Kultur, Nach(t)kritik

Improvisationstheater im Schleudergang

Sarah-Janine Fischer
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Improvisationstheater muss man unbedingt gesehen haben! Warum? Beim Improtheater haben Zuschauer die Gelegenheit das Theaterstück selbst mitzugestalten. Genau genommen gibt es kein Theaterstück, denn alles was auf der Bühne geschieht, ist improvisiert und passiert aus dem Bauch heraus. Geht nicht? Geht doch! – Und sogar richtig gut, das bewiesen Vincent Courtens und Steffi Böck am 1. April im wash&coffee in der Klenzestraße 1.- Kein Aprilscherz!

Die wolln doch nur spieln!

Doch um richtig gut improvisieren zu können, muss man sich erst einmal locker machen. Also muss sich das Publikum zunächst in Zählspielen üben. Nachdem die Zuschauer mit den Schauspielern und dem Bühnenablauf vertraut ist, kann der Waschgang endlich beginnen – Stets begleitet am Klavier von Stefan Kurz mit Klavierimprovisationen.

Wie läuft so ein Theater nun ab? Die Zuschauer werden zunächst nach einem Begriff gefragt. Nachdem diese mit „5…4…das aktuelle Programm“ die Szene eingezählt haben, bauen die Darsteller daraus eine Szene. Völlig improvisiert versteht sich. So entsteht aus dem Begriff „Auto“ z.B. das Lied  „Ich darf nicht Auto fahrn, meine Freundin sagt, ich soll lieber Rad fahrn“. Hinter den auf den ersten Blick banal klingenden Texten und Situationen steckt dabei immer die hohe Kunst des Improvisierens. Denn aus dem Stegreif kann wohl kaum jemand ein Lied spinnen.

Impro im Schleudergang

Nach einer kleinen Pause, in der das Publikum Sätze auf Zettel schrieb und diese auf der Bühne verteilte, begann die zweite Hälfte des Schleudergangs: Der Ort der Wahl sollte laut Publikum die Grotte unter Neuschwanstein sein. Eigentlich wollten die Beiden dort eine Party feiern, sogar mit Stalagmiten und Stalaktiten als Eventstrohhalme, doch die Feier eskalierte in einem Ehestreit. Die Inhalte des Zettels wurden dabei in die Szene eingebaut.

So passend oder unpassend die Sätze zur jeweiligen Zeit waren, umso lustiger war die Situationskomik und wie der Inhalt umgesetzt wurde. Vincent Courtens und Steffi Böck schafften es auf einer Bühne ohne Bühnenequipment oder Bühnenbild immer wieder aufs Neue eine Welt zu skizzieren, die die Zuschauer mitriss und dabei kein Auge trocken blieb. Sogar ins Innere einer allergiegeplagten Nase. Das will erst mal gelernt sein.

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