Kinogucken
Du, mein Freund, bist der Böse
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Kein Krimi, keine Schweigerhöferkomödie, aber auch kein kleines Fernsehspiel um 1 Uhr nachts. Nein, Stereo will mit dem deutschen Film nichts am Hut haben. Will lieber sein wie die großen amerikanischen Actionthriller; wirkt wie ein schmutziges Bastardkind von Drive und Fight Club. Und auch wenn viel von dem, was an diesem Film funktioniert, von seinen Vätern abgeschaut ist, darf man jubilieren: Endlich probiert’s mal jemand!
Ein Glücksgriff die Besetzung: Jürgen Vogel ist einer der wandlungsfähigsten deutschen Schauspieler. Und Moritz Bleibtreu … hat definitiv Charisma. Vogel spielt den Mechaniker Erik. Der führt ein einfaches Leben auf dem Land, in einer glücklichen Beziehung, passt auf den Sohn seiner Freundin auf und liebt sein Motorrad. Bis ihn seine Vergangenheit einholt und ein Typ namens Henry (Bleibtreu) auftaucht, den nur Erik sehen kann.
Die Geschichte braucht ziemlich lange, bis die beiden Protagonisten und die antagonistische Organisation aus Eriks früherem Leben eingeführt sind – entwickelt dann aber richtig Tempo. Und traut sich, als alle aufeinander prallen und das Blut zu spritzen beginnt, Sachen, die man so von einer ZDF-Koproduktion nicht erwartet hätte.
Maximilian Erlenweins Film evoziert durch seine Bildsprache, die eindeutig von Cliff Martinez inspirierte Musik, Sex und Gewalt unweigerlich Vergleiche mit Drive, Only God Forgives oder Black Swan – ist aber lange nicht so virtuos wie ein Winding-Refn oder Aaronovsky. Man kann ihm eigentlich recht viel vorhalten: Drehbuch-Patzer, einen oft irritierenden Schnitt, schauspielerische Aussetzer, einen lächerlich unbeeindruckenden Bösewicht… Aber: Stereo ist trotzdem richtig unterhaltsam. Der Schlussakt etwa entwickelt eine Energie, wie man sie lange nicht in einem deutschen Film gesehen hat. Und: Stereo hat Eier.
(Der Film läuft ab heute, 15.05., im Kino. Für Münchner Spielzeiten klickt hier.)
(Bilder von stereo-derfilm.de)
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