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Von toxischen bayerischen Städtchen

Jan Rauschning-Vits
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Das Münchner Stadtmuseum hat den Ruf, unkonventionelle Wege zu gehen. Manchmal pumpen sogar dunkle Elektrobeats durch das Gemäuer. Hier ist man sich für nichts zu schade und jedes Thema ist erstmal interessant. So kommt es, dass manchmal auch ungewöhnliche Konzepte, die oft anfangs Stirnrunzeln hervorriefen, große Erfolge feierten.

So ist es bei der Ausstellung “toxische Heimat” nicht. Hier ist gleich klar: Der Künstler Franz Wanner, der sich an der Akademie für bildende Künste ausbilden ließ, hat einiges drauf. Die Fotos über die Geschichte der Stadt Bad Tölz sehen nur auf den ersten kurzen Blick provinziell und langweilig aus. Schnell wird aber klar, dass dieses oberbayerische Städtchen eine bewegte Geschichte hat.

Vom Kurort über den KZ-Außenposten zum heutigen Rüstungsindustriestandort. Mit dem Alpamare lange Zeit der Hotspot für Rutschfans in Bayern und vom Bullen, der den Namen der Stadt trägt, brauchen wir ja auch nicht mehr reden. Die Geschichte von Tölz ist eine bayerische, aber auch eine ganz individuelle. Die Thermalquellen geben ihm einen Sonderstatus.

Gerade daher orientiert sich Franz Wanner an dem Element Jod, dessen natürliches Vorkommen Tölz erst zum Kurort gemacht hat. So wie Jod heilt, ist es auch umweltschädlich und in höheren Konzentrationen stark giftig. So hangelt sich der Künstler an dem schmalen Grad zwischen Tod und Leben fotografisch durch seine “toxische Heimat”.

 

Ab Freitag den 21. November ist die Ausstellung im Stadtmuseum am Rindermarkt zu sehen. Die letzte Chance Wanners giftiges Heimatstädtchen zu erforschen habt ihr am 25. Januar.

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