Leben, Sport

Rugby oder mein Kampf gegen Kälte, Dunkelheit und Dreck – ein Feldversuch

Stefanie Manna

Die Uhren Münchens zeigen 19 Uhr an, es ist Mitte Oktober, kalt, dunkel und Nebel zieht auf. Ich stehe in Sportmontur auf dem Trainingsfeld der Münchner Frauen-Rugbymannschaft und frage mich, was an Yoga eigentlich so schlimm ist. Es ist bereits so dunkel, dass man kaum noch etwas erkennt. Die Rugby-Männer neben uns haben Flutlicht, wir trainieren daneben im Schatten, da unser eigenes Feld umgebaut wird. Doch noch bevor ich tiefer in Selbstmitleid versinken kann, werde ich von der Trainerin dem Team vorgestellt, und los geht es.

Rugby: 25 push-ups now!

Um ehrlich zu sein, habe ich mich noch nie mit Rugby auseinandergesetzt. Nur einmal und zwar auf dem Gameboy meines Bruders und dem Spiel „Asterix & Obelix“. Immerhin etwas! Die Grundregeln sind nicht so schwierig wie vermutet – es wird mit Füßen und Händen gespielt, der Ball ist eiförmig und wird nicht in, sondern über das Tor geschossen.

Auf Kommando der Trainerin schnappen sich zwei die Tackle Bags, während wir anderen versuchen müssen, mit dem Ball zwischen den Gegnern hindurchzukommen, um ihn dann an unsere Partnerin zu passen. Das klappt überraschend gut, auch wenn ich das Zielen noch üben sollte. Die Zwischenrufe und Anweisungen der Trainerin kommen abwechselnd auf Deutsch, Englisch, ab und an Französisch. Pourquoi? Es ist zwar das Münchner Team, doch die Mitglieder kommen eher aus den Teilen Europas, in denen Rugby Nationalsport ist, also unter anderem Frankreich und England. Vor allem der britische Akzent/british accent, das Wetter und die Stutzen geben mir die romantische Illusion, gerade an einer Schule in England zu trainieren, lovely! Plötzlich werde ich aus meinen Träumen gerissen: „25 push-ups now!“ Alle werfen sich auf den Boden, und während sich meine Hände im kalten, nassen Rasen abstützen, bin ich doch ganz froh, keine englische Schülerin zu sein.

Nach kurzer Pause dürfen wir sprinten, um anschließend alleine einen schweren Tackle Bag von A nach B zu pushen. Leider habe ich nicht wie alle anderen Nocken an den Schuhen, weshalb ich unwillkürlich immer wieder auf dem feuchten Rasen ausrutsche. Doch auch ein blindes Huhn findet mal Grip, und so meistere ich auch diese Trainingseinheit. Ohne Bravour, aber immerhin.

Tackling? Ach was, das geht auch ohne Mundschutz…

Mittlerweile ist mir warm und ich finde Gefallen an diesem mir so fremden Sport. Doch während ich vor mich hin grinse, packen meine Mannschaftskolleginnen ihren Mundschutz aus und stecken ihn zwischen die Zähne. Nächste Übung: Tackling! Ich frage vorsichtig nach, ob die Übung auch ohne Mundschutz machbar ist. Meine Trainerin beschwichtigt mich mit den Worten, dass ich nicht ganz so fest umgeworfen werde … Na dann. Bei dieser Übung muss man versuchen, am Gegner vorbeizulaufen, während dieser mit beiden Armen deine Oberschenkel schnappen soll, um dich umzuwerfen. Ich lande unzählige Male im Dreck, und auch wenn es ab und zu erschreckend laut in meinem Rücken kracht, macht es trotzdem Spaß, einfach wild zu sein.

Wir trainieren 1,5 Stunden, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Denn ehe ich mich versehe, ist das Training vorbei und wir bilden Arm in Arm noch einen abschließenden Kreis. Mit den Rufen „Blau-Weiß – MÜNCHEN, Blau-Weiß – MÜNCHEN!“ verabschieden wir uns und gehen erschöpft, aber zufrieden in die Kabine zurück.

Das Training war abwechslungsreich und sogar für Laien wie mich machbar. Wer sich für ein Probetraining interessiert, kann zu den Trainingszeiten einfach beim München Rugby Football Club vorbeikommen und mitmachen. Das kann ich nur empfehlen!