Der Journalist und Autor Bernhard Heckler, Foto © Jakob Weber.
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“Wir wollen alle lieben und geliebt werden”: Bernhard Heckler im Interview zu seinem Debütroman

Stefanie Witterauf

Mit dem Roman „Das Liebesleben der Pinguine“ legt der Journalist Bernhard Heckler sein Debüt als Schriftsteller hin. Er verwebt die Geschichten von Nura, Niko und Franco rund um die Isar, an die Großmarkthallen und in Fitness-Studios unterschiedlicher Preisklasse. Aus wechselnden Perspektiven erzählt Bernhard auf 200 Seiten von Rückschlägen, absurden Zufällen und schneidet dabei so viele Themen an, wie es Luxussanierungen in München gibt.

Das Liebesleben der Pinguine: Der Debütroman von Bernhard Heckler, erschienen im Tropen Verlag.

Ein Gespräch über Sexdates gegen Einsamkeit, die Ernüchterung des Erwachsenwerdens und Pinguine in Badewannen.

MUCBOOK: Du schreibst als Journalist über Skifahren mit der Wii im Wohnzimmer, kommentierst das Leben von Jugendlichen während der Pandemie oder von einem Besuch einer Tabledance-Bar im Dorf Brenner. Gerade ist dein Debütroman „Das Liebesleben der Pinguine“ rausgekommen. Um was geht es da?

Bernhard Heckler: Der Grundgedanke des Buchs ist: Am Ende des Tages wollen wir lieben und geliebt werden. Das ist alles. Und es ist, wie immer schon, unendlich schwer. Und ganz nach diesem Motto begleitet das Buch den Strongman Franco, die Dating-App-Ghostwriterin Nura und den Herbalife-Influencer Niko bei ihren zum Scheitern verurteilten Versuchen, die Kontrolle über ihr Leben und ihre Gefühle zu behalten.

Die Geschichte startet im Jahr 2001, dann springst du ins Jahr 2019. Das ist sozusagen die Zeit von einmal Erwachsenwerden und ungewöhnlich für einen Coming-of-Age-Roman. 

Im Buch werden diese 18 Jahre absichtlich übersprungen. Man lernt die Figuren in ihrer frühen Jugend kennen und trifft sie dann zwei Jahrzehnte später wieder, als sie schon erwachsen sind und einen Schmerz fühlen darüber, wer sie geworden sind und wer sie nicht mehr sein können. 

Du wirst dieses Jahr dreißig. Was wirst du am meisten an den Zwanzigern vermissen?

Meinen Zwanziger-Stoffwechsel. Jetzt heißt es: Form halten, so gut es geht. 

Und was am wenigsten?

Das Pleite sein am 20. jedes Monats. Und meine Außenbandrisse alle sechs Monate während meiner „Fußball-Karriere“.

Du hast in München, Regensburg, Istanbul und Wien gelebt. Heute lebst du wieder in München Ist es der Ort, an dem du bleiben willst? 

Hier sind meine Familie und meine Freunde. München ist der Ort, an den ich immer wieder zurückkehren will von meinen weltweiten Lese-Tourneen der Zukunft. 

Wenn man in anderen Städten lebt und sagt, dass man aus München kommt, dann wird oft über Bayern abgehatet. Warum wird München so gehasst?

Auf den ersten Blick ist es bräsig und geldig, das kann man schon hassen, wenn man sich für Klischees interessiert. Außerdem hat München viel erlebt, war vielleicht sogar eine Zeit lang der heißere Scheiß als Berlin – ungefähr zu der Zeit, als David Bowie und Freddie Mercury in der Stadt waren, auch schon wieder lang her – und muss nichts mehr beweisen, das führt zu einem gewissen „Über den Dingen stehen“, das hier und da mit Arroganz verwechselt wird. 

Verteidigst du dann die Stadt?

Nein. Als echter Münchner lächle ich über den Dingen stehend alle Kritik freundlich weg.

Niko reist nach Istanbul, dort riecht es nach frittierten Muscheln und Benzin. Welchen Geruch hat München? 

Zuckerwatte, Bier, dezente Note von Bergamotte und Orange. Da, wo ich jetzt wohne: Schlachthof.

Was deine Figuren gemeinsam haben, ist eine „innere Einsamkeit“, die sie teilweise versuchen „an technischen Geräten“ zu stillen, wie durch Online-Dating auf Tinder oder Sexdates auf Grindr. Ist das so ein Generationending?

Die innere Einsamkeit in manchen Lebensphasen ist universell, würde ich meinen – die technischen Geräte, um sie zu lindern, gibt es natürlich noch nicht so lang.

Und klappt die digitale Behandlung von Einsamkeit?   

Ich glaube schon, dass die ganzen Apps vielen Menschen helfen, besonders denen, die spezielle Vorlieben haben oder im echten Leben schüchtern sind. Ich finde es ausschließlich gut, dass es diese Apps und Foren gibt. 

Hand auf Herz, was ist deine tägliche Bildschirmzeit am Smartphone?

Mindestens drei Stunden. Weitere Bildschirme: Laptop, Fernseher. Insgesamt locker acht Stunden pro Tag. Nicht selten mache ich die zehn Stunden voll. 

Ist das mehr oder weniger seit Corona?

Deutlich mehr.

In deinem Roman beschreibst du, wie es sich anfühlt einen Pinguin in die Badewanne zu heben. Hast du selbst schon einen angefasst?

Bisher noch nicht. Meine Anfrage beim Tierpark Hellabrunn für einen Recherche-Besuch war leider erfolglos. Aber das kann ja noch werden!

Auf dem Buchrücken wünscht Heinz Strunk, Autor von „Der goldene Handschuh“ Bernhard Heckler „Viel Erfolg“, da schließen wir uns an und freuen uns, wenn er uns irgendwann ein Selfie im Pinguin-Gehege in Hellabrunn schickt.

Wenn ihr „Das Liebesleben der Pinguine“ lesen wollt, dann haben wir noch ein Gewinnspiel für euch. Drei Exemplare verlosen wir bis zum 31.3., lasst uns dafür einfach unten einen Kommentar stehen. Die Gewinner*innen werden per Mail benachrichtigt.


Beitragsbild: © Jakob Weber

7 Comments
  • helke röderer
    Posted at 12:08h, 24 März

    Ich möchte gerne mehr über das „Das Liebesleben der Pinguine“ erfahren.

  • Monika Neumeier
    Posted at 16:51h, 24 März

    Ui,das Buch fehlt mir in meiner Pinguin Sammlung ✌

  • Annemarie
    Posted at 10:25h, 25 März

    Jippi les ich gerne !

  • Andreas Delfs
    Posted at 15:38h, 25 März

    Ich bin sehr gespannt, ob der recht junge Autor es schafft, etwas substantielles über innere Einsamkeit junger Erwachsener in einem unterhaltsamen Roman unterzubringen

  • Tanja Hammerschmidt
    Posted at 20:17h, 25 März

    ei, ei, ei… was sehen da meine augen ( ͡️ ͜ʖ ͡️)
    da fühl ich mich gleich verpflichtet mitzumachen.
    ¯\_( ͡️ ͜ʖ ͡️)_/¯ keine ahnung, ob mich die
    glücksfee ziehen wird, aber wer es nicht versucht,
    der kann auch nicht gewinnen, oder ( ͡️ ͜ʖ ͡️)
    daumen sind feste gedrückt

  • Nadine Petz
    Posted at 20:39h, 27 März

    Hört sich wirklich gut an!

  • Anna
    Posted at 14:38h, 28 März

    Darüber würde ich mich sehr freuen! Klingt super 🙂

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