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Ich überbringe euch heute eine traurige Nachricht. Das Kong wird Ende Februar schließen.

Jan Rauschning-Vits
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Viele von euch wird das überhaupt nicht jucken. Wie oft habe ich schon das Gestöhne gehört: “Nicht schon wieder ins Kong, da sind wir immer. Lass uns mal was anderes machen!”

Oder: “Kong? Da siehst du vor lauter Hipster die Bar nicht mehr.”

Doch heute sollt ihr Blasphemiker schweigen. Ich verliere einen guten Freund. Das Kong hat mich begleitet, seit ich nach München kam. Klein, laut, mal melodisch, mal knüppelhart, aber immer familiär. Auch wenn Hunderte zu den Autonomica Nächten kamen, fühlte ich mich hier immer noch heimisch.

Fühlt es sich so an, wenn man erwachsen wird?

Ich bin ernster geworden, seit mich diese Nachricht Anfang des Jahres schockte. Die Freude ist weg. Jetzt lerne ich jeden Mittwochabend, anstatt im Kong mit dem Kopf zu wippen und das Gefühl zu haben, unter coolen Menschen den Münchner Zeitgeist zu reiten.

Jetzt kann ich endlich loslegen eigentlich. Ich könnte mich (noch) mehr auf mein Studium konzentrieren und mit schönen Erinnerungen alt werden – irgendwann meine Enkel mit all den Geschichten nerven, die wir dort erlebt haben.

Aber ich will nicht! Noch nicht! Wenigstens noch diesen Januar und den Februar will ich meinem Kong die letzte Ehre erweisen. Und das solltet ihr auch tun!

Das Kong ist ein Tempel der Clubgeschichte.

Hier fielen sich schon betrunkene MUCBOOK-Redakteure in die Arme, hier haben wir im März die Release-Party unseres Printmagazins gefeiert. Hier wurden Memmen zu echten DJs. Hier wuchsen unerfahrene Partyplaner zu bekannten Festivalgrößen heran. Im Kong gab es immer einen fruchtbaren Boden für kreative Projekte. Nicht für jeden, aber für die Fleißigen und Cleveren. Fast alles, was Rang und Namen in Deutschland hat, drehte hier schon die Teller.

Warum musste das sein? Vielleicht, weil elektronische Clubs generell nur eine kurze Halbwertszeit haben. Mit Ausnahme des Harry Klein. Aber auch das musste sich mit seinem neuen Standort an der Sonnenstraße neu erfinden.

Doch um ein guter Elektro-Club zu sein, musst du immer mindestens der coolste sein. Und den neusten Scheiß haben und spielen. Sonst bist du schnell passé. Altbewährtes hat heute nicht mehr den Wert, den es früher mal hatte. Die Meute strömt immer in die neuen Läden. In Zeiten von Instagram und Glasfaserkabeln bist du der King, wenn du als erster irgendwo warst. Den zweiten beißen die Hunde.

Aber es werden andere Clubs kommen, die wieder andere Leute auf die Tanzfläche ziehen. Und auch diese werden wieder untergehen und dann von irgendwem beweint werden. Vom Kong bleiben die Erinnerungen und die Narben auf unseren Körpern.

Mach’s gut 🙁


 

Foto: Kong

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