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Fall Hegemann: Was Thomas Meinecke sagt

Sebastian Gierke
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Es ist viel gesagt worden zu Helene Hegemann und ihrem Romandebüt “Axolotl Roadkill”. Vielleicht zu viel. Doch vor ein paar Tagen hat sich noch der Münchner DJ und Autor Thomas Meinecke gemeldet – und was er sagt, sollte man sich dann doch genau anhören.

Denn was Thomas Meinecke sagt, ist mit das Interessanteste, das Klügste, was zum Fall Hegemann, zur Diskussion um Plagiat, um Samples, Zitat und Mash-up , in die Literaturwelt hinausgeblasen wurde.

Er hat sich in der Zeit in einem Interview mit Ijoma Mangold geäußert und in der SZ. Die beiden Texte finden sich leider nicht online. Deshalb hier kurz die Kernaussagen:

Meinecke selbst bezeichnet selbst als „bibliomanischen Schreiber“. Er hält am Schreiben den Aspekt des Lesens für am wichtigsten: „Ich arbeite inmitten von Bücherstapeln, aus denen ich mich bediene – allerdings immer mit großem Respekt vor der Quelle.“

Das bedeutet jedoch nicht, dass er Anführungszeichen setzt: „Besser finde ich es, wenn man im Fließtext verweisen kann. Also implizit, eher im Stil eines Wasserzeichens. Indem man etwas zitiert und fünfzig Seiten später sagt, woher es stammt. Aber so, dass der Bezug sofort klar ist. Ich möchte, dass meine Leser die ganze Zeit merken, dass sie lesen. Sie sollen Spaß daran haben, mit mir durch die Verweishölle zu gehen.“

Meinecke glaubt nicht an ein Original, an das Genuine, er glaubt nicht an ein autonomes künstlerisches Subjekt: „Ich würde den Autor nur nicht als Souverän verstehen wollen. Bei meiner Definition des Autors müsste ein Bewusstsein dafür herrschen, woraus er gemacht ist. In was für einem Datenhagel er steht. Am Autonomen, Authentischen, Geschlossenen habe ich kein Interesse. Das ist mir zu maskulin, zu patriachial, zu unhinterfragbar, da erhebt dann das Genie schnell sein hässliches Haupt.”

Meinecke stellt sich hinter Hegemann, auch dahinter, dass man nicht angeben muss, wo man sich als Schriftsteller bedient und sagt: „Dass das Eigene aus Fremdem gemacht ist, ist jedenfalls ein produktives ästhetisches Konzept.“

Aus Diebstahl kann großartige Kunst entstehen, das ist nicht nur in der Popmusik so. Gut, dass das noch gesagt wurde.

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