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Pfand abgeben und Gutes tun – das „FlaschenKollektiv“ holt euer Leergut ab

Vanessa Filgertshofer

Dass es unter uns viele bequeme Leute gibt, die ihre Pfandflaschen wochenlang in der Kammer lagern oder überhaupt gar keine Lust auf die Rückgabe haben, weiß man. Wer kennt sie nicht? Die gute, alte Sammelkiste oder Sammeltüte in der wir unsere Flaschen, Dosen etc. bis zum nächsten Einkauf oder noch viel länger verstauen. Wieso nicht aus der Trägheit eine Tugend machen und die Ansammlung für einen guten Zweck bei sich zuhause abholen lassen? 

Diesen Gedanken hatten Anna Erb und Clarissa Hamann, die sich während ihres Studiums an der TU kennenlernten. 

Die Idee der Beiden ist, dass sie den Menschen in München einen Service anbieten, welcher ihr Leergut kostenlos einsammelt. Das Pfandrückgeld soll dann an eine lokale, soziale Organisation gespendet werden. Bei einer ersten Sammelaktion konnten bereits 200 Euro gesammelt werden und die zweite Aktion am Samstag den 24.04.2022 steht nun kurz bevor. 

Spenden leicht gemacht – jede Flasche hilft

Grundsätzlich ist den beiden wichtig, dass die Münchner*innen Motivation finden auch kleine Beiträge zu spenden (hier in Form von Pfand). Dabei wollen sie insbesondere auf lokale soziale Projekte aufmerksam machen, die sie mit ihren Pfandspenden unterstützen. Anna und Clarissa sind beide voll berufstätig und betreiben das Kollektiv nebenher. Anna macht gerade ihren Doktor an der TU München und Clarissa hat im Mai 2021 eine Stelle als System Ingenieurin bei der OHB System AG begonnen. 

Anna (l.) und Clarissa vom FlaschenKollektiv

Wie funktioniert das genau? Ich habe dem „FlaschenKollektiv“ ein paar Fragen zukommen lassen

Hallo Anna, wie oft und wann sollen eure Sammelaktionen stattfinden? 

Die Sammelaktionen finden bisher einmal im Monat an einem Samstag statt. So können wir regelmäßig spenden, aber die Leute haben auch genügend Zeit wieder frisches Pfand zu sammeln.

Wer sammelt die Flaschen vor Ort ein? 

Momentan erstmal nur wir beide. Über unsere Website und Instagram können uns Leute aber gerne anschreiben, falls sie uns auf irgendeine Weise – sei es beim Abholen, im Marketing, bei der Webseitenpflege, mit neuen Projektideen – unterstützen wollen.

Wie kann ich mich bei euch anmelden und wo holt ihr ab?

Wir haben eine Website auf deutsch und englisch, über die man sich anmelden kann. Zudem haben wir einen Instagram Kanal, auf dem wir alle auf dem Laufenden halten und über neue Aktionen bescheid geben. Unsere erste Sammelaktion war in der Maxvorstadt und die zweite Sammelaktion am 23.4.22 wird in der Maxvorstadt und Schwabing-West sein. Unser Ziel ist es immer weiter zu wachsen und in der Zukunft mehr Viertel abzudecken.

200 EUR klingt nach relativ wenig Ertrag für eine aufwendige Aktion mit viel Vorbereitung: Wie wollt ihr eurer Idee zu mehr Impact verhelfen?

Unsere Devise ist „Pfandln läppert sich!“ Wir wollen Münchner*innen zeigen, dass bereits acht Cent von einer Bierflasche einen Unterschied machen, vor allem wenn viele verschiedene Haushalte mitmachen und dadurch wieder ein größerer Betrag zusammen kommt. Da größere Spenden oftmals nur bei großen Organisationen ankommen beziehungsweise abschrecken, wollen wir mit vielen, kleinen Spenden etwas bewirken. 

Unser zukünftiges Ziel ist es, dass das Geld, welches in einem Viertel gesammelt wird, anschließend an eine Organisation aus dem selben Viertel fließen soll. So haben die Leute einen größeren Bezug und unterstützen etwas direkt in ihrer Nachbarschaft. Wir wollen natürlich weiter wachsen, mehr Leute über Empfehlungen, Flyer, Online-Auftritte etc. erreichen.

Was passiert mit dem gesammelten Geld, an wen wird gespendet?

Das Geld der letzten und dieser Sammelaktion geht zu 100% an HORIZONT e.V, ein Verein (gegründet von Jutta Speidel) der sich um obdachlose Frauen und Kinder in München kümmert. HORIZONT e.V freut sich über jeden gespendeten Betrag, denn auch schon von 3 Euro können Schulmaterialien für ein Kind gekauft werden. Vielen Leuten ist das gar nicht bewusst. 

Wie lange wart ihr für eure erste Sammelaktion durch die Maxvorstadt unterwegs?

Fünf Stunden.

Auf wie viel Erlös hofft ihr bei eurer zweiten Sammelaktion?

Wir hoffen, dass wir mit jeder Aktion etwas dazulernen und wachsen, deshalb wären dieses Mal 500 bis 1.000 Euro toll!

Ab wann würdet ihr sagen, lohnt sich so eine Aktion überhaupt?

Für uns hat es sich schon jetzt gelohnt: wir haben so viel positives Feedback von allen Seiten bekommen, von den Leuten, bei denen wir das Pfand abgeholt haben, von HORIZONT e.V., an die das Geld ging, und es macht auch einfach Spaß sich kreativ für das Marketing für FlaschenKollektiv auszutoben und neue Leute über das Projekt kennen zu lernen. 

Spender*innen bevorzugen oft einen Nachweis oder benötigen eine gewisse Sicherheit, dass die Gelder wirklich sinnvoll eingesetzt werden, wie wird das bei euch belegt? 

Wir stehen für absolute Transparenz bei diesem Projekt. Die Leute geben bei der Anmeldung an wie viel sie spenden. Da das nicht immer übereinstimmt mit dem was tatsächlich vor der Haustüre steht, protokollieren wir jede Pfandabgabe mit Quittung und geben Betrag und was genau gespendet wurde auf unserer Website an. In der Zukunft würden wir gerne ein System entwickeln, bei dem wir die genauen Beträge und Pfandflaschen den Haushalten zuordnen können, sodass diese jährlich eine Spendenbescheinigung bekommen. 


Bildcredits: © FlaschenKollektiv

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