Kultur

Einmal Frankreich Bitte!

Charlotte Frey
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“Le Tour de France” ist nicht nur eine schnelle Radltour sondern auch eine legendäre Partyreihe. Einmal im Monat gibt es im Café der Muffathalle ausschliesslich französische und francophone Musik quer durch die Genres zu hören. Heute feiert man Geburtstag – den elften! Doch wie fing es eigentlich an? Und warum ausgerechnet Französisch? Und was ist der beste Song? All diese Fragen beantwortet Thomas Bohnet, DJ und Compiler der “Le Tour”-CDs.

Es sind jetzt 11 Jahre Tour de France, wie hat das alles begonnen?

Ich habe schon eine Party Tour de France Mitte der neunziger Jahre gemacht. Genauer genommen 1996 in Konstanz wo ich herkomme. Da hatte ich eine Party die lief immer montags und hieß „Relax Clubbing“. Die Idee war montags Abend was zu etablieren, Montag ist ein scheiß Tag, und eine Freundin von mir hatte eine kleine Bar und ich dachte ich leg da Montagabend einfach Musik auf. Das war damals zur „Easy Listening- Zeit“, also als sie wieder zurück kamen. Und im Rahmen dessen hatte ich ein Fußball-Europameisterschaftsspiel gesehen ich glaube Frankreich-Rumänien und dachte an dem Abend ich habe so viele französische Platten zuhause ich mach mal einen Abend nur französische Musik. Den Abend habe ich dann Tour de France genannt.

Dann bin ich 1998 nach München gekommen, wurde damals schon 40 Jahre alt und dachte jetzt bin ich zu alt für Disco. Jetzt ist Schluss. Genau 2 Jahre hat das gedauert bis  ich mich wieder entschloss aufzulegen. Immerhin habe ich vorher fast 18 Jahre als DJ was gemacht. Da gab es den Club 2 in Haidhausen, den gibt es nicht mehr. Der wurde geführt von 2 Jungs mit denen ich jetzt noch die Tour de France mache. Die haben viele Live-Konzerte dort geboten und viele DJs haben da abends aufgelegt. Die hab ich dann gefragt, ich war Stammgast und entschied mich Tour de France bei denen zu machen. Ich wollte nur 2 bis 3 Mal im Jahr auflegen damit ich nicht aus der Übung komme. Aber dann war es das erstemal schon so ein Erfolg, dass die gesagt haben „hey super dann machen wir es nächsten Monat wieder und den darauf folgenden auch wieder.“ Nach 2 bis 4 Mal war der Laden brechend voll und dann hat die Süddeutsche Zeitung mal darüber geschrieben und dann auch andere Zeitungen. Und plötzlich war es echt so, dass sie einen Türsteher hinstellen mussten, weil es zu voll wurde. Früher hat es keinen Eintritt gekostet.

Irgendwann haben wir auch Eintritt genommen und es war immer brechend voll im kleinen Club. Am Anfang war es auch als Listening-Musik gedacht, dann haben aber die Franzosen angefangen zu tanzen. Leider musste der Club 2 dann schließen. Wir haben zu dritt, also die zwei Club 2 Leute und ich, einen neuen Laden gesucht. Wir haben alle möglichen Clubs abgeforstet und dann kam das Muffatcafé. Das Ampere gab es damals noch nicht. Im Muffatcafé haben wir dann jahrelang den ersten Freitag beschritten. Parallel dazu gab es später dann das Ampere.

Und warum französische Musik? Woher kommt das Frankophile?

Ich weiss nicht wirklich woher das kommt. Ich meine ich bin Hugenottischer Abstammung, aber das hat damit nichts zu tun. Ich sprach als ich anfing auch noch gar kein Französisch. Mittlerweile verstehe ichs und kann französisch lesen. Ich kann mich auch unterhalten.

Es hat sich in den 60er Jahren so entwickelt, dass ich schon als Kind französischen Schlager gehört habe. Der war in Deutschland in der Zeit sehr populär. France Galle, Mireille Mathieu, Francoise Hardy, die haben ihre ganzen Hits nicht nur auf französisch gesungen sondern auch auf Deutsch. Die Sprache hat mir immer schon gefallen, obwohl ich es nicht gesprochen habe. In den 70ern habe ich mich dann nicht mehr so für französische Musik interessiert, aber in den 80ern fing es dann wieder an, als die ganze alternative Szene aktiv war. Ich war oft in Zürich auf Konzerten und habe zum Beispiel Manu Chao mit seiner alten Band Los Carayos gesehen oder Noir Désir. Bin da in die Szene reingerutscht in den 80ern. Dann habe ich meine Frau kennengelernt die in Paris studierte und dadurch bin ich dann immer mehr in die französische Musik eingetaucht. Ich war ja dann damals auch Journalist und habe für viele Medien was gemacht.

Tour de France gibt es ja nicht mehr nur in München, sondern du tourst durch Deutschland und die Schweiz. Hat es in den anderen Städten den gleichen Erfolg wie in München?

Das ist unterschiedlich. Früher habe ich es aus Spaß gemacht, später habe ich richtig Geld damit verdient und dachte mir warum denn nur in München. Dann habe ich mir überlegt wo ist ein großer Franzosen-Markt? Berlin. Ich habe lange in Berlin gesucht bis ich einen Club gefunden habe und den hab ich im Roten Salon dann gefunden. Am Anfang haben alle gesagt, dass interessiert niemanden in Berlin. Schlussendlich habe ich es 7 Jahre in der Hauptstadt gemacht, davon liefen fünf bis sechs Jahre richtig gut, da war es fast so voll wie in München. Letzten September war dann die letzte Party, obwohl ich es dieses Jahr nochmal im Mai probieren will. Und die anderen Städte sind dann nach und nach dazu gekommen. Wobei München und Berlin waren immer einmal im Monat und die anderen waren immer Mal wieder. Aber so voll wie in München ist es nirgends.

Welches Lied geht am besten in München?

Naja es gibt so bestimmte Lieder die gehen immer, wie zum Beispiel Marcia Baila von den Rita Mitsouko, oder wenn viele Franzosen da sind Alexandri Alexandra von Claude Francois aber der ist auch ein typischer französischer Song mit dem die Deutschen nichts anfangen können. Louis Attaque funktioniert in München auch. Aber das sicherste Stück ist trotzdem Marcia Baila, denn den Song kennen nicht nur die Franzosen sondern auch die Deutschen.

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Was ist dein Wunsch für heute Abend?

Ich wünsche mir natürlich, dass es ordentlich voll wird und dass die Menschen Spaß haben. Die Live-Band ist einfach gut, ich hoffe dass die Leute früh kommen, weil die Band relativ früh spielen soll. Und sonst wünsche ich mir vom Publikum immer, dass es offene Ohren hat und nicht abdreht wenn ein Song dabei ist den man nicht mag. Das Tour de France Publikum ist ein Welt-offenes Publikum, das Ohren in alle Richtungen hat. Was aber auch wichtig ist, dass Tour de France nicht nur Musik bedeutet mit französischem Text. Es läuft Musik von Franzosen, aus Frankreich, von Leuten die irgendetwas mit Frankreich zu tun haben. Es kann zum Beispiel Stereo Total laufen mit einem deutschen Titel, aber die Sängerin ist ja Französin. Es läuft also Frankophone-Musik.

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Also ihr wisst nicht wohin heute Abend?  11 JAHRE TOUR DE FRANCE in der Muffathalle. 4 DJs auf 2 Floors. Dazu die Liveband AS DE TRÊFLE. Einlass: 20 Uhr, Beginn 21. Bis ca 5 Uhr. Eintritt: 10 Euro

mehr Infos unter: www.le-tour.net

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