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Endlich endlich?

Maria Christoph
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Nach Primark-Skandal und mehr als zehn Jahre langem Kampf um deutschen Mindestlohn: Was würde passieren, wenn wir einfach alle weniger bräuchten?

Die nicht enden wollende Kurve, sagt der Ökonom. Sie symbolisiert die funktionierende Wirtschaft einer Wohlstandsgesellschaft. Welches Wachstum kann unendlich sein, fragt sich der Realist, in einer Welt, die aus endlichen Ressourcen besteht? Betrachtet man dieselbe Kurve aus einer anderen Perspektive sinkt sie im Sturzflug: Was macht diese Art von Wachstum mit der Lebensqualität von Mensch, Tier oder Umwelt? Und was bleibt vom Wohlstand unserer Gesellschaft?

Es scheint als müssten wir, als Teil einer Volkswirtschaft, ständig über uns hinaus wachsen, immer mehr Güter produzieren und um die Wette laufen, Anerkennung zu suchen auf dem internationalen Spielplatz großer Aktionäre. Aber kann Wirtschaft und Wohlstand auch ohne Wachstum existieren? Wer Natur und Umwelt in seine Bilanzrechnung nicht mit einbezieht, wird früher oder später die Quittung dafür enthalten. Das wissen auch Wirtschaftsexperten spätestens seit Herman Dalys Modell einer “stationären Wirtschaft”. Und dass die Lebenszufriedenheit der Bevölkerung eines Landes nicht direkt mit dessen Wirtschaftswachstum zusammenhängt, wirkt plausibel: Warum befindet sich ein Land wie die USA auf dem so genannten Happy Life Expectancy-Index, weit hinter Ländern wie Kirgistan oder Bangladesch? Weil es für eine ähnliche Lebenszufriedenheit seiner Bewohner mehr als doppelt so viele Ressourcen verbraucht.

Theoretisch. Die Angst vor einer stationären Wirtschaft steigt dennoch bei all denen, die in ihrer konzentrierten Welt und mit ihrem angehäuften Kapital scheinbar alles kaufen können: Schnelle Autos, teuren Wohnraum, ganze Verlage, Abgeordnete, Präsidenten und sogar Meinungen. Für sie bedeutet das Ende des Wachstums eine Stagnation ihrer Wirtschaft und ihres hart erarbeiteten Wohlstandes.
Wo die Chancen für Stabilität, für Sicherheit von Mensch und Natur im „Postwachstum“ liegen, fragen sich die Initiatoren des Projekts „Degrowth“. Bei der vierten internationalen Konferenz für ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit in Leipzig von 2. bis 6. September geht es um den Austausch über ein Thema, das uns alle betrifft. Auf der Basis neuester Forschungsergebnisse, sowie konkreter Projekte und Politikvorschläge wird an diesem Samstag in München diskutiert: „Ist Wohlstand ohne Wachstum möglich?“ Von 10-17 Uhr suchen vier Podiumsdiskussionen im Gewerkschaftshaus in der Schwanthalerstraße 64 nach bleibenden Antworten.

Programm:
Prof. Ulrich Brand (Uni Wien) – „Mensch und Natur verlangen die Wachstumsbremse“
Sabine Leidig (MdB DIE LINKE.) – „Die Parteien, der politische Diskurs und das Postwachstum“
Uwe Fritsch (Betriebsratsvorsitzender VW Braunschweig) – „Wohlstand ohne Automobilproduktion?“
und Franz Garnreiter (isw e.V.) – „Wirtschaft, die wir dringend loswerden müssen“

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