Anzeige, Tagebook von Ben & Jerry's

Für eine süßere Welt mit mehr Toleranz: Die Mission der Eismacher

Ben and Jerry

In München hielt der One Sweet World-Tourbus von Ben&Jerry’s zum letzten Mal – zumindest für dieses Jahr. Denn die Kampagne, mit der sich die Eismarke für mehr Vielfalt und Toleranz – und nebenbei auch mehr Genuss – einsetzt, soll auch im nächsten Jahr wieder gestartet werden. Wie in den zehn anderen Städten zeigte die Ben&Jerry’s-Crew im Beach38 den Film “Ziemlich beste Freunde” und verteilte große Mengen Eiscreme.
“Das leckere Eis sollte man sich aber erst einmal verdienen”, findet die Crew, weshalb sie vor jedem Kino-Event bei einer lokalen Initiative bei einem Gemeinschaftsprojekt mit anpackt: Mit Flüchtlingen in Leipzig bauten sie eine neue Unterkunft und halfen in Hamburg bei der Wasserinitiative von Viva con Agua aus. In München standen nun Renovierungsarbeiten auf dem Programm – diesmal aber nicht mit Flüchtlingen, sondern mit Sinti und Roma. Denn in München leben mehr von ihnen, als man vielleicht denkt: Viele leben schon seit Jahrhunderten in Deutschland und sind nicht mehr als Sinti und Roma “sichtbar”, andere wiederum halten ihre Identität bewusst zurück, um sich vor Diskriminierung zu schützen. Für Ben&Jerry’s eine Motivation, durch gemeinsames Handwerken Vorurteile abzubauen. Erneuert wurde der Gruppenraum der gemeinnützigen Organisation Madhouse, die seit fast 30 Jahren überregional eine ambulante Erziehungshilfe sowie seit 2010 eine Familien- und Eheberatungsstelle für Sinti und Roma anbietet.

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Die Jungs packen tatkräftig an: Der Konferenzraum im Madhouse wird neu gestaltet

Vielfalt in allen Facetten

“Madhouse passt gut zur One Sweet World Tour, weil die Organisation Vielfalt in allen Facetten aufzeigt und sich für Minderheiten engagiert, die schon seit Jahrhunderten diskriminiert werden”, sagt Britta Kollberg von der Amadeu Antonio Stiftung. Die Berliner Stiftung setzt sich für Zivilgesellschaft und demokratische Kultur ein und vermittelt Ben&Jerry’s für ihre Mission die bundesweiten Kontakte zu lokalen Initiativen. “Projekte wie die Tour von der Eis-Crew bringen’s einfach”, erzählt Britta Kollberg, “wenn man nach der gemeinsamen Gartenarbeit verschwitzt im Tomatenbeet sitzt und Eis isst, verbindet das im Hier und Jetzt. Da ist die Herkunft der einzelnen Helfer egal.”

Viele Sinti und Roma “outen” sich nicht als solche – aus Angst vor Diskriminierung

Dass die Herkunft aber doch oft eine Rolle spielt und Ursache für Diskriminierung ist, diese Erfahrungen machen Sinti und Roma tagtäglich. Vorurteile wie “die stehlen alle”, “die wollen nicht arbeiten” oder “die Zigeuner wollen sich nicht integrieren und sesshaft sein” sind gang und gäbe – und machen Behördengänge für Sinti und Roma oft zu einem demütigenden Erlebnis. Viele verheimlichen deshalb ihre Zugehörigkeit zu dieser Minderheit und haben Angst vor den Konsequenzen, wenn sie sich als Sinti und Roma “outen”. So ging es auch dem Gründer des Madhouse, Alexander Diepold, der in einem Heim aufwuchs und erst durch seine Arbeit mit Sinti und Roma Ende der 90er Jahre von seinen Wurzeln erfuhr. Damals war er bereits anerkannte Fachkraft für Heimerziehung und Leiter der stationären Einrichtung; er hatte Angst, dass ihm diese Qualifikationen aberkannt würden, wenn er sich den Sinti und Roma zugehörig bekennen würde: “Es kam zum Beispiel vor, dass sich ein Bankdirektor als Sinto outete und ihm daraufhin unterstellt wurde, unkorrekt zu arbeiten oder Dinge zu unterschlagen. Deshalb geben sich bis heute ganz viele gebildete Leute nicht öffentlich als Sinti und Roma zu erkennen.”

Zusammenhalt trotz Verschiedenheit: Sinti und Roma leben Vielfalt

Eine ähnliche Erfahrung machte auch das rumänische Roma-Ehepaar Iosif und Iovanca Gaspar, wie Iosif beim Verspachteln der Wand im Gruppenraum erzählt: “In meinem alten Job habe ich neun Jahre lang gearbeitet, bis ich mir von meinem Ersparten eine Eigentumswohnung kaufte. Als mein Chef davon erfuhr, kündigte er mir – weil ich Roma bin.” Nun fängt Iosif im Madhouse an: Als Übersetzer für Romanes hilft er Sinti und Roma, die kein Deutsch sprechen, bei Behördengängen oder Wohnungsvermittlungen. Zusammenhalt ist ein entscheidendes Merkmal dieser so heterogenen Minderheit, die unterschiedlichen Religionen angehört, verschiedene Traditionen pflegt und in vielen verschiedenen Ländern lebt. Doch die Sprache (Romanes) verbindet alle Sinti und Roma, ebenso ihre traditionellen Handwerkskünste wie etwa Geigen- und Gitarrenbau oder das Marionettentheater und ihr ausgeweitetes Familiensystem, in dem oft drei Generationen miteinander leben. Vor allem aber ist es die jahrhundertelange Verfolgungsgeschichte, die allen Sinti und Roma aus allen Ländern gemein ist und die bis heute präsent ist. “Das Trauma der Verfolgung sitzt tief und ist meist nicht aufgearbeitet – auch in der jetzigen jungen Generation ist es noch Thema. Hinzu kommt die Stigmatisierung, auf die Sinti und Roma in jedem Bereich auch heute ständig stoßen”, erklärt Nadia Wehrle, die in der Erziehungsberatungsstelle von Madhouse arbeitet. Die studierte Pädagogin beschäftigte sich schon lange mit dem Antiziganismus und war wegen ihrer aus Belgrad stammenden Mutter selbst schon damit konfrontiert: “Die Ämter nehmen mich als Beraterin für Sinti und Roma oft nicht ernst und beschuldigen mich sogar der Sippenhaft, weil sie ihrer ,Konstruktion des unzivilisierten Balkans’ derart verhaftet sind.”

Das Sinnvolle mit dem Schönen verbinden: Die One Sweet World Tour

Solche Vorurteile wollen Ben&Jerry’s überwinden, indem sie auch auf Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam machen, von denen man vielleicht nicht immer etwas mitbekommt. “Es macht einfach unfassbar viel Spaß, weil wir immer tolle Leute kennen lernen und gleichzeitig  etwas Sinnvolles machen”, sagt Dex, der seit sechs Jahren mit der Ben&Jerry’s-Crew jeden Sommer durch Deutschland tourt. “One Sweet World ist keine reine PR-Tour, weil wir auch schon ohne Presseaufmerksamkeit in Flüchtlingsheime gefahren sind und Eis verschenkt haben. Es geht uns darum, soziales Engagement ,schmackhaft’ zu machen; das Sinnvolle mit dem Schönen zu verbinden.”

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