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Yung Hurn im Crux oder: Warum zur Hölle hört jemand diese Musik?

Jan Rauschning-Vits
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Yung Hurn… Wie soll man da anfangen? Jemandem diesen Künstler und seine Musik zu beschreiben, der noch nie ein Video des österreichischen Rappers gesehen hat, ist fast unmöglich. Dies ist der verzweifelte Versuch, Yung Hurns Musik zu beschreiben. Wer zwischendurch keine Ahnung hat, was ich hier schreibe, kann zum Ende dieses Textes springen und YouTube feat. Yung Hurn sprechen lassen.

Angefangen hat es wohl mit Moneyboy. Wer auch keine Ahnung hat, wer Moneyboy ist, sollte es jetzt lieber ganz sein lassen. Dieser Boy mit dem Money, wie manche – aber vor allem er sich selbst – nennt, hat Erfolg mit dem Nichterfolg. Er ist scheinbar schlecht und untalentiert und hat sich dennoch in den letzten Jahren ein solides Business und eine Marke aufgebaut. Keiner weiß so recht, ob er es wirklich ernst meint.

Da entsteht eine echte Bewegung

Mit Moneyboy kommt seit Kurzem eine ganze Generation von Swag-Rappern und Ösi-Hoppern, die offenbar den ganz anderen und merkwürdigen Stil Moneyboys kopieren und verändern. Wiener Akzent und schiefe Reime sind voll im Trend. Die Namen der Künstler sind ebenso schwer ernst zu nehmen wie das “Movement” an sich. Hustensaft Jüngling oder Medikamenten Manfred, die sich zu Moneyboy in etwa wie Crabbe und Goyle zu Malfoy verhalten, sind zusammen ungefähr 25 Jahre alt und verbringen ihre Jugend in einer Facebook-Gruppe namens “Hustensaft Jüngling & Medikamenten Manfred”, wo sie mit circa 850 Gleichgesinnten ihre trashige Kunst abfeiern.

Dass die beiden, wie ihre Vaterfigur Moneyboy, tatsächlich Erfolg haben, liegt wohl an dem Talent für den Umgang mit den sozialen Netzwerken. Oder es gibt tatsächlich Leute, die diesen Scheiß gerne hören. Es drängt sich aber der Verdacht auf, dass die Kunst des Herren und der zwei Buben eher humoristisch als musikalisch ist.

Soviel zum Ösi-Rap aus Sicht eines hochnäsigen Piefke.

Jetzt zu Yung Hurn. Er zelebriert in seinen Texten das gleiche von Drogen geprägte Leben wie seine Landsmänner. Über weite Strecken ist es schwer, ihn zu verstehen, da er offensichtlich so dermaßen dicht ist, dass er kaum einen verständlichen Satz herausbringen kann. Vielleicht ist das nur Show – wahrscheinlich ist es ein bisschen was von beidem. Seine Texte scheinen, obwohl trivial und absurd, eine simple Genialität zu besitzen, die ihn weit über die Landesgrenzen des kleinen Bergstaats bekannt gemacht haben. Ich hab’ keinen Schein, nur Geldschein, ruft er gleichzeitig dem Fahrkartenkontrolleur im Song “Wiener Linien” und seinen Fans zu.

Der Audiotune bringt die nötige Trashigkeit, Beats dazu und ein selbstgemachtes Video – fertig ist ein Yung Hurn Track.

Wer noch immer denkt, dass alles sei nicht ernst gemeint oder keiner interessiere sich für Yung Hurn, der sollte mal die Augen aufmachen, denn er ist mittlerweile überall. Noisey, Arte und 1LIVE beschäftigten sich schon mit dem jungen Mann von der Live From Earth Gang. “Cloudrap” nennen die Journalisten seine Musikrichtung und beweisen damit ihre unendliche Ignoranz. Diesen Sound, den wohl kaum ein gestandenes Plattenlabel releasen würde und der daher nur über die Selbstvermarktung und damit über das Internet verbreitet wird, schlicht nach seinem Medium zu benennen, ist arm und erfasst den Kern der Musik nicht ansatzweise.

Yung Hurns Texte sind nah an der Jugend dran. Sich mit ihm zu identifizieren, fällt sehr viel leichter, als bei einem Testosteron getriebenen Gangsterrap-Gorilla aus Berlin. Dennoch ist er rotzfrech und arrogant, wie man es von einem richtigen Rapper erwartet. Er bleibt aber authentisch und funktioniert so wohl wie alle anderen, die mit YouTube berühmt geworden sind. Und im Vergleich zu den “Stars”, deren kreative Leistung darin liegt, die Produkte eines Einkaufs bei Rossmann zu beschreiben, kann Yung Hurn doch noch ein bisschen mehr.

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Wer nun dem Generation Y-Rapper bei seiner Arbeit zusehen möchte, sollte sich noch eines der letzten Tickets für sein Konzert im Crux sichern. 

 


Infos in aller Kürze:

Was? Yung Hurn und Lex Lugner Live
Wann? 17. Dezember 2015
Wo? Crux, Ledererstraße 3
Wie viel? 15 Euro

Fotocredits: Screenshot Youtube

1Comment
  • Z Zum Öpfle
    Posted at 12:15h, 14 Juni

    Ich verstehe nicht was dein Problem ist, die Lieder Yung Hurns sind auf ihre eigene Weise genial. Er drückt in seinen Liedern genau das aus was er fühlt, und worauf er gerade Bock hat was er auch schon in Interviews erklärte. Dazu gibt es freshe Beats die zum tanzen anregen und man kann in allen Texten auch Dinge erkennen, welche man leicht aus Situationen im eigenen Leben wiedererkennen kann, ob das der Konsum von Drogen/Alkohol, Hass gegenüber der Polizei, oder Probleme in der Liebe sind(Opernsänger). Und niemand kann mir erzählen dass ihm so etwas noch nie passiert wäre! Deshalb kannst du ihn auch nicht als rotzfrech bezeichnen nur weil er Gedanken, bei denen andere nicht die Eier haben sie auszusprechen, in seine Lieder verpackt! Und natürlich nimmt ihn kein großes Label auf, da er mit seiner Musik nicht auf Profit konzentriert ist und einfach nur tut was ihm Spaß macht. Er bringt komplett neuen Wind in die deutsche Rapszene, da er sich von Imagerap ziemlich distanziert, vielleicht gibt es mal Übertreibungen aber wie er selbst sagt:”Ich ziehe keine 22 Gramm, aber vielleicht zwei” (Yung Hurn in einem Interview bei Puls). Im Endeffekt muss man sagen, dass jeder seinen eigenen Musikgeschmack haben darf.

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