Aktuell, Kultur

Vom Raum aufs Papier: Olafur Eliasson’s Ausstellung Wasserfarben

Nina Zöpnek

Der Name Olafur Eliasson ist in München ein Begriff. Die skulpturalen Werke des Künstlers zieren die ganze Stadt, zum Beispiel an der Schwanthalerhöhe mit der unendlichen Treppe oder im Lenbachhaus mit dem bunten Wirbelwerk.

Vom 7. Juni bis 2. September sind nun Eliasson’s graphische Werke in der Pinakothek der Moderne zu sehen.

Deplatziert im Foyer

Wie so oft bei Ausstellungseröffnungen wirkt alles ein wenig deplatziert, aufgesetzt, inszeniert. Die Eingangshalle der Pinakothek der Moderne ist noch fast leer. Leere Weingläser warten auf einem weißen Tischtuch darauf mit Durchschnittswein befüllt zu werden. BesucherInnen stehen vereinzelt ein wenig verloren im großen Rund des Foyers, unsicher, in welche Richtung sie gehen sollen.

Langsam findet sich alles im Auditorium ein. Eröffnungsreden sind meist eine Kombination aus Dankeshymnen und Worthülsen, die das Publikum schon vor Beginn der Ausstellung ermüden. So aber nicht in diesem Fall. Oder zumindest nur zum Teil. Kurator Michael Hering und Olafur Eliasson selbst verstehen sich darauf, den Zuhörern einen prägnanten Einblick in das Werk zu verschaffen. Vor allem aber Eliasson legt in wenigen Sätzen seine Einstellung als Künstler dar, seine Überzeugung, dass Kultur eines der wichtigsten Güter unserer Zeit ist und seine Ansicht, dass Kunst für alle geschaffen ist, die bereit sind, sich darauf einzulassen.

Ist Wissenschaft Kunst oder Kunst Wissenschaft?

Nach einer halben Stunde ist die Ansprache auch schon zu Ende und die Masse bewegt sich Richtung Ausstellung in gespannter Erwartung auf Eliassons graphische Werke. Zarte (Wasser-) Farben, wissenschaftlich anmutende Skizzen, geometrische Skulpturen und minimalistische Zeichnungen – schwarze Linien auf weißem Papier – sind in der Ausstellung zu sehen.

Ohne die Ansprache hätte zwar die Ästhetik der Werke ihre Wirkung gehabt, nur hätte sich mir der tiefere Sinn nicht erschlossen. Und den gibt es bei Olafur Eliasson immer, denn er hält es mit den Künstlern der vergangenen Jahrhunderte, die Kunst und Wissenschaft zusammenführten. Und auch für Eliasson scheint die Kunst nur (s)eine Art und Weise zu sein, Meinungen, Ansichten und Verantwortungsgefühl gegenüber dem Jetzt auszudrücken. Am Ende ist alles mit der Realität gekoppelt. Am Ende ist alles Mathematik und Physik.

Die Quadratur des Kreises

Vor allem der Kreis beziehungsweise die Kugel, das Wasser und die Wellen scheinen es Olafur Eliasson angetan zu haben. Alles bedingt sich gegenseitig. So ist unsere Erde eine Kugel, die sich stetig dreht, ohne deren Drehbewegung keine Wellen entstünden und ohne deren Wellen eine Serie Eliassons, die er zusammen mit seinem Vater umgesetzt hat, nie entstanden wäre. Auch in seinem Gesamtwerk schließt sich der Kreis mit Kunstwerken wie „Oceanic Void“, „The Presence of Absence“ und der Tatsache, dass der Künstler gemeinsam mit seinen Mitarbeitern auf der Suche der den perfekten Wasserfarben ist.

Aus der Ferne betrachtet wird klar, dass sich Olafur Eliasson vor allem mit den großen Zusammenhängen unserer Welt beschäftigt.

Was er mich heute gelehrt hat? Wir klein sind im Angesicht der Naturgewalten. Und dass ich nie alle Zusammenhänge der einzelnen Pinselstriche des großen Ganzen verstehen können werde. So sehr ich es mir auch vornehme.


Infos in aller Kürze:

Was? Olafur Eliasson – Wasserfarben
Wo? Pinakothek der Moderne – Staatliche Graphische Sammlung München
Wann? 2. Juni bis 2. September


Beitragbild:

LIFE IS LIVED ALONG LINES, 2009Olafur Eliasson, Installationsansicht im 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa, Japan, 2009
Foto: Studio Olafur Eliasson, Courtesy of the artist; neugerriemschneider, Berlin; Tanya Bonakdar Gallery, New York
© 2009 Olafur Eliasson

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