Kultur, Nach(t)kritik

Alter Narr und junge Braut – das geht nicht gut

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Don Pasquale

In der Zeit, in der das Stammhaus am Gärtnerplatz wegen Renovierung geschlossen ist, weicht das Gärtnerplatztheater auf andere Spielstätten aus. Für die komische Oper “Don Pasquale” von Gaetano Donizetti hat man sich die intime Atmosphäre des Cuvilliéstheaters ausgesucht. Sängerinnenlegende Brigitte Fassbaender setzt sie passend zur Umgebung kammerspielartig um. 

Don Pasquale ist alt und reich. Sein Neffe Ernesto, der bei ihm wohnt, liebt die arme Witwe Norina. Der alte Neidhammel verbietet ihm die Heirat mit der Geliebten, stattdessen will er selbst noch mal vor den Traualtar treten. Sein Freund Malatesta spinnt eine Intrige um den beiden jungen Leuten doch noch die Heirat zu ermöglichen. Er stellt Don Pasquale seine Schwester Sofronia als Heiratskandidatin vor. Diese ist aber keine andere als Norina. Sofort läuten die Hochzeitsglocken, ein falscher Notar lässt einen falschen Ehevertrag unterschreiben und Ernesto, der nichts von Malatestas Plänen weiß, ist todunglücklich, weil ihn seine geliebte Norina verlassen hat. Norina aber entwickelt sich gleich nach der Hochzeit zum Hausdrachen, wirft das Geld des Hausherrn mit vollen Händen zum Fenster hinaus, unterdrückt und beleidigt ihn und betrügt ihn dann anscheinend auch noch mit Ernesto. Am Ende wird Sofronias wahre Identität enthüllt und Don Pasquale ist froh, die Schreckschraube an seinen Neffen abtreten zu können.

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Die Inszenierung von Brigitte Fassbaender, die sich nach ihrer großen Karriere als Sängerin mittlerweile auch als Regisseurin einen Namen gemacht hat, besticht vor allem durch ihre wirklich brillante, die Bedürfnisse der Sänger berücksichtigende, Personenregie und die heitere, zeitlose Umsetzung des Werkes.

So schwebt bereits während der Ouvertüre ein Amor über der Bühne. Während sich Norina und Ernesto darunter finden, ist er für Don Pasquale unerreichbar. Hier wird quasi das Ende schon vorweg genommen. Als Ernesto von der Geliebten in Gedanken Abschied nimmt, wird sein Herz bei einem Trauerzug zu Grabe getragen. Dieser und viele andere witzige Einfälle machen die Inszenierung zu etwas ganz besonderem, weil man, obwohl nicht auf Deutsch gesungen wird, durch die Bildersprache immer sehr gut versteht, worum es geht. Die Bühne ist ein quadratischer Kasten, der immer wieder  mit von der Seite hereingeschobenen Kulissen verwandelt wird. Mal ist es Norinas Schlafzimmer, mal das von Ernesto. Die Kostüme sind zeitlos, genau wie die Geschichte, die erzählt wird. image

Anja-Nina Bahrmann hat mir als Norina sehr gut in Gesang und Spiel gefallen, ebenso wie Bogdan Mihai als wunderbar lyrischer Ernesto und Mathias Hausmann als Malatesta. Über Franz Hawlata als Don Pasquale war mir aus der Premiere berichtet worden, dass er nur so vor Energie sprühte und vor allem hinreißend spielte. Davon war an diesem Abend leider nicht sehr viel zu spüren, mir kam er ziemlich schaumgebremst vor. Quietschfidel hingegen war Ute Walther als Notar und Sprechstundenhilfe in Doktor Malatestas Zahnarztpraxis.

Unglaublich, wie sie sogar unter einer Chirurgenmaske ein gelangweiltes Gesicht machen kann. Der von Jörn-Hinnerk Andresen einstudierte Chor machte seine Sache wie immer sehr gut, spielte und sang, dass es eine wahre Freude war. Das Orchester unter dem neuen Chefdirigent Marco Comin rundete diesen sehr schönen Abend mit einer tollen Leistung ab.image

Die angesetzten neun Vorstellungen waren bereits vor der Premiere restlos ausverkauft. Das Gärtnerplatztheater hat bereits bekannt gegeben, dass für die nächste Spielzeit eine Wiederaufnahme geplant ist.

Fotos Thomas Dashuber

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