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Münchner Erlebnisse mit nichtmenschlichen Dienstleistern. Heute: Der Pfandflaschenautomat.

Regelmäßig suche ich nach wertvollem Müll. Wie die Flaschensammler der Straße, die die Mülleimer nach Pfandflaschen durchwühlen, um an etwas Kleingeld zu kommen. Nur dass ich Küchenschränke, Abstellkammern, Kellerabteile, Balkonregale und sonstige Orte nach Pfandflaschen und Getränkekisten durchforste.

Nach dem Finderglück von 25-Cent-Einweg- und 15 Cent-Mehrwegflaschen kommt ebenfalls regelmäßig die Ernüchterung vor dem Getränke-Annahme-Automaten. Bepackt mit einer riesigen IKEA-Tüte voll PET- und Bierflaschen stehe ich direkt an der automatischen Eingangstür von Tengelmann. Umgeben von einem leichten Bieraroma, das aus meiner riesigen IKEA-Tüte strömt, möchte ich die Flaschen möglichst schnell in die Luke der Leergut-Annahmestelle stecken. Mit den vielen leeren Bierflaschen möchte ich nur ungern auffallen. Es läuft gut. Man muss nur eine Weile warten, bis man die nächste Flasche wieder in die runde Öffnung legt. Das habe ich schon gelernt. Ich muss nur aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr bewege, damit die elektronische Eingangstür nicht wieder auf und zu geht und so unnötig für Aufmerksamkeit sorgt.

Dann passiert das, was fast immer passiert. Ausgerechnet bei mir. Immer bei mir. Nach der fünften Flasche etwa ertönt ein sirenengleicher Alarmton, der bestimmt noch hinten an der Käsetheke zu hören ist. Es hört nicht auf. Ich bin entlarvt. Die elektronische Tür geht auf und zu. Ich habe mich bewegt. Sogar das Display blinkt den roten Alarm.

Jetzt muss ich es tun, es geht nicht anders. Wie ein ertappter Dieb gehe ich zur Kassiererin. „Ich glaube der Flaschenautomat ist voll.“ Frau Petrovic ruft über den Lautsprecher einen Kollegen. Nun stehe ich neben der auf- und zugehenden Türe, mit den Flaschen unterm Arm und warte, während der Automat immer noch nicht aufgehört hat zu hupen. Nach etwa zwei Minuten kommt der Kollege mit einem großen Blechwagen aus der Gemüseabteilung angefahren. Er kennt mich schon.

Mit seinem Zauberschlüssel bringt er das lärmende Monster zum Schweigen. Den überladenen Flaschencontainer tauscht er gegen einen leeren. Er schließt die Türe, verabschiedet sich und ich kann weiter machen. Eine Flasche Adelholzener Sport-Schorle ist jetzt dran. Das Monster fängt wieder an zu brüllen. Alarm. Der Mann mit dem Zauberschlüssel kommt zurück. „Die Adelholzner gehen nie.“ Egal. Jetzt weiß eh schon jeder, was ich trinke.

Illustration: Jörg Dommel

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