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Bayern im Viertelfinale Рdoch was denkt Rib̩ry?

Sebastian Gierke
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Die Bayern haben sich ins Viertelfinale der Champions League gezittert. Reicht diese Leistung, um Franck Ribéry von einer Vertragsverlängerung zu überzeugen?Die Debatte begann schon auf dem Platz, ein paar Sekunden nach dem Schlusspfiff. Gerade hatte sich der FC Bayern gegen Florenz glücklich für das Viertelfinale der Champions League qualifiziert, da nahm Franck Ribéry Arjen Robben in den Arm. Und erklärte ihm wort- und gestenreich, was alles falsch gelaufen ist, in diesem Spiel. Die Bayern sind zwar trotz der 2:3 Niederlage weiter, doch wichtig ist vor allem, wie Ribéry dieses Spiel beurteilt. Sind durch das Traumtor von Arjen Robben, diesen Schuss in den Winkel mit Rückenwind, der das Weiterkommen sicherte, wirklich die Chancen gestiegen, dass der Franzose über diese Saison hinaus bei den Bayern bleibt? „Es war sehr wichtig, dass wir weiterkommen. Wir haben eine große Mannschaftsleistung gezeigt, wir waren sehr solidarisch. Zusammen können wir mit dieser Mannschaft noch viel erreichen“, sagte der Star nach dem Spiel zwar, er, der so gerne Weltfußballer werden würde – und dafür einer absolute Spitzenmannschaft braucht.

Doch auch Ribéry hat gesehen, dass der FC Bayern München von einer europäischen Spitzenmannschaft noch ein ganzes Stück entfernt ist und mit einer Abwehrleistung wie gegen Florenz das Halbfinale nicht erreichen wird. „Es gab einige brenzlige Situationen vor dem Tor. Aber ich denke, dass wir nicht so schlecht gespielt haben. Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir hier ausscheiden. Nach dem 0:1 hatten wir das Spiel im Griff, ohne gefährlich zu werden“, sagte Kapitän Mark van Bommel. Es klang ein bisschen so, als spreche er seiner Mannschaft nach einer wackeligen Leistung wieder etwas Mut zu.

Denn die Bayern sind im Viertelfinale, gegen beinahe jeden Gegner, nur Außenseiter. Das liegt auch an Franck Ribéry. Nach vorne mit genialen Momenten, aber auch gegen Florenz überlies er das Verteidigen lieber anderen – von denen zwei überfordert wirkten. Nicht David Alaba, der 17-jährigen Debütant. Der machte hinter dem Verteidigunsverweigerer Ribéry auf der linken Seite ein gutes Spiel. Als die Kamera vor dem Spiel zu den Klängen der Champions League Hymne in die Gesichter der Spieler blickte, war in dem von Alaba keine Angst zu entdecken. Der Österreicher, jetzt auch jüngster Champions League Spieler in der Geschichte der Bayern, zwinkerte den Millionen an den Bildschirmen zu. Ähnlich locker bewältigte er dann auch seine Aufgabe auf der linken Abwehrseite, wo ihn jedoch sein Gegenspieler auch nicht vor große Probleme stellte. Alaba piff sogar den französischen Superstar vor ihm zusammen, als er sich von ihm wieder einmal im Stich gelassen fühlte.

Nur nach dem Spiel wirkte der nicht besonders groß gewachsene Österreicher dann kurz eingeschüchtert. Denn der Hüne Daniel van Buyten hatte sich vor ihm aufgebaut, debattierte mit ihm, gestikulierte wild mit den Armen, schimpfte. Dabei gab es keinen Grund mit Alaba zu schimpfen, doch der Belgier selbst hatte einigen Frust abzubauen. Denn wären die Bayern ausgeschieden, der Schuldige wäre, trotz des Fehlers von Torhüter Hans-Jörg Butt vor dem 0:1, van Buyten gewesen. Der hatte auch während des Spiels oft wild gestikuliert. Wie meist nach Toren. Nach Gegentoren. Er schaut dann seine Mitspieler vorwurfsvoll an und macht ein paar ruckartige, wischende Bewegungen mit den Armen. Auch wenn die Kollegen gar nichts dafür können. Doch seine miserable Vorstellung an diesem Abend lässt sich nicht so leicht wegwischen. An allen drei Gegentoren war van Buyten mit Schuld, kam zu spät, grätschte zu spät, war nicht gedankenschnell genug oder schlug einfach am Ball vorbei. Er wirkte im stürmischen Wind von Florenz unbeholfen, überfordert. Louis van Gaal sagte danach: „Wir haben in der Defensive zu viele individuelle Fehler gemacht.“ Er meinte nicht nur van Buyten. Denn auch Innenverteidiger Holger Badstuber, der zusammen mit Alaba auf links die Bubi-Seite bildete, machte oft keine gute Figur, gewann nur ein Viertel seiner Zweikämpfe.

Doch ihm verzeiht man das eher, als dem Abwehrchef. Van Buyten hatte mit soliden Leistungen in der Saison seine Kritiker verstummen lassen. Jetzt werden sie ihm wieder vorwerfen, kein Verteidiger von internationalem Format zu sein. Louis van Gaal vertraut ihm dennoch, vertraut seiner Kopfballstärke. In der Bundesliga und mit Martin Demichelis an seiner Seite wird es auch reichen. Doch international und als Anführer junger Spieler offenbart der 32-Jährige Schwächen, die sich der FC Bayern nicht leisten kann, wenn das Ziel das Champions League Finale sein soll. Denn irgendwann werden auch ein überragender Robben, und ein vielleicht bald wieder in Topform spielender Ribéry nicht mehr für so viele Tore sorgen, wie man sie hinten bekommt. Drei Gegentore gegen eine Spitzenmannschaft, wie es Florenz sicherlich keine war, bedeuten das sichere Aus. „Wir sind froh, dass wir weitergekommen sind. Das war unser Ziel. Jetzt müssen wir schauen, was uns das Losglück beschert. Vielleicht kriegen wir noch nicht ganz so einen großen Brocken,“ stapelt deshalb Bastian Schweinsteiger auch schon mal tief. Auch er weiß: Die Bayern-Abwehr hat im Moment ein Problem. Und damit hat der Verein ein Problem bei den Vertragsverhandlungen mit Franck Ribéry. Denn der kann nur brillieren, wenn er sich auf seinen Hintermänner verlassen kann – und er weiß das. Die Debatte hat gerade erst begonnen.

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