Aktuell, Kolumnen, Kultur, Nach(t)kritik

Von Björk über The Prodigy bis Drake: Ein musikalischer Jahresrückblick

Und schon wieder vergeht ein Jahr. Ein Jahr voller musikalische Highlights, mit Sehnsucht erwarteten Debuts, grandiosen Soundtracks, Remix EPs und anderen Überraschungen. Aber auch Enttäuschungen, Flops und anderweitigen akustischen Quatsch brachte das Jahr 2015 hervor.

Genreübergreifend fasse ich das Jahr einmal zusammen. Und ich möchte mich an dieser Stelle schon vorab dafür entschuldigen, dass ich vielleicht das ein oder andere “The Next Big Thing” übersehen, vergessen oder schlicht und einfach ignoriert habe. Sollte sich dennoch jemand stellvertretend für den jeweiligen Künstler so persönlich angegriffen fühlen, kann derjenige seine flammende Wut und Ergänzungen in den Kommentaren zum Ausdruck bringen.


 

Mark Ronson – Uptown Special

Schon im Januar haute Mark Ronson seine 4. Scheibe mit dem Namen Uptown Special raus und landete damit prompt auf dem 1.Platz der UK Charts. Zusammen mit Producergrößen wie Riton, Boys Noize, Bruno Mars und vielen weiteren, leitet Ronson sein persönliches Jahr des Funks ein. Und nicht die Singleauskopplung Uptown Funk mit Bruno Mars ist es Wert, sich Uptown Funk zu Gemüte zu führen, sondern Songs wie Daffodils mit Kevin Parker.

Mark Ronson – Daffodils

 

Lapsley – Understudy

Im Schatten dessen, geht es bei der Britin Lapsley ein wenig ruhiger und gemächlicher zu. Mit Songs wie Falling Short kann man unendlich lange aus dem warmen Wohnzimmer den Neuschnee fallen sehen. Und der sinkt bei Dancing gefühlt noch langsamer zu Boden.

Lapsley – Falling Short

musik_festival_1

Björk – Vulnicura

Die Eisbrecherin der isländischen Gletscher kehrt mit dem 10. Album zurück und beglückt den Zuhörer mit abwechslungsreichen und streicherlastigen Sounds. Ein weiteres Highlight war der maskierte Secret-Gig im Rahmen des Red Bull Music Academy Festivals der 50-jährigen mit einem grandiosem Set. Unbedingt reinhören und sich darauf einlassen.

Björk – Black Lake

 

Nils Frahm – Victoria Ost

Film des Jahres. Soundtrack des Jahres. Nils Frahm schafft mit seinen atmosphärischen Pianoklängen eindrucksvolle Szenen und greift der Cinematography so mächtig unter den Arm. Während einer Endlosschleife des One-Cut-Films Victora improvisierte Frahm und ließ sein gutes Gespür für Stimmung freien Lauf.

Nils Frahm – Them

 

Shlohmo – Dark Red

Mit Dark Red veröffentlicht der amerikanische Produzent seine zweite LP. Von mir lange erwartet, konnte Dark Red leider nicht auf voller Linie überzeugen. Zwar kramt Shlohmo wieder tief in die Synthiekiste, um große melancholische Klangwelten zu erschaffen, jedoch geht bei Dark Red auch einiges an Leichtigkeit verloren, wie man sie von seinen vorherigen Releases kannte.

Shlohmo – Emerge from smoke

musik_festival_2

Drake – If you’re reading this its too late

Bevor Drake für sein Video zu Hotline Bling noch einmal kurz vor Jahresende ordentlich auf die Schippe genommen wurde, veröffentlichte er im Februar seine LP If you re reading this its too late. Also schnappt euch nen Caddillac DeVille und fahrt bloß nicht über 20 km/h um den Gärtnerplatz. No Tellin´.

Drake – Energy

 

Noel Gallaghers High Flying Birds – Chasing yesterday

Das mittlerweile zweite Album von der Rockband um Oasis´ Leadgitarrist Noel Gallagher. Parallelen zu Oasis sind unverkennbar. Rockige Britpop-Scheibe, die man getrost in allen Lebenslagen hören kann.

Noel Gallaghers High Flying Birds – Chasing Yesterday

 

Kendrick Lamar – To Pimp a Butterfly

Ich glaube, ich lehne mich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass Kendrick Lamars Scheibe eine der heiß erwartetsten des Jahres war. Von den Kritikern gefeiert, liefert Lamar ein anspruchsvolles Meisterwerk des Westcoast-Hip-Hops ab. Auf der anderen Seite der schallisolierten Kammer saßen unter anderem Dr. Dre, Flying Lotus, Thundercat und Pharell Williams. Für das Cover war der französische Fotograf Denis Rouvre verantwortlich und haut damit die Messlatte für mein Cover des Jahres bereits im März schon ziemlich hoch.

 

Kendrick Lamar – Allright

mucbook_jahresrueckblick

 

The Prodigy – The day is my enemy

Das inzwischen 8. Album von den Jungs von Prodigy haute mich nicht wirklich vom Hocker. Die Tracks folgten einem willkürlichen Dramaturgiemix vorangegangener Songs. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, zu neuen und vor allem zu älteren Tracks der 15-jähirgen Bandgeschichte der Elektro-Punks im Münchner Zenith zu feiern. Zugegebenermaßen wäre ein schäbiger Bunker, bei dem der Schweiß von der Decke tropft, angemessener und wahrscheinlich wäre der Sound dort auch besser gewesen, aber man kann halt nicht alles haben. Dafür wurde pünktlich zu Weihnachten die Remix LP veröffenticht und glänzt mit Remixen zu Wild Frontier oder Nasty.

The Prodigy – Wild Frontier (Jesse and the Wolf Remix)

 

Young Fathers – White men are black men too

Mit White men are black men too veröffentlicht die 3-köpfige Indierock-Pop-Rap-Band aus Schottland einen gelungenen Mix aus erfrischenden Beats irgendwo zwischen Lo-Fi, Garage Rock, experimentellem Rap und Indierock. Die Singleauskopplung Shame läuft heute noch in meiner Playlist heiß.

Young Fathers – Shame

 

Toro Y Moi – What for?

Auch mit What for? ist Toro Y Moi an Lässigkeit nicht zu übertreffen. Mit seinem Gitarren geprägten Chillwave ist What For die perfekte Begleitung für Abschlussarbeiten, Home-Office-Arbeitsstunden oder einsame Überstunden im leergefegten Büro. Leider geht ein wenig der Funknote verloren. Nichts desto trotz hat Toro Y Moi mit der Platte eine durchaus gute Scheibe released.

Toro Y Moi – Buffalo

musik_3

 

Odesza – In Return (Deluxe Edition)

Bevor jetzt die ersten meckern, dass In Return doch schon 2014 released worden ist, weise ich auf die Deluxe Edition hin, die erst 2015 mit Remixen, Bonustracks und grandiosen Live-Edits erschien. Lautsprecher aufdrehen, Live-Version von Bloom anschmeißen, zurücklehnen, den Neujahrskater ignorieren und hoffen, dass die beiden Elektroproducer dieses Jahr wieder zu Gast in München sind.

Odesza – Bloom (live)

 

Best Coast – California Nights

Mit unbekümmertem surf-tauglichen Garage Indie Rock sind Bethany Cosentino und Bobb Bruno schon seit der LP Crazy for You aus dem Jahre 2010 Stammgäste in meiner Playlist. Mit California Nights seid ihr bestens für euren nächsten Roadtrip ausgerüstet.

Best Coast – Feeling Ok

 

Soley – Ask the deep

Island, die zweite! Die Lykke Li des skandinavischen Randgebiets. Harmonische Klänge, wohltuend für Ohren und Seele, wärmen schon vom Zuhören den Tee in der Hand.

Soley – Dreamers

musik_soley

 

A$AP Rocky – At long last asap

Nach Kendrick Lamar das zweite Highlight des Jahres der Rapbranche. Nachdem mittlerweile die gesamte A$AP Posse in etlichen Charts vertreten ist, schafft es ASAP Rocky dennoch, noch einen drauf zu setzen. Zusammen mit Clams Casino, Dj Khalil, Kanye West, Hudson Mohawke, Mark Ronson und vielen weiteren stampft A$AP Rocky mit At long last ASAP eine Slow-Down-Rap Scheibe vom feinsten aus dem Boden. Mic-technische Unterstützung kommt von Future, M.I.A., den in Deutschland gebürtigen Schoolboy Q, Lil Wayne, Mos Def und viele mehr. Lord Pretty Flacko strikes back. Bilder von seinem München Gig gibt es hier.

A$AP Rocky – Everyday

 

Jamie XX – In colour

Veröffentlicht im Mai, findet man Jamie XX´s auch noch kurz vor Jahresende gesampled in Chrome Sparks´ Marijuana wieder. Und das nicht ohne Grund. In Colour beweist die Vielfältigkeit und Kreativität Jamie XX´s. Da ist es auch nicht ganz so weit her, dass auch Four Tet seine Finger im Spiel hatte.

Jamie XX – Sleep Sound

 

The Weeknd – Beauty behind the madness

Spätestens nach Fifty Shades of Grey schallt The Weeknd mit seinem Progressive-R&B durch etliche Autoradios. Beginnend mit der Trilogy wusste der Kanadier schon, wie man Spannung aufbaut und versprach dabei nicht zuviel. Dennoch war leider hier auch früher alles besser. Deswegen an dieser Stelle der Track Glass Table Girls vom ersten Teil der Trilogie House of balloons.

The Weeknd – Glass Table Girls

 

Beirut – No no no

Für all diejenigen, die sich zu Jahresbeginn mit einem Kater rumschlagen, ist das Album No no no der amerikanischen Folkband Beirut die erste Wahl. Leichte, unkomplizierte Kost mit Ohrwurmgarantie.

Beirut – No no no

 

Curse – Uns

Ursprünglich in einer kleinen Stadt an der Weser aufgewachsen, liegen die Wurzeln von Curse im Hip Hop. Mit der LP Uns, die er nach einer musikalischen Abstinenz von sechs Jahren veröffentlicht hat, verabschiedet sich Curse von seinem souligen Rap der alten Schule. Mit einem Mix aus dramatischen Drums á la Woodkid, atmosphärischen Synths und anspruchsvollen Texten abseits jeglicher Ghettoerlebnissen, gelingt Curse ein gelungenes Comeback. Dabei ist Uns zeitgleich auch das unterschätzteste Album des Jahres. Eine weitere schöne Geste ist es, dass Curse bei seinem Album Fibi Amleya wieder an Bord holt, die auch schon im Jahre 2003 als kleines Mädchen in einem Interlude auf “Von Innen nach Aussen” mit Curse auftacht. Und falls ihr noch ein persönlichen Track zum neuen Star Wars Film braucht, empfehle ich euch Tatooine. Bilder von der Tour gibt es hier.

Curse – Tatooine

curse_2

 

Romano – Jenseits von Köpenick

Aka Mc Ramon. Hoodbuddy von Siriusmo, Jan Driver und Konsorten. Mit Jenseits von Köpenick feiert Romano sein LP Debut. Mit ironischen Texten erobert Romano die Charts im Handumdrehen. Nicht zuletzt durch sein Gastauftritt bei Circus Halligalli. Also zieht eure Kutten an und verteilt Kläpse auf Pos. Im Frühjahr habt ihr auch noch einmal die Chance, Romano live in München zu sehen. Steht vorne, dann gibt´s Schampus!

Romano – Köpenick

musik_1

 

Nicht zu vergessen sind die Veröffentlichungen der fast vergessenen Altrocker wie Motörhead, Keith Richards, Iron Maidon, Slayer, Rod Stewart und Ringo Starr.

Von der Wu-Tang Clan-Front gab es neben den Tourterminen in Deutschland das Prequel The Pillage 2.0 von Cappadonna, Method Man´s The Meth Lab, Ghostface Killah´s Twelve Reasons to Die II und Raekwon’s Fly International Luxurious Art. Jedoch keine Platte davon war so erwähnenswert, wie ich es mir gerne gewünscht hätte.


Fotocredits: Steffen Möller, Albumcover Kendrick Lamar

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons