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Aktuelles aus der Schlafstadt: Die Milla im Streit mit den Nachbarn

Carolin Dithenhof

Wer kennt es nicht: in der Nacht angeheitert vor den Türen einer Bar oder eines Clubs eine Zigarette rauchen – oder zumindest seinen Freunden dabei Gesellschaft zu leisten – und dabei halt schnell mal lauter reden oder lachen als üblich. Was den einen ihre größte Entspannung von einer stressigen Woche bereitet, ist den anderen, meist älteren Generationen oder aber den Bergluft- und Schlafliebenden, ihr größtes Leid.

Das ewige Streitthema zwischen Anwohnern und Nachteulen ist im Glockenbach ohnehin schon ein Problem von größerem Ausmaß als in irgendeinem anderen Stadtviertel.

Die Milla soll um Mitternacht ihre Türen schließen

Nun muss sich auch der Milla Club mit seinen Anwohnern ernsthaft auseinandersetzen: Die fühlen sich nicht von zu lauter Musik geplagt, sondern von all jenen, die sich gerne während und nach ihrem Clubbesuch auf dem Bürgersteig vor der Milla in der Holzstraße zusammenfinden. Perfiderweise kommen die Beschwerden nicht aus dem Haus der Milla selbst, sondern von dem gegenüberliegenden Haus, in dem sich auch das Hey Luigi befindet.

Die Nachbarn sind genervt und schlagen vor, die Bänke vor dem Club zu entfernen oder den Club unter der Woche um 22 Uhr und am Wochenende um 24 Uhr zu schließen, sagt Gerd Baumann, Betreiber der Milla. Letzteres wäre keine Alternative, denn “dann wäre die Milla einfach nicht mehr das, was sie ist und der Laden könnte dicht machen”. Eine der zwei Bänke zu entfernen, die nun mal zum Verweilen einladen, sei hingegen eine Idee, die man gerne umsetzen dürfe, so fügt er hinzu.

Anzeigen oder nicht anzeigen?

Paul Bickelbacher, Bezirksausschussmitglied und Fraktionssprecher der Fraktion der Grünen und Rosa Liste, zieht solche Vorschläge nicht in Betracht. Er betont außerdem, dass Probleme dieser Art erst in letzter Instanz mit einer Anzeige gelöst werden sollten – anders als seine Parteikollegin Silvia Haas, die laut SZ nur einen Rat hat für die Anwohner: “Anzeigen, anzeigen, anzeigen”.

Bickelbacher schlägt eine Lösung in Form einer Stammtisch-Diskussion Anfang nächsten Jahres vor, indem das “Allparteiliche Konfliktmanagement der Stadt München”, kurz Akim, für eine dritte neutrale Partei zwischen Nachbarn und Clubbetreiber als Mediator dienen soll.

So könnte es zu möglichen Einigungen in Form von verstärktem Eingreifen seitens der Türsteher kommen – oder auch der Aufforderung, nicht mehr direkt vor dem Club, sondern einige Gehmeter entfernt seine Gespräche zu führen.

Baumann von der Milla plädiert vor allem für eine tragbare Kompromissfindung mit den Nachbarn. Der Einsatz von Silencern und die Rücksicht der Gäste auf die Anwohner müssen dabei einen ersten Ansatz bieten.

Spaßverweigerer oder du und ich auf der Suche nach Schlaf?

Inwieweit diese mediative Konfliktlösung für alle betroffenen Parteien zu einer Lösung führen wird, wird sich zeigen. Zu hoffen ist es allemal, da die Milla einer der Clubs ist, die wir sehr ins Herz geschlossen haben.

Er bietet nicht nur spannenden Künstlern aus aller Welt eine Bühne, sondern ist auch ein wichtiger Förderer der lokalen Szene und ein Ort der Inklusion.

Nachtleben ist auch Leben

Das Nachtleben prägt das Bild eines Viertels ebenso wie der Blumenladen, der den halben Gehweg vollstellt. Das Glockenbachviertel kann nicht ohne seine Ausgehmöglichkeiten leben und die Leute in überteuerten Wohnungen würden sich ärgern, wäre es dann vielleicht nicht mehr ganz so hip und angesagt wie jetzt gerade. Respekt und Rücksicht werden vorausgesetzt, um das Ausgehviertel mit einem Wohnviertel zu vereinen.


Beitragsbild: © VKKO

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