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Agress-iv, Pass-iv oder Spekulat-iv: der iv-Kunstpreis für zweifelhafte Arbeiten

Johanna Rollenmiller

Manchmal produziert man etwas und man weiß, dass es nicht gut geworden ist. Naja, eigentlich ist es nicht einmal nicht gut, sondern richtig schlecht. Vielleicht sogar so schlecht, dass man es ganz nach hinten in die Abstellkammer packt und hofft, es möge sich in Luft auflösen. Tut es meistens dann aber doch nicht. Ganz im Gegenteil sogar. Manchmal werden diese kreativ produzierten Dinge (hier das entsprechende einsetzen: Bilder, Texte, Grafiken, Plastiken, Soundtracks) immer größer im Kopf ihres Künstlers. Los werden geht also nicht. Dann vielleicht einfach ausstellen?

Das geht so:

Die Lösung: der iv-Kunstpreis

Es gibt Menschen, die sich damit professionell auseinandersetzen. Die diese zweifelhaften kreativen Arbeiten nach draußen zerren wollen, an die Öffentlichkeit. Um eine ganz neue Form der Kunst zu erschaffen. Diese Menschen haben den iv-Kunstpreis für zweifelhafte Arbeiten ins Leben gerufen.

Ganz konkret handelt es sich hierbei um ein Projekt der Klasse Metzel der Adbk (Akademie der bildenden Künste München), mit den Hauptinitiatoren Jesaja und Florian.

Wir haben dazu ein paar Fragen.

iv? Steht für AgressIV, DekoratIV, RepetitIV!

Unsere erste Frage: Was ist denn eigentlich dieses iv? Jesaja klärt uns auf: iv steht für die Endungen von Adjektiven, wie eben aggressiv, plakativ, hyperaktiv und alle, die einem sonst noch so einfallen. Die Ausstellung möchte auf die eingefahrenen Wege der Kunstszene und -bewertung aufmerksam machen, vielleicht auch ein bisschen aufrütteln. Denn die Bewertung von Kunst ist nicht immer eine leichte Aufgabe. Gerade bei dieser sehr persönlichen Ausstellung ist das Einfühlungsvermögen der Jury gefragt.

Kunstwerk mit Baum, Wandschrift und Stoffbahnen, gefüllt mit Steinen.

Kunstwerk der Jahresausstellung der Klasse Metzel 2018. Arbeiten von Yuri Ku, Hyesun Jung, Simon Mertl, Matilde Romagnoli, Sebastian Strobl, Florian Huth & Jesaja Song.

Auszeichnung oder Beleidigung?

Dann bleibt natürlich noch die Frage, wie das denn jetzt eigentlich so ist mit der hässlichen Kunst. Denn wenn mein Text etwa nominiert würde, ich glaube, ich würde mich auch ein wenig angegriffen fühlen. Jesaja lacht nur über meine Befürchtungen und betont, dass der Preis nicht ins Lächerliche gezogen werden soll. Stattdessen wird eine Jury, zusammengesetzt aus Mitgliedern der Kunstszene, die Ausstellungsobjekte sichten, nach den Maßstäben der Ausstellung bewerten und die eingereichten Projekte zu schätzen wissen.

Das Paradoxon der Hässlichkeit

Schlussendlich bleibt nur noch eins zu klären: was genau ist denn eigentlich hässlich und wer kann sich bewerben? Bewerben kann sich jeder mit allem, bis auf die Schüler der Klasse Metzel (weitere Infos dazu gibt’s hier). Doch es ist egal, ob es sich um ein Werk handelt, das den zweifelhaften Ruf verdient, oder ob es gewollt schlecht ist. Schließlich ist es ja auch wieder eine Herausforderung und eine Kunst für sich, ein Werk zu erschaffen, das von allen Normen abweicht. Die Kunst der Hässlichkeit ist dann eben doch wieder ein Paradoxon, welchem wir vielleicht ein andermal auf die Spur gehen.

Hard Facts

  • Einsendeschluss bis Freitag, 26. August 2018, 23.59 Uhr per Email an ivvvvvvvvv@hotmail.com oder iiiiv@gmx.net
  • Ausstellung: 08.-10.09.2018
  • Jurysitzung: 08.09.2018, 17.00 Uhr
  • Preisgeld: 1000 €
  • Die drei Bestplatzierten werden anschließend im Kunsthaus Raab ausgestellt.

Fazit

Schlussendlich bleibt nur noch zu sagen: Wer sich nicht bewerben will, sollte auf jeden Fall persönlich vorbeischauen. Wir haben uns den Termin auch schon geblockt, denn erstens: #supportyourlocalartist und zweitens: wann hat man denn schon die Chance, großartige zweifelhafte Kunst versammelt auf einem Haufen zu sehen? Eben.

Also los geht’s!


Fotos: © Florian Huth

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