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Unbelichtet. Münchner Fotografen im Exil

Piritta Kleiner
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05_10_Unbelichtet

Das Jüdische Museum München holt in seiner aktuellen Fotoausstellung abermals das ehemalige Palästina in sein Haus.

Nach „In Farbe!“ werden mit „Unbelichtet. Münchner Fotografen im Exil“ weitere Palästinabilder von den drei Fotografen Alfons Himmelreich (1904 – 1993), Efrem Ilani (1910 –1999) und Jakob Rosner (1902 – 1950) gezeigt, ins Zentrum der Ausstellung gerückt. Kuratorin Tatjana Neef verabschiedete sich mit dieser Ausstellung gewissermaßen vom Jüdischen Museum, in dem sie ein zweijähriges, wissenschaftliches Volontariat absolvierte.

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Von München aus richtet das Museum mit der Ausstellung seinen Blick in den Nahen Osten, wo Himmelreich, Ilani und Rosner ihre in Deutschland begonnene Arbeit fortführten. Alle drei Fotografen gehörten zu dem Kreis der Fotojournalisten, der sich rund um die neu gegründete Münchner Fotoschule (1900) gebildet hatte. Alle drei emigrierten in den 1930er Jahren nach Palästina und fertigten Bildserien an, die sich mit dem Aufbau des Landes beschäftigten.

Während Himmelreichs Nachlass zum Teil bereits in einer Ausstellung in Israel gezeigt wurde, blieben die Bilder von Ilani und Rosner bisher weitgehend unbearbeitet und werden in München zum ersten Mal in dieser Form gezeigt.

Betritt man den zweiten Stock des Jüdischen Museums, in dem die Arbeiten ausgestellt sind, kann man die Aufbruchsstimmung fühlen, die von den Bildern ausgeht. Wacker kämpfen sich Fahrzeuge durch den Sand der Negevwüste, Frauen säen Pflanzen in die trockene Erde des Landes. Trotz der meist großen Aktivität, die die Motive zeigen, geht eine seltsame Ruhe von den Bildern aus.

Viele Fotographien waren Auftragsarbeiten für zionistische Wohltätigkeitsorganisationen, woraus sich sowohl die Motive als auch die Inszenierung der Bilder erklären lässt, meist von unten oder von oben fotografiert. Auch wenn man sich von Textilfabrik-, Steinbruch- oder Baggerbildern im ersten Moment keinen besonderen künstlerischen Anspruch verspricht, sollte man diese Ausstellung nicht verpassen. Schließlich kommt es nicht auf das was, sondern auf das wie an – und das ist allemal gelungen.

Foto: (1) JMM, Alfons Himmelreich, (c) Igal Presler

(2) JMM, Jakob Rosner, KKL / JNF Photography Archive

[Disclaimer: Die Autorin ist aktuell selbst am JMM beschäftigt]

Mucbook macht regelmäßig in der Rubrik “Gute Werbung” auf etwas aufmerksam, das Aufmerksamkeit verdient.

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