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“Es geht um Geld, Macht, Sex und Arbeitslosigkeit” – Die neue Ausstellung “Mammon” von Broke.Today

Wie komme ich an Geld ran? Nehme ich den langen, aber richtigen Weg über die Arbeitsagentur? Versuche ich lieber im Casino mein Glück? Oder gehe ich einfach zum nächsten Dealer? Und: Wo gebe ich das Geld aus? Spende ich der Reinigungskraft auf der Toilette etwas von meinem Geld? Oder spare ich es lieber für meinen nächsten Bordell-Besuch? Wie viel Geld ist mir Kunst wert? Du musst entscheiden, wie du mehr Geld verdienst und wofür du dein Geld ausgibst. Wähle weise.

Was sich anhört wie ein Computerspiel oder die Folge Bandersnatch bei Black Mirror – und gleichzeitig Konflikte in unserer Gesellschaft spiegelt – ist eigentlich die aktuelle Ausstellung “Mammon” des Künstler*innen-Kollektivs Broke.Today in München.

Die Kategorie: Alltagssimulation, das Motiv: Geld

“Mammon” ist eine Mischung aus Theater, Kunstausstellung, sozialem Experiment und Hausparty rund um das Thema Geld. Die Besucher*innen erhalten für den Ticketpreis einen Gegenwert der fiktiven Währung EINS, können dieses innerhalb der interaktiven Ausstellung eintauschen und müssen so selbst moralische Entscheidungen treffen. Mit ihren Entscheidungen geht auch einher, welche Bereiche der Ausstellung sie sehen können. Das, was die Künstler*innen aufgebaut haben, sei nämlich nur die Kulisse, aber “alle Besucher*innen erleben eine ganz andere Ausstellung, weil jeder* einzelne selbst Teil der Ausstellung wird”, sagt Fillin Guas von Broke.Today.

Die Spielentwickler: Broke.Today

Fillin Guas von Broke.Today erzählt, dass mehr als zehn Künstler*innen über einen Zeitraum von sechs Wochen, von der Idee bis zur Eröffnung, an dem Projekt mitgearbeitet haben. Alles, was man in der Ausstellung sehe, haben sie über Ebay Verschenken bekommen oder selbst mitgebracht. Man könne aber gar nicht mehr genau zurückverfolgen, wer was vorgeschlagen und wer was beigetragen hat, sagt Fillin. “Es geht darum, was wir schaffen, nicht wer was geschaffen hat” fügt er hinzu.

Die Mitspieler: Schauspieler, Dichter, Rapper

Neben den Schauspieler*innen, die mit dir in den Dialog treten, werden an den Wänden der Räume Aphorismen, Weisheiten und Songtexte von Dichter*innen und von Rapper*innen zitiert, welche den moralischen Wert von Geld unterstreichen. “Es gibt nur eine Klasse in der Gesellschaft, die noch mehr an Geld denkt, als die Reichen. Das sind die Armen.” von Oscar Wilde regt genauso zum Nachdenken and wie die Zeile “Vor ‘nem prall gefüllten Schaufenster an Hunger krepieren – wegen bedrucktem Papier (Das ist Geld)” von KIZ.

Das Ziel: (Erkenntnisse) gewinnen

Am Ende der Ausstellung, wird einem bewusst, dass Geld nicht nur schlecht ist, sondern dass man sich selbst dazu entscheiden kann, Gutes damit zu tun. So werden beispielsweise auch 70 Prozent der Einnahmen von “Mammon” an einen Freund und Mitglied des Kollektivs gespendet, der einen Schlaganfall erlitt und die Arztkosten ohne deutschen Pass nicht tragen kann.

Der Schauplatz: Hauptbahnhof

Als man die Ausstellung in der Schwanthalerstraße 57 verlässt, läuft man – wieder – an Leuchtschriften, Casinos, Cabarets vorbei. So spiegelt “Mammon” nicht nur ein ganzes Viertel komprimiert wieder, sondern betrachtet die Wandlung des Viertels auch skeptisch – und lässt einen selbst, ab diesem Moment, den Hauptbahnhof und die Stadt mit ganz anderen Augen sehen.


In aller Kürze:

Was? Interaktive Kunstausstellung
Öffnungszeiten? 15.&16. und 22.&23. Oktober, 14-20 Uhr
Tickets: www.broke.today

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