Kinogucken, Kultur

Kein Superheld

Thomas Empl

Gleich vorneweg: Der deutsche Titel dieses Films ist – wie so oft – misslungen. Wie wird aus “Death of a Superhero” ein sperriges Am Ende eines viel zu kurzen Tages? Klingt nach melodramatischem Rosamunde Pilcher – Schrott. Ist es aber zum Glück doch nicht.

donald

Na gut, der 15-jährige Donald (Thomas Brodie-Sangster) ist kein Superheld. Er kann nicht durch die Lüfte fliegen, kann aus den Händen keine Blitze schießen. Donald wird sterben. Das steht fest, er hat Krebs. Seine Familie ist am Ende und kann ihm keinen Halt geben. Er zieht sich zurück und spielt sogar mit dem Gedanken, sein Leben selbst zu beenden. Sein vorerst einziger Rückzugsort sind die Comics, die er zeichnet und in denen er als Superheld umgeben von großbrüstigen Frauen gegen den Tod kämpft.

Diese Comics werden im Film visualisiert. Gezeichnete wechseln sich mit realen Sequenzen ab, manchmal vermischen sie sich auch. Diese Momente sind eindeutig die originellsten des Films und heben ihn am deutlichsten von vergleichbaren Dramen ab. Ansonsten bietet Am Ende eines viel zu kurzen Tages nämlich viel Altbewährtes und Erwartbares. Streit mit den Eltern, den ungewöhnlichen Psychologen (Andy Serkis), die erste Liebe… Zwischendrin ist man sich nicht mehr ganz sicher, was für einen Film man hier eigentlich machen wollte. Die Comicsequenzen erscheinen immer seltener, die erste Liebe kommt mal eine halbe Stunde gar nicht mehr vor… Und seit wann ging es eigentlich darum, dass Donald vor dem Tod noch seine Jungfräulichkeit verliert?

Es gibt Filme, denen hätte diese Unentschlossenheit das Genick gebrochen. Doch angesichts der sympathischen, gut gespielten Figuren lässt sich sogar darüber hinwegsehen, dass jede “Wendung” zu einhundert Prozent vorhersehbar ist. Für diese Menschen geht es wirklich um etwas, die wichtigsten Personen sind so menschlich, dass man einfach nur mit ihnen mitfühlen kann. Besonders Gollum-Darsteller Andy Serkis glänzt in der für ihn ungewöhnlich ruhigen, zurückgenommenen Rolle des Psychologen. Natürlich rechnet man damit, dass er und Donald sich nach anfänglichen Schwierigkeiten miteinander anfreunden und gegenseitig voneinander für’s Leben (und den Tod) lernen. Alles schon gesehen. Schön ist es trotzdem. So wie der ganze Film auf so unkitschige Weise Emotionen weckt, dass man verzeiht, dass er eigentlich nicht allzu viel Neues wagt.

dr.-king

(Kinostart ist der 30. August)

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