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Darren Aronovsky, der so grandioses Zeug wie Requiem for a Dream, Black Swan oder The Wrestler in seinem Œuvre stehen hat, war eine Weile weg. Aus seinem Wolverine-Film wurde nichts, sein Noah war nicht so konsequent erzählt wie man das nach Black Swan erwartet hätte.
Und jetzt ist da mother!, ein psychologischer Horrorfilm mit Jennifer Lawrence und Javier Bardem – und wow: Aronovsky ist nicht nur zurück, er ist »Back!« with a capital B and an explanation mark, baby!
mother! ist der wahnsinnigste Film seit Jahren.
Ein Film, über den man am besten nichts liest und sich zurücklehnt und ihm dabei zusieht, wie er eskaliert.
Der Grundstein des Wahnsinns, mit dem man noch nichts verrät, sind die zwei Protagonisten im Mittelpunkt: Jennifer Lawrence und Javier Bardem leben als Ehepaar in einem riesigen Haus. Trotz des 25-jährigen Altersunterschieds scheinen sie glücklich. Er ist Schriftsteller und arbeitet an einem neuen Roman, während sie das Haus renoviert.
Aronovsky lässt das ganz ruhig anlaufen
Lawrence durchstreift das Haus, die Kamera folgt ihr, fliegt um sie herum, manchmal sieht man das alte gruselige Gebäude auch aus ihrer First-Person-Sicht. mother! wirkt da noch wie ein relativ altbackenes Horror-Videospiel, es gibt ein paar harmlose Jump Scares, aber noch weist nichts auf die spätere Eskalation hin.
Was nicht heißen soll, dass das alles nicht von Anfang an einen merkwürdigen Eindruck macht. Aronovskys Black Swan oder Wrestler haben ihre Traumsequenzen, aber es gibt eine Realität, die zumindest anfangs stabil etabliert wird. Sein neuer Film ist hingegen fest im Absurden verwurzelt. Jede Situation, fast jeder Satz, den die Leute um Lawrences Figur herum sagen, ist seltsam. Als würden sich alle einen Witz erzählen, den sie als einzige nicht kapiert.
Ihr Ehemann, der schlechteste aller Zeiten, lädt immer mehr Gäste (u.a. Ed Harris und Michelle Pfeiffer) ins gemeinsame Haus ein und alle verhalten sich so daneben, dass es kaum auszuhalten ist. Es wird immer schwieriger, dazusitzen und sich das mit anzuschauen. mother! geht einem lange so richtig auf die Nerven. Nicht weil irgendetwas schlecht gemacht wäre, im Gegenteil, sondern weil Aronovsky so gut darin ist, einem auf die Nerven zu gehen.
Der Albtraum, den die Ehefrau in ihrem Haus erlebt, wird im Laufe des Films immer verrückter und mehr darf man wirklich nicht mehr verraten – Aronovsky macht hier so kompromissloses und konsequentes Kino wie seit seinem Frühwerk nicht mehr, schafft einen meisterhaften und gestörten Film.
Ich persönlich will mother! nie wieder sehen. Aber einmal war schon krass.
Kinostart ist der 14. September.
Beitragsbild: © Paramount Pictures