Kultur

“To see what the world looks like in photographs.”

Hannes Kerber
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In seinem neuen Photobuch “An Unexpected Omen” zeigt der Münchner Photograph Robert Brembeck seine Annäherungen an die Wirklichkeit. Eine Rezension.

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Eigentlich geht es immer um den, der nicht da ist. Denn der Münchner Photograph Robert Brembeck engagiert den Beobachter für die Hauptrolle. Die Photographierten spielen in den Photos, wenn überhaupt, nur als Komparsen mit. Sein neues Buch „An Unexpected Omen“, eine bunte Zusammenstellung seiner neueren Werke, steht vielleicht deshalb unter dem Garry Winogrand-Motto „A photograph is not what was photographed, it’s something else.“

Wie der US-Amerikaner Winogrand ist auch Robert Brembeck um die umsichtige und scheinbar schnörkellose Photographie der Straßen bemüht. Fast schon um ihre Dokumentation. Keiner der Portraitierten lächelt. Viele schenken dem Photograph gar keine Aufmerksamkeit. Überhaupt: Im ganzen Buch lächelt nur einmal jemand. Und er blickt aus dem Fenster auf die Münchner Burgstraße und nicht in die Kamera. Es geht in den Bildern immer um den, der nicht da ist, weil sich der Beobachter sofort nach der Chemie der Szenen fragt, in der die Bilder aufgenommen wurden. Wie groß ist der Grad der Inszenierung? Hat die Frau, die ihre Katze küsst, den Photographen vergessen? Wie konnte er sich so zurücknehmen? Weiß der Geist im Garten, dessen Photo das Cover schmückt, von dem, der hinter dem Vorhang steht und auf den Auslöser drückt? Würde Uwe Timm erschrecken, wenn er aufblicken und die Kamera bemerken würde?

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Im Mittelpunkt von „An Unexpected Omen“ steht die Reihe „Heimat“, aus der das Bild der Frau mit der Katze stammt. Hier entdeckt Robert Brembeck die Landschaft um Straubing und die Dörfer seiner Kindheit neu: Ein Bauer führt ein Pferd durch das Dorf. Eine Frau füttert Schweine. Eine Blaskappelle zieht durch das Bild. Eine Szene beim Friseur. Zwei Männer beim Nachmittagsbier. Mit dem paradox anmutenden Vermögen zum distanzierten Einfühlen, also zum scheinbar unbeteiligten Beobachten, nähert sich der Photograph den Dorfbewohnern. Die Wortverwandtschaft von „Heimat“, dem „Heimlichen“ und dem „Unheimlichen“ wird dabei offenbar. Ein anderes Motto von Garry Winogrand hätte ebenfalls für Brembecks umsichtiges neues Photobuch gepasst: “I photograph to see what the world looks like in photographs.”

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“An Unexpected Omen. Fotografien” von Robert Brembeck kostet 28 Euro. Es ist in der Buchhandlung Hans Goltz (Türkenstraße 36) oder über Brembecks Homepage erhältlich. Am Donnerstag, den 11. Februar, findet im halfs Schuhgeschäft (Feilitzschstraße 35) ab 19 Uhr die Buchpräsentation statt.

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