
Aktuell, Kultur
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…hätte Helmut Dietl die Ausstellung über sich und sein filmisches Werk wahrscheinlich kommentiert. Wie das? Weil sie wirklich schön geworden ist und Helmut Dietl sich einer wohligen Feierstimmung gern durch ein irritierendes Zitat entgegenstellte. Der Kurator der Ausstellung, Claudius Seidl, hat den im letzten Jahr verstorbenen Regisseur bei einer mehr als gelungenen Party zu dessen legendären Serie „Kir Royal“ in Berlin so erlebt. Dietl gehört zu den Regisseuren, bei denen Leben und Werk miteinander verschmelzen.
Mistkerle
Es macht Spaß, dem „ewigen Stenz und seinem München“ (Ausstellungstitel) in einer Restaurant-Kulisse wie in seinem Film Rossini näher zu kommen, Filmausschnitte zu hören oder in alten Film-Exposés zu blättern. Nicht nur, weil Dietl das Lebensgefühl der 70er und 80er Jahre und die Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft so gut eingefangen hat. „Es ist sein Humor, der mich anzieht“, sagt einer der wenigen jungen Ausstellungsbesucher bei der Eröffnungsfeier im Literaturhaus. Vielleicht liegt der Reiz seiner Filme auch darin, wie Helmut Dietl mit seinen Hauptcharakteren, den Reichen und Mächtigen umgeht, die Mistkerle sind. Untypisch für deutsche Filme geht er sehr liebevoll mit ihnen um, so dass sie bei aller Lächerlichkeit und Boshaftigkeit etwas Sympathisches behalten. Frauen kommen natürlich auch in seinen Filmen vor – die Ausstellung heißt nicht umsonst der ewige Stenz.

Der private Helmut Dietl.

Besucher der Ausstellung: “Der ewige Stenz” – Helmut Dietl und sein München.
Literatur und Film
Für Dietl war Literatur nicht auf das Buch beschränkt, sondern der wichtigste Bestandteil seiner Filme – eine sehr moderne Auffassung, wie die Vergabe des Literaturnobelpreises in diesem Jahr an Bob Dylan zeigt. Auch die heute sehr erfolgreiche Erzählstruktur amerikanischer Serien wie “Homeland” oder “Lost” hat Dietl vorweg genommen, indem er Serien in einen damals unüblichen übergreifenden Handlungsbogen spannte. Die Verfilmung fremder Drehbücher hat ihn übrigens nie interessiert, denn “man versteht am meisten von seinen eigenen Erfahrungen.”
“Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld”
Wer dem Phänomen Helmut Dietl näher kommen möchte, muss ihn hören. Dazu gibt die Ausstellung im Literaturhaus reichlich Gelegenheit. Sogar seine bislang unveröffentlichten Texte über seine Filmhelden wurden vertont. Wie ihr Leben nach dem Film weitergeht, erzählen Martina Gedeck und Heiner Lauterbach. Sein wohl berühmtester Satz aus der Kir Royal Serie – Mario Adorf als Unternehmer in den Mund gelegt – darf natürlich nicht fehlen: “Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld”.
In aller Kürze:
Was? Der ewige Stenz – Helmut Dietl und sein München
Wo? Literaturhaus München
Wann? Noch bis zum 26.2.2017
Fotos: Arnulf Fornoff
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