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“Muss erst etwas passieren, damit sich etwas ändert?” – Der Schulwegcheck

Wir alle müssen oder mussten irgendwie in die Schule kommen. Wenn die Schule in der Nähe ist, ist es wahrscheinlich am besten, zu Fuß zu gehen. Leider ist das in München nicht immer so einfach. Kinder sind durch verschiedene Hindernisse wie Falschparker, Baustellen oder E-Scooter, gefährdet. Eine Initiative hat sich mit den Missständen auseinandergesetzt und klärt auf. Das Mobilitätsreferat München reagiert.

“Wie sicher sind unsere Kinder in München?”

Diese Frage hat sich die Initiative Fußverkehr München gestellt. Sie ist ein Zusammenschluss von Fuß e.V., Green City, Verkehrsclub Deutschland und Bund Naturschutz Bayern. Im Rahmen der Initiative wurde der Schulweg-Check durchgeführt. Ihre Forderung: “Guter Fußverkehr ist gut für alle! Wir wollen, dass der öffentliche Raum in München für alle sicher und gut erreichbar ist”. Sie engagieren sich, weil sie der Meinung sind: “das eigenständige Bewegen ist für die Entwicklung von Kindern sehr wichtig”

Kinder knüpften so soziale Kontakte mit Weggefährten, lernten sich zu orientieren und ihre Umwelt richtig wahrzunehmen. Denn ein Kind, das von seinen Eltern “alleine” zur Schule geschickt werde, achte auf seine Umwelt, erkunde und lerne aufmerksam zu sein. Ein Kind, das morgens auf den Rücksitz geschnallt werde und vielleicht nicht einmal aus dem Fenster schauen könne, lerne das nicht, so die Initiative Schulweg-Check. Aber natürlich brächten viele Eltern ihre Kinder nicht nur aus Bequemlichkeit mit dem Auto zur Schule. Sie hätten Angst, dass ihnen auf dem Schulweg etwas zustoße und wollten ihre Kinder davor schützen. Damit Eltern ihre Kinder unbesorgt zur Schule schicken könnten, müssten die Schulwege verbessert werden. Darüber hinaus wird bemängelt, dass der Fußverkehr als Grundversorgung in der Verkehrsplanung oft vergessen werde.

Münchner Schulwege werden gecheckt – Alarmierende Ergebnisse

Der Schulwegcheck wurde im Oktober 2023 durchgeführt. Elf freiwillige “Schulwegchecker*innen”, darunter viele betroffene Eltern, testeten 13 Schulwege zu acht verschiedenen Grundschulen in München. Darunter die Klenzeschule in der Frauenhoferstraße, die Feldbergschule und die Forellenschule in Trudering sowie die Agilolfingerschule in Untergiesing. Untersucht wurden die Wege auf Sicherheit, Übersichtlichkeit (auch bzw. vor allem aus Kindersicht) und Komfort. Hindernisse wurden dokumentiert und in drei Kategorien eingeteilt: störend, behindernd und gefährlich. Bei allen Checks wurden mindestens zwei gefährdende und viele weitere behindernde und störende Hindernisse gefunden. Anais Schuster Brandis präsentiert die Ergebnisse: 24 falsch parkende Autos und 4 LKWs auf Gehwegen und Querungen, 5 Motorräder und 10 Fahrräder auf Gehwegen, 21 Baustellen und 15 E-Scooter auf Gehwegen und 17 sonstige Hindernisse wie Mülltonnen, Litfaßsäulen, Hecken und Verteilerkästen.

Es muss sich etwas ändern

Aufgrund dieser alarmierenden Ergebnisse fordert die Initiative Fußverkehr München:

  • die Ausweisung von Schulvorrangstrecken, die von der Stadt ausgebaut und freigehalten werden
  • die Einrichtung von autofreien Schulbereichen und Schulstraßen direkt vor den Schuleingängen
  • die flächendeckende Einführung und dauerhafte Projektbegleitung des gemeinsamen Schulweges zu Fuß
  • die Ahndung von Falschparken auf Gehwegen, Abschleppen auf Querungen, insbesondere im Bereich von Schulen
  • Vorrang des Fußverkehrs bei Baustelleneinrichtungen
  • Feste Abstellflächen für E-Scooter

Viele Eltern würden aber auch berichten, dass sie bereits bei vermeintlich Verantwortlichen nachgefragt oder sich beschwert hätten, aber oft keine Reaktion erhielten. Sie fragen sich: “Warum muss erst etwas passieren, damit sich an der Schulwegsicherheit etwas ändert?”

Wir haben beim Mobilitätsreferat München nachgefragt und um eine Stellungnahme zu den genannten Punkten gebeten.
Die Pressesprecherin betonte in ihrer Antwort, dass die Sicherheit auf dem Schulweg im Mobilitätsreferat einen hohen Stellenwert hat.Das Mobilitätsreferat sei bemüht, die Wege für Fußgänger*innen undSchüler*innen sicher zu gestalten. Hier gebe es auch zusätzlich den Bereich “Schulwegsicherheit”, der sich speziell um die Anliegen der Schüler*innen kümmere. Die Mitarbeitenden der Schulwegsicherheit würden bei allen Schulneubauten einbezogen. Außerdem würden sie bereits bestehende Schulwege auf ihre Verkehrssicherheit untersuchen. Um die Sicherheit auf dem Schulweg zu verbessern, konzentriere sich der Bereich auf die Schaffung sicherer Querungsmöglichkeiten, die Reduzierung der Geschwindigkeit von Autos, das Verbot von Sichthindernissen und die Beschilderung von Gefahren. Doch hier gebe es auch Herausforderungen: Einerseits gebe es viele rechtliche Rahmenbedingungen, die eingehalten werden müssten. Andererseits müssten unterschiedliche Interessen gegeneinander abgestimmt werden.

Es gibt bereits verschiedene Aktionen und Kampagnen, um Kinder und Eltern für das Thema zu interessieren:

“Merci Dir”

“Merci Dir” soll der neue Zeitgeist auf Münchens Straßen sein: Mit mehr Miteinander, Rücksicht und Gelassenheit kommen alle im Straßenverkehr sicher und entspannt ans Ziel. Mit der Kampagne macht das Mobilitätsreferat Verkehrssicherheit sichtbar, auf der Straße und auf Social Media. Sie wollen Münchner*innen informieren und motivieren, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. “Merci Dir” setzt nicht auf Regeln und Verbote, sondern will mit positiven Impulsen zum Mitmachen anregen. Denn: “München ist auch im Straßenverkehr zu schön zum Granteln”.

Mehr dazu hier.

“Fit in die Schule”

Ein kostenloser Wettbewerb für Grundschulen, bei dem die Schule mit den meisten zurückgelegten Schulwegen in einem bestimmten Zeitraum ausgezeichnet wird.
50 Münchner Grundschulen haben am Wettbewerb des Mobilitätsreferats “Fit in die Schule, fit für die Zukunft!” teilgenommen. Jedes Kind, das die letzten 250 Meter zum Schultor umweltfreundlich zurückgelegt hat, durfte als Ansporn einen bunten Aufkleber auf ein Poster mit einem ausgeblichenen Korallenriff kleben und damit sinnbildlich das Riff wieder bunt und lebendig werden lassen. Die Grundschule an der Blutenburgstraße war dabei die erfolgreichste Schule. An 15 Schultagen im Herbst legten die Kinder durchschnittlich 14,8 Mal umweltfreundlich den Schulweg zurück und belegten damit den ersten Platz beim Wettbewerb.

Mehr dazu hier.

“Bewerbung des Ehrenamts der Schulweghelfer*innen”

Sie helfen morgens vor Schulbeginn und/oder mittags nach Schulschluss jeweils für etwa eine halbe Stunde an einer Ampel, an einem Zebrastreifen oder an einem Überweg den Schulkindern beim Überqueren der Straße. Einmal jährlich werden langjährige Helfer*innen durch die Stadt geehrt.

Mehr dazu hier.

“Bus mit Füßen”

Als ‘Bus mit Füßen’ gehen die Kinder gemeinsam mit einem Elternteil zur Schule. Jeder ‘Bus’ besteht aus einer Gruppe von fünf bis acht Schülerinnen und Schülern, die auf einer festgelegten Route unterwegs sind. Ein Elternteil sammelt die einzelnen ‘Fahrgäste’ an ihren ‘Haltestellen’ ein und bringt sie sicher zur Schule. Sobald die Kinder selbstbewusst und sicher genug sind, um ihren Schulweg alleine zurückzulegen, können sie den Bus auch ohne elterliche Begleitung nutzen.

Mehr dazu hier.

Insgesamt sei es dem Mobilitätsreferat ein großes Anliegen, Verbesserungen für die Schüler*innen zu erreichen. Dies sei ein kontinuierlicher Prozess und Teil der täglichen Arbeit vieler Mitarbeiter*innen des Mobilitätsreferats und anderer beteiligter Institutionen. Derzeit werde eine Beschlussvorlage zum verkehrsrechtlich komplexen Thema „Gehwegparken“ erarbeitet, die ein Konzept zur Eindämmung des illegalen Gehwegparkens beinhaltet. Diese wird voraussichtlich im Sommer dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt.

Beitragsbild: Christoph Gagern von VDC

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