Offener Brief VDMK
Aktuell, Kultur

9 Fragen und keine Antwort – Noch ein Offener Brief des VDMK an Markus Söder

Yannik Gschnell

Etwas über ein Monat ist es her, seitdem der VDMK in ihrem Offenen Brief an die zuständigen Minister des Freistaates Tanzen zum Sport ausrief. In ihrer Anfrage an die drei Politiker hakten sie nach, warum die Kultur seit über einem Jahr Pandemie weiterhin hinten anstehen muss, während in München die EM vor tausenden Zuschauer*innen zelebriert wurde.

Vor einer Woche hat der Verein der Münchner Kulturveranstalter (VDMK) nun nachgelegt. Am 30.06. veröffentlichten die Verantwortlichen des VDMK erneut einen offenen Brief an den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, den Staatsminister Bernd Sibler (Wissenschaft und Kunst) und Staatsminister Klaus Holetschek (Gesundheit und Pflege).

“Wir sind bereit für den Dialog. Wann sind Sie soweit?”

Auf Anfrage von Mucbook bedauert der VDMK, dass es weiterhin kein Gesprächsangebot von Seiten der Minister gibt. Auch fehlt es bislang an inhaltlichen Antworten. Vielmehr scheint intern die Frage der Zuständigkeit nicht geklärt zu sein – und das seit über einem Jahr.

Indes wird weiter fleißig geöffnet, aber das in ungleichem Maße. So sollen beispielsweise ab Mitte August wieder 20.000 Zuschauer*innen den Bundesligaspielen in der Allianz Arena beiwohnen dürfen. Würde zum selben Zeitpunkt eine Kulturveranstaltung in der Arena stattfinden, sind weiterhin nur 1.500 Personen für eine solche Open Air Veranstaltung zugelassen. Über die Gründe für eine solche Entscheidung lässt sich mangels Rückmeldung der Minister weiter nur mutmaßen.

Dabei ist die grundsätzliche Botschaft des VDMK klar und deutlich ein Entgegenkommen an die Politik. Wir sind da. Lasst uns zusammen die Kultur retten. Wir können und wollen euch helfen, weil euch vielleicht nicht das nötige Know-How zur Verfügung steht, ihr nicht das nötige Verständnis für die uns so wichtige Kulturveranstaltungsszene an den Tag legt.

Die Fragen des VDMK vom 30.06. im Wortlaut:

1. Sie erlauben 14.500 Besucher in der Allianz Arena, mit im Fernsehen gut dokumentierten und mangelhaften Hygienekonzepten. Bei Kulturveranstaltungen im Freien waren bislang maximal 500 Personen genehmigt und sind erst ab heute (30.06.2021) 1.500 Teilnehmer*innen erlaubt. Finden Sie das richtig oder gerecht?

2. Sie lassen in Biergärten bis zu 3.000 Personen bei einem Public Viewing zu, während bei Kulturveranstaltungen immer noch nur 1.500 Personen zugelassen sind. Ist das wirklich im Sinne einer nachvollziehbaren Pandemiepolitik? Werden hier alle Bürger*innen Bayerns gleich behandelt?

3. Vor der Entscheidung über die Bundesnotbremse wies der VDMK öffentlich darauf hin, dass bei der Rückkehr ins öffentliche Leben Outdoor- vor Indoorspielstätten geöffnet werden müssen. Warum eröffnen Sie zuerst die Konzerthäuser, Theater und Kinos, also Indoorveranstaltungsstätten, mit bis zu 1.000 Personen, und erst viel später erlauben Sie die Open-Air-Konzepte mit nur 250, später dann 500 und jüngst 1.500 Personen, während jeder Virologe in diesem Land bestätigt, dass es draußen ungefährlicher ist?

4. Die Planungsperspektive für Kulturveranstaltungen ist seit Beginn der Pandemie nicht mehr vorhanden. Entscheidungen zu Zuschauerkapazitäten kommen spontan. Warum sagen Sie uns Veranstalter*innen seit letztem Sommer, wir sollen uns auf den OpenAir-Sommer 2021 vorbereiten und planen, um dann diese Planungen mit niedrigsten Kapazitäten wirtschaftlich unmöglich zu machen?

5. „Bayern spielt“ – eine Veranstaltungsreihe finanziert vom Bayerischen
Kunstministerium startet gerade. Warum kündigen Sie groß eine Sommer-Kulturinitiative an, die sich am Ende ausschließlich aus seit Jahren geförderten und bestehenden Projekten zusammensetzt? Wäre es nicht besser gewesen, eine echte Perspektive zu schaffen und Kulturschaffende jenseits von subventionierten Strukturen einzubinden?

6. Wir Veranstalter*innen verfügen über erprobte und erwiesenermaßen sichere Hygienekonzepte. Warum wird unser “Know-how” von Politik und Verwaltung konsequent ignoriert?

7. Ordnungshüter tun sich schwer, Partys und spontane Ansammlungen zu unterbinden. Warum werden die Clubs und die dazugehörigen Veranstalter- und Betreiber*innen nicht eingebunden um Konzepte zu entwickeln wie man sicheres Feiern und Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene in Pandemiezeiten wieder möglich machen kann?

8. Clubs, also Kultureinrichtungen, die (Live-)Musik für überwiegend jüngere Bevölkerungsgruppen bieten, werden in der Pandemiebekämpfung in derselben Kategorie eingeordnet wie z.B. Bordellbetriebe und Spielhallen. Warum werden Sport und Gastronomie permanent besser behandelt als die Kultur?

9. Sie hatten nun über ein Jahr Zeit sich dazu Gedanken zu machen, sich Know-how einzukaufen und Konzepte zu entwickeln. Warum schaffen Sie es bis heute nicht, eine transparente, faire und zielführende Kulturpolitik mit nachvollziehbaren Prozessen zu machen?

“Wir empfinden einen Mangel an Respekt vor den Leistungen aller Kulturschaffenden im Land.”

“Die Kulturveranstalter*innen und Clubbetreiber*innen im VDMK tragen die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung seit Anfang der Krise mit, auch in der Überzeugung damit einen Beitrag zu leisten, dass Kultur bald wieder möglich ist.

Wir sind schockiert über die andauernde mangelnde Kommunikation von Politik und Verwaltung mit Kulturveranstalter*innen in Bayern im Dialog miteinander Lösungen zu finden und empfinden einen Mangel an Respekt vor den Leistungen aller Kulturschaffenden im Land.

Und gleichzeitig halten wir unser Angebot für eine konstruktive Zusammenarbeit weiter aufrecht. Wir sind bereit für den Dialog. Wann sind Sie soweit?

Link zum Offenen Brief des VDMK.


Beitragsbild: © Max Emrich

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