Kinogucken

Das nackte Grauen

Thomas Empl

Nicht mal drei Minuten braucht Männerhort. Drei Minuten und der einzige Witz ist erzählt. Frauen kaufen gerne Schuhe, Männer schauen gern Fußball. Das war’s. Drei Minuten und es ist klar, dass man einen gewaltigen Fehler gemacht hat, sich diesen Film anzuschauen.

Die Männer Lars (Christoph Maria Herbst), Eroll (Elyas M’Barek) und Helmut (Detlev Buck) haben sich in einem leerstehenden Heizungskeller ihren „Männerhort“ geschaffen. Dort sind sie frei von ihren nervigen Frauen (in Helmuts Fall von seinem Mann) und können in Ruhe Pizza essend und Bier trinkend vor dem Fernseher sitzen.

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Jemand muss kompromitierende Photos von Christoph Maria Herbst besitzen (oder einen dicken Geldbeutel). Anders lässt es sich nicht erklären, wie er diese Rolle annehmen konnte. Seine Figur ist ein sexistischer, arroganter Unsympath, der seine schwangere Frau betrügt. Herbst spielt sie als Stromberg mit Haaren und ohne Nuancen. Doch das Hauptdarstellertrio ist nicht das Problem – sondern das grauenvolle Drehbuch.

Männerhort ist nie witzig, nicht einmal auf dumme Art und Weise witzig, sondern ausschließlich dumm. Ein Klischee, für das sich ein pubertierender Siebtklässler schämen würde, reiht sich ans nächste. Besondere Tiefpunkte: Die shopping- und sexsüchtige Frau Erolls (schlicht unerträglich: Cosma Shiva Hagen) will sich umbringen, weil ihr Mann einmal nicht mit ihr schlafen will. Und wenig später kommt es zur für debile deutsche Komödien wohl obligatorischen Homo-Sex-Szene, die Regisseurin Franziska Meyer Price so lustig findet, dass sie gar kein Ende mehr nimmt.

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Frauen sagen Sätze wie „Online Schuhekaufen ist wie Masturbation, im Laden wie richtiger Sex“, Männern ist Fußball wichtiger als ihre Familie. Wie Männer, wie Frauen, wie Menschen hier dargestellt werden, ist widerlich. Statt auf Böswilligkeit kann man bei den Machern von Männerhort aber zumindest auf Unfähigkeit plädieren – denn viel deutet auf letztere hin. Auch das bisschen an Geschichte ist miserabel erzählt: Nach schier endlos wirkender Laufzeit, inklusive einer völlig deplatzierten Actionszene, braucht’s etwa natürlich noch ein Happy End. Also gesteht sich eben jeder – warum auch immer – seine Fehler ein und tut endlich das Richtige. Und wer eine ganze Nacht vor der Tür seiner Frau ausharrt, den wird sie trotz Dutzender Seitensprünge natürlich wieder in ihre Arme schließen.

Man könnte noch einige Absätze mit Dingen füllen, mit denen einem Männerhort auf die Nerven geht. Da wäre die katastrophale omnipräsente Dudel-Musik, der miese Schnitt, die ständigen Produktplatzierungen (Sky, Zalando, H&M)… aber eigentlich war all das doch schon nach drei Minuten offensichtlich. Man hätte gehen sollen.

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(Männerhort startet am 02.10.14)

(Bilder von constantin-film.de/kino/maennerhort)

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