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Mucbook präsentiert: Strohhalme im Gitarrenmahlstrom – Thurston Moore Group im Strom

Als Sonic Youth nach 30 Jahren 2011 Bandgeschichte ihre Trennung bekannt gaben, ging ein tiefer Seufzer durch die Musikwelt. Aus der avantgardistschen No-Wave-Bewegung im New York der Achtziger entstanden, verkörperten Sonic Youth wie kaum eine andere Band den Spagat zwischen Melodie und Noise, zwischen Major und Indie.

Gemeinsam schufen sie Album-Klassiker wie „Teenage Riot“, „Goo“ oder „Dirty“. Vorausgegangen war die Trennung von Kim Gordon und Thurston Moore, die seit ihrer Heirat vor 27 Jahren als das Vorzeige-Alternative-Rock-Traumpaar schlechthin galten und gemeinsam mit ihrer Tochter Coco sogar in den Gilmore Girls auftraten. In ihren Buch „Girl In A Band“ verarbeitete Kim Gordon die gemeinsame Zeit.

Mit 58 Jahren geht Thurston Moore jetzt mit seiner neuen Group wieder auf Tour. Im Gepäck hat er „Rock’n’Roll Consciousness“, sein aktuelles, mittlerweile drittes Album nach dem Split von Sonic Youth.

Hitproduzent, aber keine leichte Kost

Kein leichtes Werk ist „Rock’n’Roll Consciousness“ geworden, aber wer hätte das von Ihm auch erwartet? Es ist eher ein monolithisches Gitarren-Monument, mit teilweise sich immer wieder wiederholenden, fast schon meditativen Gitarrenstrukturen.

Spannenderweise saß ausgerechnet Hitproduzent Paul Epworth an den Reglern, der bereits für Adeles „Rolling in the Deep“ und „Skyfall“ verantwortlich war, der aber mit den Debüts von Bloc Party, Maximo Park und Kate Nash auch schon einige Indie-Lorbeeren einsammelte.

Fünf Songs, die es in sich haben

„Rock’n’Roll Consciousness“ besteht nur aus fünf Songs. Fünf Songs, die es aber in in sich haben. Während sich „Exalted“ noch leise anschleicht um dann ein monumentales Verzerrergewitter anzuzetteln und dann wiederum leise auszutröpfeln, setzt Moore bei „Cusp“ auf  ein Stakkato aus Gitarren-Geschredder und den für ihn so typischen Gesang, der wie ein Strohhalm in der reißenden Gitarrenflut wirkt.

German Drumming

Aus dem Gitarrenmahlstrom des neuen Albums sticht „Cusp“ vor allem wegen seines – wie Moore es nennt – „German Drumming“ hervor. Drummer Steve Shelley, den Moore als einziges Mitglied von Sonic Youth in seine Group mitnehmen konnte, ließ sich dafür von Krautrock-Bands und Schlagzeug-Kollegen wie dem erst kürzlich verstorbenen Jaki Liebezeit inspirieren.

Nachdem auch eher eruptiven „Turn on“ verspricht „Smoke of Dreams“ wieder etwas Erholung und erinnert an Dinosaur Jr.s Gitarren-Exkurse. Ein Schlußpunkt der reinen  Spielfreude setzt dann das achtminütige „Aphrodite“.

Noise-Explosionen live erleben

Vor allem live lebt die Musik von Thurston Moore von ihren Gitarrenwänden, ihren Brüchen, den Noise-Explosionen und einfach ihrer schieren Wucht. Ihr wollt euch selber davon überzeugen? Dann lasst uns hier einen Kommentar stehen und mit etwas Glück kriegt ihr zwei Gästelistenplätze!


In aller Kürze:

Was?  Thurston Moore Group

Wo? Strom

Wann?  Fr, 30.6.2017, Beginn: 20.45 Uhr

Wieviel? 31, 70 Euro, Tickets hier


Beitragsbild: © Thurston Moore Group

Tobias Wullert