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Und dann kam Mucki

Stefanie Witterauf

Erst hat sich die Tapete verändert, dann der ganze Raum, jetzt auch noch der Name und die Besitzerin des Hoover & Floyd. In der Ickstattstraße zwischen dem Arena Kino und der Lola Bar ist nun das Mucki & Floyd.

Und mit Mucki hat das Café wieder die Chance, ein charmanter Ort für Kaffee, Kuchen oder für eins bis vier Weinschorlen zu werden.

© Stefanie Witterauf

Gemütlich war das Hoover & Floyd ja schon immer. Zusammengewürfelte Möbel, Sessel in Vintage-Optik, bisschen Krimskrams mit Samt und so weiter.

Aber dann war Marijana weg, die das Café geleitet hat. Niemand hat seine Gäste so gut gekannt, so gute Laune versprüht wie sie. Auch bei Beziehungszoff oder allgemeinem Weltschmerz war sie immer für einen da. Hatte einen Rat, hat zugehört und hat es geschafft, die Dramatik aus dem Moment zu nehmen. Wie in so amerikanischen Kitsch-Serien hat sie dem Café eine Seele gegeben.

Und dann war sie weg. Die, die das ganze Viertel gekannt hat, alle gegrüßt hat und es geschafft hat, aus der Café-Bar einen Lieblingsort zu machen. Und aus mir einen Stammgast.

© Stefanie Witterauf

© Stefanie Witterauf

Aber jetzt kommt Mucki.

Zusammen mit ihrer Familie, die vom Ammersee kommt. Ihre Eltern, ihre Geschwister, ihr Neffe, die immer nett grüßen, die die kleinen Tische mit Goldspray umgefärbt haben oder ihr geholfen haben, die Tapete mit einem Grünton zu überstreichen (den ich leider nicht weiter benennen kann, aber ich mir sicher bin, dass die Artdeco und andere Interior-Magazine schon Artikel dazu veröffentlich haben). Sogar ihr fünf Jahre alter Neffe Valentin packt beim neuen Familienprojekt mit an.

Eigentlich heißt Mucki gar nicht Mucki, sondern Helena, aber alle nennen sie Mucki. Als gelernte Schneiderin hat sie die Schürzen mit alten Stoffen selbst genäht.

Als Aushilfe gestartet

Angefangen hat sie in dem Café als normale Aushilfe, um Erfahrung in der Gastronomie zu sammeln. Meine erste Begegnung mit ihr war eines Abends, als ich noch auf der Suche nach einem Stück Kuchen für meinen Mitbewohner war, der an diesem Tag Geburtstag hatte.

Reingestolpert bin ich und habe zu meinem Kuchenstück noch einen Graupensalat bekommen, den mir Mucki geschenkt hat, weil sie ihn sonst weggeworfen hätte. Über den hat sich mein Mitbewohner dann sogar mehr gefreut als über den Kuchen.

Schon immer wollte sie ein Schneider-Café eröffnen, also ein Café mit integrierter Schneiderei. Ihre beiden Leidenschaften vereint. Geplant war, im kleineren Raum Nähmaschinen aufzustellen – aber der Traum ist ein wenig an der Praxis zerplatzt.

Sie habe gemerkt, dass man sich entscheiden muss – Gastro und Schneiderei an einem Ort kombiniert, das würde nicht richtig funktionieren. “Wenn du ein Café hast, dann musst du für deine Gäste da sein”, sagt Mucki.

© Stefanie Witterauf

© Stefanie Witterauf

Name, Schürze, Karte

Geändert hat sich im Laden noch mehr als die Schürzen und der Name. Beispielsweise die Karte. Es gibt jetzt das ungesunde Frühstück, eine Tasse Espresso serviert mit einer Schachtel Zigaretten.

Muckis Mutter hat am Ammersee Zwetschgenbäume, die sie fleißig erntet und als Datschi oder eingekocht als Marmelade ins Café liefert. Noch steckt Mucki in der Ausprobierphase: Wie sich die Küche und die Getränkevariationen weiter entwickeln, das weiß sie selbst noch nicht genau.

Aber es bleibt ein Ort des Wohlfühlens. Und wo fühlt man sich wohler, als wenn jemand da ist, der sich irgendwie für dich interessiert.

© Stefanie Witterauf

Mehr miteinander reden

Genau das ist auch ein Aspekt, der Mucki sehr wichtig ist. “Ich will, dass die Leute wieder mehr miteinander reden. Und nicht zwei in der einen Ecke, zwei in der anderen Ecke sitzen”, sagt die 26-Jährige. Sie meint, die Menschen sollen sich wieder im Real Life kennenlernen und nicht übers Internet.

Deswegen hat sie sich verschiedene Konzepte überlegt: Jeden Donnerstag ist Aperitif-Abend. Für einen Aufpreis von fünf Euro kann man am Buffet schlemmen und bei entspannter Atmosphäre andere Aperitif-Gönner kennenlernen.

Gemeinsam essen

Am Sonntag fand zum ersten Mal das gemeinsame Essen statt, dass regelmäßig jeden dritten Sonntag im Monat geplant ist. Für etwa zehn bis fünfzehn Euro gibt es „ein Gericht und eine Uhrzeit und dann wird zusammen gegessen“ an dem großen runden Tisch im Café. Anmelden kann man sich über Facebook, per Telefon oder auch einfach vorbei kommen.

Diesen Sonntag hatten sich schon zwölf Leute angemeldet, was ein biblisches Bild in meinen Gedanken aufploppen lässt. Ob es das nächste Mal selbstgemachte Kürbis-Gnocchi mit Granatapfel geben wird, da ist sich Mucki noch unsicher. Vielleicht wird es auch was ganz anderes.

Richtig durchkonzeptet ist der Laden eben nicht – das war er auch noch nie. Ein bisschen merkt man das auch an der Playlist, denn die ist auch nicht immer Coffee-House-Style, sondern hat auch ein paar Ausreisser: Statt DJ-Sets können brasilianische Rhythmen oder auch die Backstreet Boys kommen.

Iss mit Mucki

Ihr wollt Mucki kennenlernen? Wir verlosen für Sonntag, den 18. November ein gemeinsames Essen am runden Tisch im Mucki & Floyd. Zusammen mit anderen Münchner*innen speist ihr und lernt neue Leute kennen. Kommentiert einfach unter diesen Beitrag, warum ihr gewinnen wollt. Die Gewinner*in wird dann per Mail benachrichtigt.


In aller Kürze:

Was? Mucki & Floyd

Wo? Ickstattstraße 2, 80469 München

Wann? Öffnungszeiten: Di-Mi 16-24, Do 16-1, Fr 13-1, Sa 10-1, So 10-18

Mehr: www.hooverundfloyd.de


Fotos: © Stefanie Witterauf

11 Comments
  • Susi
    Posted at 16:50h, 23 Oktober

    Ich wäre gerne am Runden Tisch bei Mucki & Floyd dabei, weil ich das Konzept großartig finde. Und wenn das Essen auch noch so lecker ist wie es auf den Bildern aussieht, kann ich mir durchaus vorstellen, dort jeden 3. Sonntag im Monat (und vielleicht auch noch den einen oder anderen Abend zwischendurch) zu verbringen.
    Danke für den Tipp!

  • Betina Schöttl-Wagner
    Posted at 22:13h, 23 Oktober

    …weil ich die Hellmanns liebe , Essen liebe, das Hellmann‘sche Essen liebe und weil ich ein bisschen Sehnsucht nach der Weltstadt mit Herz habe.

  • Anna Schatz
    Posted at 23:54h, 23 Oktober

    Essen, bei denen man sonst niemand kennt, finde ich einfach immer spannend!

  • Klaus Allisat
    Posted at 01:50h, 24 Oktober

    Ich bin neu in der Gegend und freue mich darauf neue Bekannte bei Mucki zu machen und wenn das Essen lecker ist – umso besser 😉

  • Anastasia Smily
    Posted at 10:15h, 24 Oktober

    Wäre super das Konzept kennenzulernen

  • Antje
    Posted at 16:48h, 24 Oktober

    Ich habe schon einmal bei einem Dine Around mitgemacht. Das war aber nicht so entspannt, weil viele das eher als Speeddating nutzten. Insofern gefällt mir die Idee hier, völlig entspannt mit anderen zu Abend zu essen. Alleine essen macht einsam und dick.

  • Birgit Obermeier
    Posted at 21:18h, 24 Oktober

    Ich würde sehr gerne mal die selbstgemachten Kürbis-Gnocchi mit Granatapfel probieren, bin aber auch für alles andere offen, solange die Gesellschaft nett ist und das scheint hier eindeutig der Fall zu sein. Sehr schöne Idee!

  • Andi Bär
    Posted at 10:14h, 26 Oktober

    Ich möchte auch gerne bei und mit Mucki essen. Was sie da anbietet, ist meines Wissens einmalig für München. Oder kennt Ihr noch mehr?

  • Bella Zimmermann
    Posted at 17:20h, 26 Oktober

    Ich will auch Mucki kennenlernen. Es ist doch viel schöner in einer Kneipe, wenn der Inhaber sich nicht nur für Geld, das die Gäste dalassen, sondern auch für die Gäste selber interessiert.

  • Jan Krattiger
    Jan Krattiger
    Posted at 14:28h, 29 Oktober

    Liebe Susi,
    unsere Losfee hat ihres Amtes gewaltet und einen Namen aus dem Topf gezogen – das war deiner 🙂 Wir leiten deinen Kontakt an Mucki weiter und du wirst alsbald mit allen nötigen Infos versorgt. Viel Spaß beim sonntäglichen Genuß! 🙂

  • Freddy Gonzalez
    Posted at 21:59h, 30 Oktober

    Huhu! War grade in der Bar und muss sagen, sie ist toll! Wäre also auf ein Wiedersehen sehr froh 🙂 Hab sogar grade den Vater von Mucki kennengelernt…Bam!

    Gruß, Freddy

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