Aktuell, Kultur
„Humor verpackt mit Charme im menschlichen Miteinander“: Luise Kinseher zu „dreizueins“
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Kaum jemand wie unsere Mama Bavaria ist so präsent auf den Bühnen Bayerns und darüber hinaus. Wer in München lebt und Luise Kinseher nicht kennt, hat einiges nachzuholen! Die Vollblutkabarettistin hat reichlich Material, um uns auch vom Sofa aus bei Laune zu halten.
„dreizueins“ – Frau Kinseher lädt ein!
Damit uns auch ja nicht langweilig wird, hat Luise Kinseher ein neues Kabarett- und Talkformat im BR Fernsehen ins Leben gerufen: „dreizueins“.
In der einmal im Quartal ausgestrahlten Sendung verbringt die Niederbayerin den Abend mit zwei bekannten Kabarettistinnen und einem männlichen Überraschungsgast. Am Donnerstag dem 03. Februar sind Mirja Boes und Simone Solga geladen, der Herr der Runde bleibt noch inkognito.
So ein neues Format wirft natürlich auch einige Fragen auf. Wir haben einmal die (wirklich) wichtigsten Dinge geklärt:
Wie haben Sie die erste Folge von „dreizueins“ wahrgenommen? Fielen die Reaktionen wie erwartet aus und wie wichtig ist Ihnen die Rückmeldung Ihres Publikums?
Zunächst einmal habe ich mich sehr gefreut, dass schon im Vorfeld von „dreizueins“ so viel mediales Interesse zu spüren war! Die Zuschauerreaktionen waren durchwegs positiv und das ganze „dreizueins“ Team, einschließlich mir, war glücklich und zufrieden mit dem Resultat. Das motiviert, weiter zu machen! Das heißt natürlich nicht, dass wir selbst nicht noch einiges wüssten, was wir besser machen können!
Was hat Sie dazu bewegt für die nächste Ausgabe Ihrer Sendung, genau diese Gästinnen einzuladen?
Simone Solga und Mirja Boes zeigen die ganze Bandbreite unseres Genres! Simone Solga, die gestandene Politkabarettistin mit Haltung und Meinung. Und Mirja Boes die gestandene Comedy-Queen mit Lachfaktor und Kultstatus. Ich finde das eine wunderbare Mischung und ich bin ziemlich stolz, dass die beiden zugesagt haben!
Sie möchten in Ihrem neuen Format den Dialog zwischen den Geschlechtern fördern. Zeigt sich das dann letztendlich als sich gegenseitig übereinander lustig machen, oder wie können wir uns das vorstellen?
Ich finde, dass Humor verpackt mit Charme im menschlichen Miteinander immer die Kommunikation fördert.
Luise Kinseher
Sich gegenseitig übereinander lustig machen ist natürlich leicht herstellbar und die Lacher sind garantiert, aber das ist sicher nicht das Ziel der Sendung.
Ähnlich wie die Politik sind Kabarett und Fernsehen noch äußerst männlich dominiert. Weshalb ist es gerade eine wertvolle Eigenschaft als Frau in der Öffentlichkeit zu stehen?
Ich finde es besonders wertvoll, wenn Personen – egal welchen Geschlechts – mit Sachverstand, Vernunft und Haltung die öffentliche Debatte bereichern. Wenn es sich dabei um eine Frau handelt freut es mich besonders, weil ich selbst eine bin.
Was hat Sie letztendlich davon abgehalten ein reines Frauenkabarett anzubieten? Zeigt das nicht, dass ein rein weibliches Format letztendlich nicht lustig und oder erfolgreich sein kann?
Das wäre mit Sicherheit eine Schlussfolgerung in die völlig falsche Richtung! Im Gegenteil. Ich denke, die Zeiten dürften vorbei sein, wo man Frauen am liebsten da sieht, wo sie nicht gefährlich werden können: wenn sie in eigens dafür eingerichteten Damensalons oder Damenkränzchen „unter sich“ bleiben.
Oft erhält man den Eindruck, eine inoffizielle Frauenquote würde die Unterhaltungsbranche prägen. In fast jeder Talkshow sitzt zwischen fünf Männern eine Frau, über die hinweggeredet wird. Dazu kommt der Vorwurf, dass Frauen nicht aufgrund ihrer Leistung ausgewählt werden, sondern nur um die Quote zu erfüllen. Nun leben wir doch in einer männlich geprägten Gesellschaft – begründet sich die Daseinsberechtigung eines jeden Mannes auf der Bühne nur darin, dass er vom Patriarchat profitiert?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, da das Patriachart schon seit mehr als 2000 Jahren unsere Kultur und Gesellschaft prägt. Ich weiß nicht, wie es andersherum wäre! Sicher ist jedenfalls, dass auch nur die wenigsten Männer vom Patriarchat und dem damit überlieferten Männerbild mit seinen Attributen wie beispielsweise Kraft, Potenz und Mächtigkeit profitiert haben. Die leidvolle Historie der Homosexualität ist da nur ein Beispiel unter vielen. Gerade hier waren es doch die Unterhaltungsbranche, das Theater und die Kunst, in der viele erstmals Gehör fanden und sich entfalten durften.
Sie haben sich schon längst auf den Bühnen unseres Landes und vor allem als Mama Bavaria etabliert. Gibt es Momente, in denen Sie nicht vor Selbstbewusstsein und Wortwitz strotzend auf Ihre Berufung blicken?
Meine künstlerische Arbeit ist eher von Zweifeln und immerwährendem Hinterfragen und Analysieren geprägt.
Luise Kinseher
Meine künstlerische Arbeit ist eher von Zweifeln und immerwährendem Hinterfragen und Analysieren geprägt. Aber sagen Sie das bitte nicht der Mama Bavaria! Ihr darf man keinesfalls Schwäche anmerken! Sie ist schließlich der Fels in der Brandung und bezieht ihr Selbstbewusstsein einzig und allein aus der Liebe zu ihren Kindern!
Da bleibt uns nur noch einmal Danke zu sagen! Und damit: Bühne frei am Donnerstag um 21 Uhr im Bayerischen Fernsehen!
Bilder: © BR/Markus Konvalin