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Die Münchner Freiheit ist tot, es lebe die Münchner Freiheit, oder?

Schischa-Bars, bayerische Touri-Küche und rasende Münchner Söhne auf der Leopoldstraße –was ist nur aus der ehemals so angesagten Partymeile um die Münchner Freiheit geworden? Und geht hier überhaupt noch was?

Damals…

Ja, früher ging was um die Münchner Freiheit. Und damit meine ich nicht die gleichnamige Schlagerband , die mit Wind im Toupet, also Haar, auf dem Flügel eines Flugzeugs keck für ihre Tour „Schwerelos“(nicht Atemlos) posiert. Nein!

Einmal so wild wie damals, bitte!

Die Münchner Freiheit, die ich meine, war ein wilder Ort. Uschi Obermaier feierte hier Nächte durch und legte die Grundsteine ihrer Karriere. Aufbegehrende Studentengenerationen verbrachten ihre Abende in den Kneipen links und rechts der Leopoldstraße.

In der Schwabinger Insel an der Ecke Herzog-Siegfriedstraße kifften früher Hippies unter freiem Himmel. Und im Club Blow up- Deutschlands erstem Beatschuppen (heute die Schauburg) feierten in den 70er Jahren über 2000 Münchner regelmäßig ab. Weltstars wie Pink Floyd oder Jimi Hendrix standen hier auf der Bühne und sogar der Schriftsteller Günter Grass blechtrommelte einmal zwischen halbnackten Go-go-Girls. Ich meine, Freddie Merkury lebte zeitweise in München!

Mensch, so was muss man sich heute nur mal vorstellen…

In der Leopoldstraße 69 gab es außerdem das Tiffany. Uschi Obermaier lernte dort Mick Jagger kennen, klar, die Rolling Stones waren schließlich häufige Gäste.

Schwabings kreatives Herz

Ob Künstlergruppen, Frauenkommunen oder Literaten – von Heinrich Mann (Leopoldstraße 59), Klaus Kinski (Elisabethstraße 3 und Martiusstraße 7) bis hin zu Gerhard Polt (geboren in der Amalienstraße 79)– sie alle haben und hatten ihre Wurzeln in Schwabing und um die Münchner Freiheit oder verbracht dort einen Teil ihres Lebens. Und heute?

Eine verrottende Vergnügungsmeile

Heute zehrt man. So heißt es zwar auf München.de: „Die Münchner Freiheit bildet das Ende der Vergnügungsmeile auf der Leopoldstraße, die mit unzähligen Bars, Restaurants und Clubs vor allem am Wochenende viele Münchner anlockt.“

Soll man da jetzt drüber lachen? Vergnügungsmeile bestehend aus was? Starbucks, Käfer und Schischabar? Schunkeln im Mintclub vielleicht zu südländischen Rhythmen?

Ach, mir ist schwer ums Herz, vor allem wenn mir Rainer Langhans wie eine weiße Lichtgestalt aus einer wilden Zeit entgegenradelt. Eins ist klar: an der Münchner Freiheit geht nix mehr. Erwähnenswert ist hier nur noch der Streit um das bereits verrottende Dach des Bus- und Trambahnhofs. Vorbei die wilden, maßlosen Partynächte.

Heute darf man immerhin vor Bars bis 23 Uhr draußen sitzen, von Juni bis August sogar bis 12 (Yay!). Das sichert immerhin das ruhige Leben der Anwälte, Banker & Co, die sich eine Wohnung in Premiumlage leisten können.

Gut, es gibt sie noch, die schönen Ecken

Um fair zu bleiben: ein paar Orte gibt es noch um die Münchner Freiheit herum, wo es sich lohnt, vorbeizuschauen. In der Kiste zum Beispiel lässt sich prima tanzen. Und in der neuen Schwabinger Sieben trinkt man den Absacker, egal um welche Uhrzeit. Und wenn man dann angesäuselt zur U-Bahn läuft–man will schließlich die letzte erwischen–dann ist da noch einer, auf den man sich auch immer verlassen kann: Vor dem Café Münchner Freiheit unter der Laterne grinst einem der Monaco Franze entgegen – ein bisschen wehmütig, wie mir scheint.

 

Bild: Flickr Björn Groß, CC BY-SA 2.0

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