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Resident Evil

Thomas Empl

Im Residenztheater kommt es zum Krieg des intelektuellen Mittelstands im Gott des Gemetzels – Style. Zwei französische Ehepaare und ihr gemeinsamer bester Jugendfreund sind zum Abendessen verabredet. Man sitzt zusammen auf „Sitzgelegenheiten“, Aristoteles und Kant werden zitiert. Es gibt Wein, marrokanisches Buffet und man will sich nett unterhalten. Was ungefähr solange gutgeht, bis einer der Gäste, Vincent, der Gesellschaft eröffnet, wie er sein bald zur Welt kommendes Kind nennen möchte: Adolphe.

Zusammenbruch

„Der Vorname“, so heißt das französische Stück von Alexandre de La Patellière und Mathieu Delaporte, ist dann auch der Stein, der die ganze Sache so richtig ins Rollen bringt. Gastgeber Pierre beschimpft Vincent, der argumentiert – gar nicht schlecht – dann könne man Kinder ja zum Beispiel auch nicht Joseph nennen – wegen Stalin. „Auch vor Adolf war Adolf Adolf“ meint Vincent und beruft sich auf den Titel eines Romans von Benjamin Constant. Pierre hingegen erklärt die Aktion brüllend und völlig außer sich zum Glaubensbekenntnis zum Nationalsozialismus. Nur Vorsicht, dass dabei Pierres Kinder nicht aufwachen. Die heißen übrigens Adonas und Athena.

Schöne Kulisse

Und ja, dann wird drauf los gestritten. Aus dem ursprünglichen Konflikt entstehen immer neue Wendungen und Enthüllungen. Es schließen sich variierende Allianzen und Feindschaften, mehr und mehr Nebenkriegsschauplätze entstehen. Das fast zwei Stunden dauernde Gespräch schaukelt sich dramaturgisch immer weiter hoch; und wird dabei nur ganz selten – wenn nur noch geschrien wird – ermüdend. Dass auf eine Pause verzichtet wurde, ist allerdings dennoch ein Glücksfall.
Denn erstens hätte die sich zuspitzende Dramaturgie wohl darunter gelitten. Und zweitens ist das Stück gerade wegen seines ununterbrochenen Dialogfeuerwerks über seine gesamte Dauer sehr, sehr lustig.

Trotz der Prämisse nullkommanull politisch und nur sehr selten schwarzhumorig ist „Der Vorname“ dennoch ein leichtes, aber kein seichtes Stück; bietet ganz einfach zwei Stunden Komödie auf hohem Niveau, temporeich und fulminant gespielt.

Pierre & Claude & Babou & Vincent

[“Der Vorname”, unter der Regie von Stephan Rottkamp und mit Sophie von Kessel, Michele Cuciuffo, René Dumont, Friederike Ott und dem großartigen Norman Hacker läuft an folgenden Terminen im Residenztheater:

Di 31. Dez 13, 18:00 Uhr
Mi 15. Jan 14, 20:00 Uhr
Fr 24. Jan 14, 20:00 Uhr

Karten gibt es hier: http://www.residenztheater.de/inszenierung/der-vorname]

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