Kultur, Was machen wir heute?

Wenn du mich siehst, dann bitte richtig

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“Siehst du mich?”– so heißt die Fotoausstellung mit Potraits, die von Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren im Rahmen des Kulturreferatsprojektes „Tradition und andere Erfindungen: Zeitgenössische Kunst in Zimbabwe“ angeferigt wurden.

Kunst verbindet und zwar jegliche Kunst, das ist eine allgemein anerkannte Tatsache.
Deswegen wurde vom 1. Dezember 2011 bis zum 18. März 2012 vom Kulturreferat München die Reihe „Tradition und andere Erfindungen: Zeitgenössische Kunst in Zimbabwe“ veranstaltet. Sie beinhaltet Workshops, Diskusionen und Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt Skulptur, Fotografie, Film und literarischer Performance.

In diesem Rahmen wurde der Fotografie-Workshop „Portraits“ für Jugendliche im Alter von 15 bis 25 Jahren angeboten, bei denen sie mit der Aufgabe konfrontiert wurden, ihre Freunde, Verwandte und auch gänzlich fremde Menschen mit der Kamera zu portraitieren. Dafür wurden sie zunächst von den professionellen Fotographen Calvin Dondo und Andrea Huber in Fototechniken und im theoretisches Wissen über die Portraitfotografie eingewiesen. Da viele der Teilnehmer noch nie eine Kamera bedient hatten und sie außerdem mit fremden Menschen allein über die Kamera in Verbindung treten mussten, stellte der Workshop für viele eine große Herausforderung dar.

Doch diese wurde mit Bravour gemeistert und ihr Ergebnis waren einige wirklich bemerkenswerte Portraits, die in der Ausstellung “Siehst du mich?” vom 09. bis zum 18.März 2012, Donnerstags – Samstags von 15 bis 19 Uhr in der Färberei, Claude-Lorrain-Straße 25 bewundert werden können. Der Titel dieser Ausstellung drückt den Wunsch der ausländischen Bevölkerung aus, nicht auf ihre Tradition reduziert zu werden, sondern als eingenständige Individuen angesehen zu werden. Traditionen schaffen Zugehörigkeit, grenzen aber auch aus. Sie wirken identitätsbildend und werden daher oft zur Durchsetzung von eigenen Interessen misbraucht. Die Ausstellung fordert dazu auf, die portraitierten Menschen richtig zu sehen, so wie sie wirklich sind. Dies gelingt aufgrund der gewahrten Anonymität, die den Besucher nicht auf bestimmte Vorurteile und Klischees bringen kann. Außerdem führt die Vielfalt der abgebildeten Menschen dem Besucher einmal mehr das Wunder der Menschheit und der Welt vor Augen.

Vergleichbar mit dem Anblick einer wundervollen Landschaft bei dem man überwältigt stehenbleibt und ihn einfach auf sich wirken lässt, ziehen auch manche der Fotos einen ohne sofort benennbaren Grund an und man verweilt gern länger in der Betrachtung des einen oder anderen Gesichtes. Es ist einfach das Nichtbegreifenkönnen, dass solche eine Welt der Vielfalt und der Möglichkeiten überhaupt existieren kann, das Sprengen des Geistesglases, das Überschreiten des von uns Erfassbaren. Gleichzeitig aber schleicht ein nicht zu definierendes Glücksgefühl den Rücken hoch, welches den Besucher auch noch nach dem Verlassen der Ausstellung im Nacken sitzt. Obwohl es leicht beängstigen mag, regt es dennoch bestädig zum Nachdenken an. Man beginnt sich zu fragen, welche Leben wohl hinter diesen Gesichtern stecken, welche Weltbilder sich wohl hinter den Bildern verbergen mögen. So beginnt man sich unweigerlich mehr für seine Mitmenschen zu interessieren, was ohne Zweifel eines der Ziele der Veranstalter gewesen ist. Außerdem wird einem die Einzigartigkeit jedes einzelnen Meschen erneut vor Augen geführt, was sowohl die Selbst- als auch die Nächstenachtung steigern kann.
Kunst verbindet, das ist eine allgemein anerkannte Tatsache, die sich wohl auch in diesem Fall beweist.

Collage

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