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Riffs, Drummachines und existenzialistischer Krach: “Gewalt” in der Roten Sonne
Patrick Wagner ist ein waschechter Taussendsassa. Als Gründer des international renommierten Plattenlabels “Kitty-Yo” aus Berlin war er um die Jahrtausendwende ein gefragter Mann – als Frontmann der legendären Noise-Rock-Band Surrogat vielleicht noch mehr. Diese liefen damals zum Beispiel regelmäßig auf dem einzigen jemals coolen alternativen Musiksender “Viva zwei“. Sowohl der Sender als auch seine ehemalige Band sind inzwischen ein Stück deutsche Indie-Geschichte. Dann wurde es lange Zeit ruhig um ihn.
Eine persönliche Schaffenskrise bedingte das Ende der Band und auch das Ende seiner Labelaktivitäten. Zusammen mit Freunden hat er vor vier Jahren die “Berliner fuckUp Night” ins Leben gerufen, eine Veranstaltungsreihe, bei der Menschen von beruflichen und persönlichen Rückschlägen vor Publikum frei erzählen. Zusammen ist man weniger gescheitert – oder so. Vom Scheitern kann er also viel erzählen. Vom wieder Aufstehen vielleicht noch mehr. Jetzt hat er eine neue Band und tourt wieder – wir haben zum anstehenden Konzert in der Roten Sonne mit ihm gesprochen.
Plötzlich wieder was zu sagen: Neue Band, neues (Un-)Glück
Vor einigen Jahren fing Wagner plötzlich wieder Feuer und rief sein neues Band-Projekt “Gewalt” ins Leben. “Ich hatte, relativ aus heiterem Himmel, wieder das Gefühl, etwas sagen zu können” teilte er uns damals mit. Und wenn er etwas zu sagen hat, dann wird es schnell existenzialistisch bis hochtrabend. “Gewalt verdichten mit radikalister Stimme und Kunst die Unmöglichkeit und Unumgänglichkeit der menschlichen Existenz.” heißt es in einer Selbstbeschreibung. Genauso eindringlich wie der künstlerische Claim ist der noisige, von einer Drummachine flankierte, Industrial-Metal-Sound der den Klang der Band prägt. Gitarristin Helen Henfling und Bassistin Rabea Erradi mäandern an den Saiteninstrumenten. Wagner – zugleich Lead-Gitarrist – schreit sich dazu die geplagte Seele aus dem Leib: “Was denn? Was willst du? Was willst du denn? Von mir?” Dabei scheinen sich Gewalt vom künstlerischen Konzept und Gestus her eher für Vertreter wie Daft Punk, Einstürzende Neubauten, Klaus Kinski oder Pharell Williams zu interessieren, statt für vermeintliche Artgenossen wie Big Black oder Ministry.
Eher unkonventionell oder alternativ betrachtet auch sehr zeitgemäß ist der Turnus und die Form der Veröffentlichungen der Band: Alle paar Monate gibt es gefühlt neue Videos, Singles oder EPs. “Das tolle bei Gewalt ist, dass wir uns mit jeder 7inch neu erfinden…die kommende kommt bei Duchess Box raus und wird sich maßgeblich von allem bisher Gehörtem unterscheiden. Die zwei Stücke “Deutsch” und “Alles in mir” werden wir aber schon in München spielen – und sie sind, unter uns gesagt, der helle Wahnsinn.” verrät uns Wagner dazu.
Auf Tour mit Jack White
Für Jack White, den berühmten Frontmann der White Stripes, spielten sie letztes Jahr den Support für seine drei Deutschland-Gigs – eine auf den ersten Blick eher ungewöhnliche Konstellation, die aber anscheinend aufging: “Seltsamerweise hat es uns und sogar ca. der Hälfte des jeweiligen Pulblikums großen Spass gemacht. Gewalt ist für große Bühnen gemacht, mit seinem Minimalismus. Es war eine überaus spannende Erfahrung, Teil einer solchen Produktionsmaschine zu werden und nicht vollkommen darin unterzugehen. Jack White und seine Leute waren extrem nett zu uns und auch das Zustandekommen der Shows – wir wurden eine Woche vorher einfach angerufen von seinem Agenten – war irgendwie cool. Wir würden solche Dinge gerne häufiger machen.”
Nächster Stopp: Rote Sonne
Spricht man Wagner auf München an, lassen sich Vorfreude und positive Erfahrungen vernehmen: “München scheint eine sehr gute Gewalt Stadt zu sein. Wir fühlen uns da richtig verstanden, das Publikum merkt, dass wir nicht nur irgendwie Lärm machen, sondern dass man durchdrehen, tanzen denken, lachen und weinen kann bei unseren Shows… Mit Wien zusammen haben wir in München die intensivsten Verbindungen mit dem Publikum aufgebaut – Aber das kann man nicht immer steuern. Wir freuen uns auf jeden Fall sehr auf die Rote Sonne.”
Gewinn 2×2 Tickets
Zu guter Letzt haben wir wie so oft Plätze auf der Gästeliste zu verlosen. Kommentiere dazu einfach diesen Artikel und schon bist du im Lostopf. Am Montag vor dem Konzert losen wir aus. Die Gewinner werden per Mail benachrichtigt.
In aller Kürze:
Was? MUCBOOK präsentiert: GEWALT – Live (Support: Markus)
Wann? Dienstag, 21. Mai 2019
Wo? Rote Sonne
Tickets? 15 EUR zzgl. VVK Gebühren; AK: 18 EUR
Beitragsbild: © Florian Penke
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