Kultur, Nach(t)kritik

Volle Bude am Montagabend

Letzte Artikel von Andy Weinzierl (Alle anzeigen)

Für eine Band, die noch keinen großen Hit hat, aus einem anderen Land anreist und an einem Montagabend auftritt, ist das Risiko, vor einem leeren Raum zu stehen, in der Regel sehr hoch. Doch das Gegenteil war gestern Abend der schwedischen Band Friska Viljor vergönnt. 


Einige Fans warteten schon lange vor Einlass vor dem 59:1. Beim Betreten des Raumes ahnt man beim Anblick der Bühnengestaltung bereits, dass dies ein extravaganter Abend sein  wird. In Wein- und Bierflaschen stecken lange Kerzen, verteilt über die ganze Bühne.

Davor eine stilvolle Westerngitarre, eine kleine Mandoline und eine Melodica, die über einem Synthesizer hängt. Mit Verzicht auf eine Vorband betreten die schwedischen Jungs schon um ungefähr halb elf die Bühne. Die ersten Worte von Frontmann Joakim Sveningsson zeigen der Erstaunen über den großen Zulauf in München: „Well, we’ve played about 300 shows and I’ve never been really excited before the concert. But now I am!“. Vor tosendem Applaus beginnt das Duo mit einem tollen Song. Vor fast jedem Lied unterhält einer der beiden Musiker die Fans mit einer persönlichen oder auch lustigen Geschichte.

Selbst vor internen Konfliktgeschichten machen sie keinen halt. Doch zum Glück hatten sie sich gegenseitig verziehen, so dass sie ein grandioses Konzert spielen können. Oft fragt man sich: „Was macht ein Konzert aus?“. Und genau auf diese Frage kam mir nach diesem Konzert eine klare Vorstellung: 
Es ist gar nicht mal so wichtig, möglichst viele Songs zu spielen oder einfach einen professionellen Auftritt hinzulegen, denn im Endeffekt möchte ein Konzertbesucher doch auch ein wenig am Leben der Künstler teilhaben, oder nicht?

Besonders sympathisch fanden die Zuschauer, dass sich Sänger Joakim eingestehen muss, dass er einen Song, den er komponiert hat als er erkältet war, zu Beginn nicht singen konnte. Doch nach dem zweiten Anlauf klappte es einwandfrei und jeder im 59:1 hat ein Lächeln im Gesicht, wenn sich Joakim nach dem gelungenen Oktavensprung, den er so gefürchtet hat, selbst riesig freute.

Ursprünglich hatte sich die Band ja übrigens aus Liebeskummer gegründet und es muss wohl die Liebe zur Musik gewesen sein, die sie weitermachen ließ.  Jetzt nach Veröffentlichung Ihres vierten Studioalbums „The Beginning Of The Beginning Of The End“ touren sie als Duo durch Europa.

Mit den bekanntesten Songs zum Mitsingen als Zugabe verabschieden sie sich nach einem makellosen, wunderschönen Auftritt. Wer diesen Abend leider verpasst hat, sollte sich die Show mit der ganzen Meute nicht entgehen lassen: Friska Viljor am 03. Mai im Münchner Feierwerk! Wirklich empfehlenswert. Wer von diesen Eindrücken noch nicht überzeugt ist, ist das vielleicht nach folgendem Interview, dass ich vor deren Auftritt im 59:1 mit ihnen führen durfte.

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