Kultur, Was machen wir heute?

Keine Chance dem Wischmop!

„Starke Kids! Gib Mobbing keine Chance!“ Ein sperriger Titel, ein schwieriges Thema und eine rasante, schöne Musical-Show, die zum Nachdenken anregt.

Pep und gute Laune waren gegeben, denn die Regisseurin Julia Riegel weiß, wie man Kinder vor und hinter der Bühne motiviert und amüsiert. Gerade für ernste Themen ist ein ansprechender Zugang wichtig, sonst verabschieden sich die kleinen Zuschauer ganz schnell… und die großen genauso. Mobbing ist ein Dauerbrenner, der uns erhalten bleiben wird, solange es Kinder gibt. Auf der Bühne standen neben etwa 40 hochmotivierten Kindern auch zwei im Bereich Musical erfahrene, erwachsene Solisten. Volker Bengl und die zauberhafte Iva Schell sangen Ausschnitte aus West Side Story und dem Phantom der Oper. Bei der Kinderbande stellte man mal wieder fest, dass kontinuierliches Arbeiten sich bezahlt macht. Die lange Erfahrung von Verena Sarré, die am Gärtnerplatztheater die musikalische Einstudierung des Kinderchors verantwortet, macht sich auf das Angenehmste bemerkbar. „Willkommen, Bienvenue, Welcome“ aus Cabaret klang ganz fabelhaft, stilecht mit weißen Handschuhen. Genauso dynamisch ging es weiter, unterbrochen von meditativen Momenten, in denen alle zur Ruhe kommen.

Starke Kids!

Alan Brooks ist ein exzellenter Choreograf, der besonders durch seinen geschickten Umgang mit Kindern auffällt. Auch die Band war hochkarätig besetzt (Martin Steinlein, Liviu Petcu, Maximilian Fraas, Burkhard Fabricius).

Im zweiten Teil, wenn auch die Zuschauer locker und gutgelaunt sind, kommt man zum Kern der Sache. Obwohl sich die Regisseurin eingehend mit dem Thema befasst hat, fand ich einige Aspekte schwierig. Das liegt in der Natur der Sache: Mobbing ist ein Thema, für das sich keine einfachen Lösungen finden lassen. Jeder Fall muss maßgeschneidert behandelt werden; so individuell wie die Schüler, die davon betroffen sind. Wer alleine nicht weiterkommt, muss sich Hilfe von außen holen. Aber bei dem Satz „Wir gehen jetzt noch mal in die Klasse und versuchen, mit den anderen darüber zu reden“… da stellt es einem Mobbing-Opfer sämtliche Haare auf, und man muss den Betroffenen vermutlich erst schonend klarmachen, dass es keinen anderen Weg gibt. Das Wichtigste wurde hier charmant rübergebracht, ganz ohne erhobenen Zeigefinger: Problembewusstsein ist schon die halbe Miete. Trotz des ernsten Themas ein sehr angenehmer Nachmittag.

Foto C. Klimek

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons