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Daten zeigen: Radfahrende in München werden zu eng überholt

Klara Felixberger

Wenn ihr auch schon einmal auf dem Rad in der Stadt unterwegs wart, habt ihr euch sicher in den ein oder anderen Momenten gedacht: „Huch, das Auto hat mich jetzt aber knapp überholt“. Das kann ganz schön gefährlich werden. Der erlaubte Abstand, in dem Autos Radfahrende passieren dürfen, beträgt 1,5 Meter und wird in vielen Fällen unterschritten, wie Ergebnisse eines Messprojekts des ADFC Münchens nun zeigen.

Auswertung von über 5.500 Überholvorgängen in 2 Jahren

Zum ersten Mal erhob der Fahrrad-Club mit an Fahrrädern befestigten Sensoren Daten zu den oft brenzligen Überholvorgängen. Mit 18 solcher GPS-Sensoren konnten in zwei Jahren mehr als 5.000 Situationen in und um München aufgezeichnet werden. Es handelte sich bei den erfassten Fahrradwegen nicht nur um Strecken im Mischverkehr mit PKWs – also Straßen –, sondern auch um Bereiche, die durch Parks führen. 

Besonders in Schwabing wird’s knapp

Alle 2,5 Kilometer werden Radfahrende mit weniger als dem zulässigen Abstand von Autos überholt. Bei zehn Prozent der Autofahrenden konnte der ADFC einen Seitenabstand von unter 75 Zentimetern nachweisen. In diesem Fall könnte man als Radfahrer*in das Auto mit der ausgestreckten Hand berühren. Die engen Überholmanöver finden übrigens nicht nur in einzelnen Straßen statt, sondern in ganz München. Es gibt aber Bereiche mit besonders geringem Seitenabstand bei Autofahrer*innen: Spitzenreiter ist die Georgenstraße in Schwabing (durchschnittlicher Abstand: 86 Zentimeter), dicht gefolgt von der angrenzenden Schleißheimer Straße (ein Meter). Aber auch in der Altstadt in der Maximilianstraße lag der Abstand in 9 von 12 erfassten Überholungen unter 1,5 Metern.

ADFC München mit klaren Forderungen für die Verkehrswende

Es gibt viele Gründe, die zu einem zu geringen Seitenabstand bei Überholvorgängen führen können. Der Leiter des OpenBikeSensor-Projekts Johan Buchholz ist der Meinung, dass der gesetzlich vorgeschriebene Abstand vielen Personen nicht bekannt ist und innerorts nicht gut eingeschätzt werden kann. Oftmals gebe die Infrastruktur, vor allem bei Baustellen, auf zweispurigen Straßen nicht genug Abstand her, sodass Autofahrende beim Überholen komplett auf die zweite Spur wechseln müssen. „Erst wenn Menschen sich sicher fühlen, steigen sie aufs Rad um. Dann kann die Verkehrswende klappen“, so Buchholz. Der ADFC München fordert deshalb unter anderem eine konsequente polizeiliche Kontrolle der seitlichen Überholabstände sowie eine verständliche Verkehrsinfrastruktur.

Die Messergebnisse könnt ihr euch auf einer Stadtkarte hier ansehen. Vielleicht ist eure Wohngegend ja (positiv) aufgelistet.


Beitragsbild: Unsplash/Eduardo Enrietti

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