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Der bescheidene König des Techno: Solomun auf der Praterinsel

Dass DJs die Götter der Postmoderne sind, ist nichts Neues: Das DJ-Pult ist unser Altar, dieser eine Rave unser Mekka und der Kater am nächsten Tag unser Schabbat. Mladen Solomun, geboren in Bosnien, aufgewachsen in Hamburg und unsterblich geworden auf Ibiza, könnte man im profaneren Sinne als König des Techno bezeichnen – und doch ist er ein sehr bescheidener Herrscher.

Shakespear’sche Tragödie im Boiler Room

Wer Boiler Room kennt, weiß nicht nur elektronische Musik zu schätzen, sondern ist sicher auch schon das ein oder andere Mal über die menschlichen Tragödien gestolpert, die sich in diesen Videos abspielen: Von gescheiterten Anmachversuchen und Instantfreundschaften über dem gemeinsamen Faktor Glatze bis hin zu tänzerischen Totalausfällen, die an Gotteslästerung grenzen: Eine Boiler Room-Session ist eine anthropologische Lehrstunde. „Dieses Video hat so viele Charaktere und Nebenhandlungen, es grenzt an eine shakespeare’sche Tragödie“, schreibt ein User unter Solomuns Set auf Youtube. Und Solomun ist in diesem Drama der König – nur nicht so eitel wie König Lear, weniger von Selbstzweifeln gebeutelt als Richard II. und nicht so unerfahren wie Heinrich V.

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Seit er dort 2013 im berühmten Club Pacha seine Partyreihe „Solomun+1“ (weil er immer noch einen DJ einlädt) eröffnete, ist Ibiza seine Herrschaftsresidenz – doch Solomun hält sich so gut wie möglich fern vom Prunk und der Dekadenz der zum Partyreich verkommenen Insel. Versenkt sich stattdessen lieber in der Musik und schafft Verbindung zu seinem Volk, indem er während jeden Sets Anhänger für eine private Audienz auswählt, wie er der Frankfurter Rundschau berichtet: „Wenn ich auf einer Party auflege, dann suche ich mir immer vier oder fünf Personen auf der Tanzfläche, mit denen ich Blickkontakt halte. Natürlich ist es auch wichtig, die ganze Tanzfläche im Auge zu haben, aber im Grunde richte ich mein Set an diesen Menschen aus“.

Pfingstpredigt in München

Mit einem Freund pilgere ich zu seinem Set in Paris Ende Mai: La Clairière versammelt das Tanzvolk in einem Waldabschnitt des Bois de Boulogne ganz im Westen von Paris, es bleibt die ganze Nacht mild und Solomun regiert bis 6 Uhr in der Früh mit Ekstase und Empathie. Am Pfingstsonntag stattet Solomun dann München einen Besuch ab: Er wird am 4. Juni auf der Praterinsel auflegen – und hat sich dazu mit Damian Lazarus und DJ Hell nicht nur passend biblische Namen, sondern auch feudale DJs als Unterstützung eingeladen. Der König lädt ein – folget seinem Ruf!


In aller Kürze:

Was? Solomun, DJ-Set live
Wann? Sonntag, 4. Juni 2017 | 14:00 Uhr – 05:00 Uhr
Wo? Praterinsel München
Wieviel? Early Bird 22€ | Regular 25€


Beitragsbild: Deep House Ibiza

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