Aktuell, Stadt

2 die nicht passen – das Hearthouse und die Kreativen

Das exklusive Konzept des Private Member Clubs läuft in Berlin erfolgreich und wird seit einem Jahr auch in München erprobt. Heute kommt rein, wer kreativ ist und das nötige Kleingeld hat – so das erklärte Credo. Warum ein Private Member Club für Kreative in Berlin funktioniert, aber in München nur eine weitere Möglichkeit der geldigen Elite ist, sich zu profilieren, haben wir uns angesehen.

  1. Das SoHo House in Berlin – ein intellektueller Swingerclub für Kreative

Die Idee kam aus London, wo 1995 der erste SoHo Social Club eröffnete. Mittlerweile gibt es erfolgreiche Dependancen unter anderem in Istanbul, New York, Barcelona und Toronto. 2010 kam Berlin dazu.

 

Vor der Eröffnung machten sich die Medien zunächst lustig: Eine Stadt voller Kreativer braucht doch keinen exklusiven Member Club. Doch bereits ein Jahr nach der Eröffnung des Private Member Clubs gab es über 2000 Mitglieder und eine sehr lange Warteliste.

Wer reinkommen will, muss in der Kreativwirtschaft was zu sagen haben. Politiker wie Banker mit Krawatte und Hemd sind verpönt und wer viel Geld bietet, um die Aufnahme zu beschleunigen, wird sowieso auf die schwarze Liste gesetzt. Hier stieg Madonna bereits ab und Til Schweiger hängt mit Sigmar Gabriel ab um sich über Flüchtlingspolitik auszusprechen. Ohne dass getuschelt wird oder geglotzt. Im Gegenteil: hier wird genetzwerkt und gearbeitet. Dafür stehen immerhin überall Docking Stations bereit, denn Laptops gibt es mehr als in einem Apple Store, wie Micky Beisenherz vom Stern weiß. Trotzdem geht das Konzept der Exklusivität auf, mitunter auch weil sich in so einer großen Stadt wie Berlin alles ständig verläuft. Ein Wohnzimmer in dem sich alle Kreativlinge treffen, kam also gerade recht.

Das SoHo House Berlin in Kürze:
8 Stockwerke, Dachterrasse mit Pool, Spa Bereich, Fitnessstudio, Hotel mit 65 Zimmer, 20 Lofts, Restaurants, Bars, Bibliothek, Partyräume, Privatkino mit 30 Plätzen
Einrichtung: edles, britisches Design, schweres Leder und Samtbezüge
Für die Aufnahme… Muss man 900 Euro im Jahr (weitere Abstufungen) hinblättern. Ein Gremium entscheidet, wer geeignet ist und zwei Member bürgen für den Neuling.
Was es dafür gibt: Eintritt und das Recht pro Tag drei Freunde mitzunehmen – und ein Kreativnetzwerk


  1. Das HEARTHOUSE in München – so lieb mich doch endlich!

Den Heart Club gibt es in der Alten Börse am Lenbachplatz ja schon länger. Seit genau einem Jahr befindet sich zudem in den beiden oberen Stockwerken das Hearthouse – Münchens erster Private Member Club. Gegründet haben ihn Daniel Laurent, Nikias Hofmann und Ayhan Durak, die auch das Baby! betrieben und noch Lenbachs & Söhne führen.

Hearthouse RestaurantÜber eine Wendeltreppe erschließen sich im ersten Stockwerk ein Restaurant in sehenswertem Design, die Circle Bar mit verspiegelter Decke und ein Club, sowie mehrere Räume, die man für Anlässe mieten kann. Im zweiten Stock gibt es den Social Room mit Bar in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre sowie weitere Mieträume. Hier werden Lesungen, aber auch kleine Konzerte, wie von Charly Bravo, und Vorträge von meinem ehemaligen Kunstprofessor (???!!!) gegeben.

 

Das Publikum? Genau so, wie man es sich für Münchens Private Member Club vorstellt: vorwiegend in Sakko und High Heels. Und obwohl mehrere Mitarbeiter die gute Mischung des Publikums loben, kommen wir nicht umhin die Kreativen in jedem Winkel des Hearthouse zu suchen. Wahrscheinlich verkleiden sie sich mit Krawatte, maßgeschneiderten Anzügen und Spitzenblüschen. Und wahrscheinlich kann man FC-Bayern Spieler einfach zu ihnen zählen. Philipp Crone von der SZ formulierte es ganz richtig. Ob das Konzept aufgeht, hängt einerseits von der Gastronomie (sowohl Küche als auch Drinks sind top, aber teuer) und den Gastgebern ab – andererseits eben auch vom Publikum und da schaut’s eher einseitig schischimäßig aus.

Circle Bar HearthouseÜber 900 dieser Vertriebler, ach entschuldigt, „Münchner Kreative“, haben bereits eine dieser metallenen Membership Karten bekommen. Und immerhin: auch in München gibt es genug Unternehmer, denen ganz heiß im Höschen wird, wenn sie es durch die Pforte in die oberen Stockwerke des Hearthouses geschafft haben.
Allein, was uns am Ende des Abends nicht aus dem Kopf will: warum zur Hölle arbeitet der Barkeeper vom Wolf jetzt hier? Und wo versteckt sich das Kino, das Fitnessstudio, der Wellness-Bereich und überhaupt – der Rooftop-Pool, wenn man doch auch 900 Euro im Jahr zahlt?


Das HEARTHOUSE in Kürze:

2 Stockwerke (ohne den freizugänglichen Bereich im Erdgeschoss), Bar, Restaurant, Club und Separée
Einrichtung: dunkle, vorwiegend kühl-geometrisches Interieur, wärmer wird’s im Tagesbereich dem „Social Room“ im 2. Stock
Das kostet’s: 900 Euro im Jahr (plus weitere Tarife). Ein Gremium stimmt über die Aufnahme ab.
Was es dafür gibt: exklusiven Eintritt von Mittwoch bis Samstag und Eintritt für drei Gäste eines Members, gute Cocktail für 13 bis 15 Euro und ein exklusives Veranstaltungsprogramm – mitunter mit LMU-Professoren???

 

(c) Fotos: Ronja Lotz

Tags:
, ,
1Comment
  • L.
    Posted at 21:44h, 21 Februar

    Liebe Ronja,

    Ich halte deine Ausführungen zum Hearthouse für sehr tendenziös.
    Warum?
    Du schließt aus einem Besuch?!, dass das HH von “schischimäßigen” Personen frequentiert wird?
    Und berichtest über die Absenz von Kino, Fitness, Wellness und Rooftop…

    Ich kann dir versprechen, dass die 900 “Vertreiber oder Münchner Kreative” größtenteils tolle Menschen sind, mit denen man sich gern unterhält und feiert.
    Eine Personenmenge in dieser Höhe zu pauschalisieren, halte ich für unklug&doof.
    Das HH ist eben nicht nur Feiern und gut Essen, sondern ein wöchentliches Programm mit Vernissagen, Vorträge von Personen aus Wissenschaft&Wirtschaft, Live Musik, Sport Programm, Show Cooking… Dinge die Personen von außerhalb nicht sehen&nicht verstehen können&Das ist Gut so!

    Liebe Grüße

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons