Kultur

“40 ist das neue 30” mit Pierre Henry oder: Discoglitzer statt CSU.

PierreHenry_Autogramm

Die neue Interview-Talkrunde, exklusiv für Mucbook, exklusiv mit Pierre Henry, den nagelneuen Funkysternen am Pophimmel. Was Moritz von Uslar in 99 Fragen abhandelt, schaffen Ina Hemmelmann und Laura Höss in 40. Ein buntes Potpourri aus knallharten Fakten und weichen Wünschen, steilen Thesen und groben Scherzen.

Das Setting: Die Fragestellerinnen stimmen sich modisch auf die Talkgäste ein, Glitzer darf im Pop-Outfit nicht fehlen, das ist klar. Für unmittelbare Nähe zu den Fans, um tatsächlich echte, wahrhafte Liveness einzufangen und möglichst umfassende Authentizität zu transportieren, steht als krönender Abschluss der Talksession ein Video-Short-Clip-Dreh – live und hautnah.

Wir starten hart – und wollen VIER Fakten zu Pierre Henry wissen: wahrhaftig, unverblümt, direkt. Gleich mit den ersten Antworten geben Pierre Henry Vollgas und halten die Erwartungslatte hoch:

“Sex” – Sie wissen, wie man die Aufmerksamkeit der charmanten Interviewenden sofort in den Bann zieht, oh ja. Profis am Werk. Wobei…. “Na das ist aber nicht wirklich innovativ…” “Stimmt.” Selbstkritisch sind sie also auch noch, die Jungs. “DISCO!” Einstimmiges Nicken von Pierre und Henry. Oder Henry und Pierre, denn wirklich auseinanderhalten kann man die beiden ohnehin nicht. “Münchner Freiheit…..”, sinniert Henry noch. Aha, die glitzernden Achtziger, als München schick, frivol und die meiste Zeit champagnerbesoffen war, sind hier wohl eindeutig Referenzpunkt.

Fehlt noch ein viertes – “Schweiß”. Einstimmige Einigkeit, traute Übereinkunft. Ganz so wie das sein muss, bei einem Popduo im Bühnennebel.

Zwischendurch erfolgt eine kleine Nachhilfeübung in Mathematik. Wir stellen – ganz im Zeichen des Formatmottos – 40 Fragen, 4 mal 10, 10 mal 4, ganz einfach eigentlich und ergibt nicht 30. Doch die Lust auf dröge Zahlenspiele hält sich bei allen Beteiligten in Grenzen und wir fahren fort mit: Pop! VIER steile Thesen zur aktuellen Lage des Pop: Musikalisches Wagnis oder monotone Hintergrundbeschallung?
Pierre: “Ich würde unsere Musik zunächst einmal abgrenzen von der aktuellen Popmusik”. “Ich würde sie nicht abgrenzen, im Gegenteil, ich würde eine Verbindung schaffen zwischen Popmusik und aktueller Kunst.” Einig sind sich die zwei auch beim Geltungsanspruch ihrer Musik. Disco meets Kunst – sexy!

Jetzt aber mal im Ernst: Ist Pierre Henry nun Pop oder nicht? “Wir machen keine typische Popmusik wie sie im Radio läuft, auf Bayern3 oder so, und da wollen wir auch nicht hin – gleichzeitig möchten wir schon, dass sich unsere Musik kommerziell verkauft. Vielleicht lieber “Pop” im Sinne von populär.”

Wahnsinnig durchdacht und ganz beiläufig schütteln sie diese Weisheiten des Pop-Business aus dem Ärmel, vielleicht auch nur Wahn-heiten, wir erlauben uns kein Urteil. Jedenfalls herrscht dann doch Uneinigkeit, vehementes Widersprechen, Pierre Henry als der personifizierte Widerspruch, es fällt der Satz “Pierre Henry ist bewusst”. “Pierre Henry ist reflexiv!” Vorsicht, es wird esoterisch!

Wo die Tiefgründigkeit schon im Gespräch ist, fahren wir fort mit VIER tiefsinnigen Gedanken zur Poesie des Lebens, der Poetik des Singens, zum poetologischen Programm von Pierre Henry.
“Auf unserer EP sind jetzt eher die weniger poetischen Texte drauf.” – “Dafür wird aber unsere Single schon weitaus poetischer sein” – “Die hat ja auch einen französischen Namen [“Jean LaBiffle”, Anm. d. Aut., mit dem charmanten hinweis der Künstler: “Was das heißt, könnt ihr googlen!”]” Magnifique!

Wie schreibt ihr Texte? “Zunächst einmal trinken wir Boston Sour”. “Dann sammeln wir Gedanken, Ideen, werfen das gemeinsam zusammen, schauen was wie funktioniert – schauen im Reimlexikon nach – ” “Rimezone!” – “Ja, rimezone.com! Gr0ßartig. Denen möchten wir hier an dieser Stelle noch einmal danken.”
Na dann: PROST! Auf Rimezone.

Zurück zur Frage nach der Poesie des Lebens und der Poetik des Singens. Hier wird es wieder tiefsinnig: “Das Leben ist ja Musik und Musik ist Poesie.”

Um nicht zu sentimental zu werden, kratzen wir die Kurve zum stilvollen Abgang: VIER Mal Scheitern, aber sexy – wie geht das?, fragen wir Pierre Henry.
“Einfache Antwort: Ich werde einen sehr dramatischen Tod sterben und Henry wird daraus Profit schlagen.” – “Allerdings können wir das erst machen, wenn er 27 ist.”  – “Genau, das ist die einzige Möglichkeit.” – “Also ich möchte noch nicht sterben, aber ich glaube, Pierre kann das ganz gut. Aber bis dahin müssen wir einfach noch gute Musik machen.” Sehr überzeugende Exit-Strategie. Aber schließlich braut es ja diese Nähe zum Tod um Kunst und Musik zu machen….. “Nein, aber jetzt im Ernst: das ist unser Abgang. Wir stecken da mit Leib und Seele drin – Pierre Henry oder Untergang.”

So dramatisch. Dabei kann man “Abgang” ja auch etwas weniger sinnblidlich nehmen. Zum Beispiel der Bühnenabgang….
“Also pass ma’ auf: Erst gehen wir auf der Bühne ab, dann gehen wir ins Backstage ab – und dann?”

Nach Pop und Poesie nun ab aufs heiße Feld der Politik – wir wünschen uns VIER schlagkräftige Parolen, und zwar scharf, polemisch, weit aus dem Fenster gelehnt.

“Pierre Henry macht keine politische Musik.”

“Pierre Henry ist apolitisch.”

“Pierre Henry ist politikverdrossen.”

“Pierre Henry ist aber auch nicht anarchisch – denn das ist politisch.”

“Pierre Henry wird aber trotzdem eine eigene Partei gründen – PHP – PierreHenryPartei, und wir werden bei der nächsten Bundestagswahl kandidieren. Einzige Forderung: Abschaffung des Tanzverbots!”

Um noch näher an diese Band heranzurücken, ganz in ihren Kosmos und die Gedankenwelt einzutauchen, greifen wir zu äußerst subtilen Mitteln, nämlich dem unverfänglichen und doch hintersinnigen Was-wäre-wenn-Spielchen, VIER an der Zahl, klar:

1. Wie sähe es aus, wenn ihr eure Körper an das Musikantenstadl verleihen würdet? “Also zunächst: wenn wir die Möglichkeit hätten, im Musikantenstadl aufzutreten, würden wir das sofort machen, das wär so geil! Das ist ohnehin unser Alternativplan, denn im Schlager fließt die Kohle. Dann allerdings als Alleinunterhalter am Keyboard. Pierre würde dann die hohe Frauenstimme singen, mit so langen blonden Haaren und im weißen Kleid…. Genau.” Das wollen wir sehen, juchei!

2. Was brächte euer Sieg bei der Wahl zur Miss Universum für den Weltfrieden? “Ihr habt schlecht recherchiert, denn wir haben schon gewonnen. Das war 2007. Nächste Frage bitte.” Asche über unsere Häupter, nie mehr werden wir so schlecht vorbereitet in ein Interview stolpern.

3. Wie würdet ihr euch als euer eigener Fan vorstellen? “Kann man intelligent aussehen?” “Unfassbar gut auf jeden Fall.” “Hingerissen.” “Ja, aber auf jeden Fall die Fan.” “Glücklich muss die Fan aussehen. Also ich meine, wenn man Bauchfrei ist und glücklich aussieht…” “Ich will das meine Fan dasteht, mit ‘nem Lutscher im Mund und dann ungefähr so macht: “

PierreHenry_Fan_Lolli

Bilder sagen mehr als Worte: Pierre oder Henry, man weiß es nicht so genau, bei der mimischen Darstellung seiner eigenen Fan, erotisch einen Lolli lutschend. Alternativ können die Cocktailkirschen als Zuckerwatte gedacht werden – in your face, ganz wie Pierre Henrys Discopop eben auch.

4. Welche Frage wolltet ihr schon immer einmal in einem Interview gestellt bekommen?
Es folgt minutenlanges Tuscheln und Flüstern, fragende Blicke, hochgezogene Augenbrauen, schließlich die Antwort: “Die Frage, die ich mir selbst stellen würde, wäre die, ob ich nach dem Interview schon etwas vorhabe….” Ganz subtil, meine Herren! Kurzer Blickwechsel der Interviewenden, schneller Terminkalendercheck – das sieht gut aus!

Doch vorher noch die VIERzig vollmachen. Nile Rodgers paart sich mit Madonna – so wurde Pierre Henrys Musik bereits beschrieben. Wir fragen nach VIER weiteren pornös-musikalischen Kopulationsformationen und bringen die Band ins Grübeln. Im Hintergrund kann sich der Barkeeper vor Lachen kaum auf den Beinen halten und amüsiert sich königlich über die entsetzen Blicke und Prüderie seiner Gäste, die sich jedoch nur für eine Schocksekunde von einer derart forschen Frage aus der Bahn werfen lassen.
Schließlich dann die zaghafte Gegenfrage: “Warum haben die Village People eigentlich nie Kinder gekriegt? Das wären sicher tolle, internationale Kinder gewesen. Mit Brusthaaren schon bei der Geburt.”

“Wir hätten Donan Summer, wir hätten Giorgio….” “Uh die möchte ich mir aber nicht zusammen vorstellen”  – “Nein, ich auch nicht…” Diese Frage nach den musikalischen Paarungsvorschlägen hat die sonst so offensiven zwei doch ein wenig aus dem Konzept gebracht. Aber es winkt ein Blick in die Zukunft, so macht Familienplanung Spaß!
“Pierre Henry mit Justin Bieber! Mit dem bin ich auch seit gestern auf Facebook befreundet.” Das hätten wir uns anders vorgestellt – Pierre Henry schickt Justin Bieber eine Freundschaftsanfrage auf Facebook? So arm dran? Wie kann das sein?
“Marilyn Manson und Peaches!”

“Ich hab gerade noch an Prince gedacht…. aber der bräuchte so was ganz dreckiges, rockiges – Ich hab zum Beispiel letztens einen Schäferhund gesehen, der wurde anscheinend von einem Dackel gevögelt, denn der hatte so ganz kurze, stummelige Beine und so stell ich mir ungefähr das Ergebnis vor, wenn Prince mit Avril Lavigne vögelt… Weil die ist ja auch so klein.”

“Ich weiß noch wen – aber sind nur drei Mütter – egal, die Village People waren auch nur Väter. Also: Nehmen wir die Village People und lassen die die Mädels von Tic Tac Toe bumsen!” Eine gewagte Kombi, aber hier wird zukünftige Msuikgeschichte in-Vitro geschrieben.
Henry (oder Pierre) entledigt sich seiner Jacke, sitzt uns im knappen Top gegenüber, doch wir lassen uns weder von gestähltem Körper noch von gebräunter Haut blenden und bestehen nachdrücklich auf die umfassende Beantwortung der Fragestellung.

Zeit, aufzuatmen: VIER strong>Klischees, wir können ja doch auch professionell sein. Wir fragen, was gefragt werden muss. Wir erhalten Antworten, die gegeben werden müssen.

1. Wer ist Pierre Henry? “Ich bin Pierre, er ist Henry.” “Oder umgekehrt.” Wie gehabt: Es herrscht Uneinigkeit. Ach was.

2. Was bedeuten die Songtitel – Peter Held, Betty Jeans, Candy Glycerine, Natascha Popow? Henry (oder Pierre, der andere diesmal) prustet. Was soll das? Keine nachvollziehbare Frage also? “Ich möchte diese Frage ehrlich beantworten, bevor wir hier noch jemanden kränken. Das sind einfach random Namen. Genau wie unser Name, mit dem sich jeder angesprochen fühlen soll.”

3. Wer oder was inspiriert euch und eure Musik? “Die Welt…. Nein, im Ernst, inspieriert sind wir schon von dieser Discowelt und der Discoszene und diesem ursprünglichen Clubgedanken, den man, wie ich finde, in München nicht antrifft. Diese Einigkeit auf der Tanzfläche, egal ob die schwul oder hetero schwarz oder weiß, Mann oder Frau bist – das ist egal im Club.”  – “Mich inspiriert aber auch meine Mutter – ” “Oh Gott, können wir bitte zur nächsten Frage übergehen?!” “Ja! Die erzählt mir immer von ihren Eskapaden in den Clubs, hier, zur Discozeit, als Giorgio Moroder in München sein Unwesen trieb und die im “Sugar” abhingen…..” Ein Gruß an Freud, den alten Psychoanalyseonkel. Das lässt nur erahnen, was noch alles in dieser Band stecken könnte. Wir lenken schnell um zur letzten Klischeefrage, nach derartigen Intimitäten wollen wir dann doch nicht graben.

4. Was ist euer Trendtip? “Stringtangas für Männer mit Pelz nach innen – Leopard – Tiger geht auch, Farbkombination Pink-Hellblau ist schön.”

Genug geredet, jetzt ist Bewegung angesagt. Zu Pop muss sich bewegt werden, daher die Bitte, uns doch die VIER heißesten Moves beizubringen, die es zu DISCO JESUS zu beherrschen gilt. Pierre Henry tanzen Pierre Henry.

1.Ganz klassisch der locker leichte Bodyshake; hier machen auch Ungeübte eine passable Figur.

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2. Nicht zu unterschätzen: Der Head-Nod. Unbedingt im Takt auszuführen, dann aber mit absolut lässiger, einschlagender Wirkung.

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3.Gerne vernachlässigt im Tanzlokal: Der Arm. Synchron ausgeführt eine vorzeigbare Choreographie von beeindruckender Anmut.

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4. Nur für die Tanzflächencracks: Der tiefergelegte Backsmooth. Empfiehlt sich nur bei genügend Abstand zu Mittanzenden. Zu beachten gilt auch das vorherige Zurechtrücken der Garderobe für den vollendeten Look.

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Pierre Henry
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LIVE im Pathos am 29.11. – heiß!

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