Leben

Provokation statt Imitation

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Modetrends entstehen durch Brüche des Gewohnten. Wie gelingt der Balanceakt zwischen „cool“ und „unverkäuflich“? Für das mucs-Magazin interviewte Senait Yoseph den Designer Patrick Mohr.

Patrick Mohr, ein schlacksiger junger Mann mit Hang zur Egozentrik, steht vor dem internationalen Durchbruch. Als Absolvent der Modeschule Esmod erhielt der “ausgeflippte Lumpensammler” (SZ) vor zwei Jahren den Prix Createur als Jahrgangsbester. Vor wenigen Tagen präsentierte er seine Kollektion im Rahmen der Berliner Fashion Weeks. Seine Schau hatte den Titel “are we shaved?” und wurde von Obdachlosen präsentiert. Wir haben mit ihm über Provokation geredet.

Du entwirfst sehr unterschiedliche Mode – ausgefallene Teile, aber auch ganz schlichte Basics. Warum?

Mohr: Als Jungdesigner muss man seine Mode auch verkaufen. Auf der einen Seite gibt es die kreativen und innovativen Sachen, bei denen ich mich hundertprozentig austoben kann. Auf der anderen Seite will ich auch mein Geld verdienen. Und für die breite Masse sind Basics ansprechender. Mit den ausgefallenen Kollektionen kommt man in die großen Magazine und mit den Basics in die Läden.

Kann man sich überhaupt falsch anziehen?

Mohr: Klar, wenn eine fülligere Frau verzweifelt versucht, gewissen Trends zu folgen und sich in eine Röhren-Jeans oder in ein enges Top quetscht. Manchmal denke ich mir: Haben die Leute keinen Spiegel zu Hause?

Du selbst zeigst dich gerne in ungewöhnlichen Klamotten. Geht es dir nur darum aufzufallen?

Mohr: Nein. Jedes Teil spiegelt Persönlichkeit von mir. Ich will nicht auffallen, sondern ich bin einfach nur ich. Ich kleide mich so, wie ich mich fühle.

War dir deine eigene Kleidung schon mal peinlich?

Mohr: Nein. Mir ist es egal, was andere über meinen Kleidungsstil denken. Wenn ich am Lachen bin, bin ich am Lachen und wenn ich am Weinen bin, bin ich am Weinen. Und wenn ich weinend durch ganz München laufen würde, wäre es mir egal, was andere denken. Ich setze keine Maske auf. Ich finde es wichtig, dass man seine Emotionen zeigt und nicht die „Hey, ich bin cool“-Einstellung hat. Wir sind alle Menschen und keine Roboter.

Wo hast du als Schüler deine Klamotten gekauft?

Mohr: Das hat meine Mama gemacht.

Die Mama?

Mohr: Ja. Erst mit 18 kam dann die Zeit, in der ich ins P1 gerannt bin und mit D&G und Dsquared eingekleidet war.

Hast du deinen Stil heute gefunden?

Mohr: Sicherlich werde ich in einem halben Jahr wieder anders ausschauen. Das hängt damit zusammen was in meinem Leben passiert und was mich inspiriert.

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