer Rolle finden müssen, die E-Mail-Adressen austauschen, nächtelang an Anträgen und Formulierungen feilen und sich auch nicht immer einig sind. Großartig etwa die Szene, als ein Bürger über einen Projektentwurf spricht und nach jedem Satz von einem Mitstreiter korrigiert wird.

Im Wettbewerb um die Zukunft gibt es viele Sieger und einige Verlierer

Ditges zeigt auch die Schattenseiten bürgerlicher Mitbestimmung: Dass letztlich jeder die eigenen Interessen verfolgt und es auch bei größter Transparenz und Bürgerbeteiligung immer Verlierer geben wird. Dennoch ist eine große Aufbruchsstimmung spürbar: Menschen wollen sich ihre Zukunft nicht weiter von Politik und Bauträgern diktieren lassen, sondern ihr Viertel selbst gestalten. Gemeinsam arbeiten sie an etwas, was sich nicht in Geld messen lässt und mehr ist als ein Bebauungsplan. Der Film macht Mut für Visionen und dafür, sich einzumischen. Egal, wie groß eine Shopping Mall werden soll: Der Wille der Bürger kann größer sein.

“Wem gehört die Stadt? – Bürger in Bewegung” startet am 19. Februar in den Kinos.

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