Kultur, Stadt

Der Wunderknabe ist wieder da

Natalya Nepomnyashcha
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roman

Der bayerische Künstler gilt als das Wunderkind der deutschen Indie-Musik. Ende 2003, mit gerade mal 18 Jahren, veröffentlichte er sein Debütalbum „Bigger than now“, auf dem er alle Instrumente selbst einspielte. 2006 folgte „Personare“, das von Musikexpress zum Album des Monats gekürt wurde und Roman Fischer bis ins Vorprogramm der Arctic Monkeys und Sportfreunde Stiller brachte. Am 23.07. erscheint das dritte Album des Wahlberliners. Über München, Heimat und seine Unfähigkeit Noten zu lesen, spricht er mit uns. 

Du bist auf dem Land aufgewachsen. Wie schwer ist es dir gefallen, dich in einer Metropole wie Berlin zurechtzufinden?

Da ich ein paar Jahre in Augsburg gelebt habe, hatte ich bereits eine Vorahnung, wie es ist, in einer Stadt mit Infrastruktur zu wohnen. Bevor ich nach Berlin gezogen bin, gab es einige Dinge, die ich an einer großen Stadt erschreckend fand, z. B. die Größe oder die Anonymität. Doch mit der Zeit bin ich ein Fan von Berlin geworden, da ich gemerkt habe, dass man sich dort nicht anstrengen muss, etwas Besonderes sein zu wollen. Schließlich ist man nur eine Ameise in einem Ameisenhaufen. Mein Alltag hat sich nicht wirklich verändert, da ich niemand bin, der viel weggeht. Ein großer Unterschied ist jedoch, dass man sich um Freundschaften kümmern muss. In einer Metropole läuft man den Leuten nicht einfach so über den Weg.

Was ist für dich „Heimat“?

Heimat ist da, wo meine Familie ist, also der Ort, wo ich herkomme. Daheim fühle ich mich jedoch auf jeden Fall in Berlin, auch wenn ich noch weit davon entfernt bin, mich als Berliner zu bezeichnen.

Was ist für dich München?

Eindeutig die Alternative zu Berlin. Da ich aus einem Vorort von München komme, habe ich viele Stunden meines Lebens hier verbracht. Doch gerade als Künstler könnte ich mir das Leben hier zur Zeit nicht leisten. (lacht)

In deiner Biografie auf laut.de steht, dass du immer noch keine Noten lesen kannst. Erstaunlich für jemanden, der so viele Instrumente spielt.

Einstein hat mal gesagt: „Fantasie ist wichtiger als Wissen“. Ich finde einfach bestimmte Griffe auf der Gitarre dank meiner Fantasie und nehme diese dann gleich am Computer auf. Manchmal spiele ich noch eine Schlagzeugspur darüber. Den Rest mache ich mit der Maschine. Diese freie Herangehensweise haben noch viele andere Musiker.

Dein Vorgängeralbum erschien 2006. Das ist ganze vier Jahre her. Warum so eine lange Zeitspanne zwischen den beiden Alben?

Ich bin nach Berlin umgezogen. Umzüge fressen immer so viel Zeit. Meine Plattenfirma hat mir aber auch viel Zeit eingeräumt, die Platte aufzunehmen. Im Gegenzug habe ich der Plattenfirma Zeit gelassen, das Album herauszubringen. Außerdem wollte ich mich nicht selbt kopieren, sondern musikalisch und menschlich weiterkommen.

Was ist der größte Unterschied zwischen deinem zweiten Album „Personare“ und dem neuen Longplayer?

Das neue Album ist zugänglicher, offener, bunter, tanzbarer und abwechslungsreicher.

Normalerweise trägt das Erstlingswerk den Namen des Künstlers. Warum wagst du erst jetzt die Selbstbetitelung?

Ich hatte das Gefühl, dass gerade jetzt die besten Eigenschaften sowohl aus meinem ersten als auch aus meinem zweiten Album zusammengeflossen sind. Die Leichte Singer-Songwriter Musik und die dramatischen Lieder. Doch eigentlich hatte ich gar keinen Titel für das Album, da kein Songtitel das ganze Album wirklich zusammenfassen konnte. Deshalb einfach „Roman Fischer“.

Wenn ich nur drei Minuten Zeit hätte und auf keinen Fall mehr: Welchen Song von deinem neuen Album darf ich mir auf keinen Fall entgehen lassen?

„Some Other Man“. Daran erkennt man am ehesten, wie viel Potetial im Projekt steckt.

Was machst du, wenn du gerade so ganz und gar keine Lust auf Musik hast?

Ich programmiere sehr gerne und designe Websites. Computerspiele sehe ich als das nächste Kunstmedium. Und Zeichnen gehört natürlich auch zu meinen Hobbys, das habe ich ja auf der Kunstfachoberschule gelernt.

Empfindest du dich selbst als Star?

Nein. Die Leute, die ich selbst bewundere, scheinen mir so weit weg zu sein. Auch wenn ich natürlich weiß, dass das auch Menschen sind, wie du und ich. Vielleicht liegt es an dieser Bewunderung.

Wärst du gerne ein Star?

(überlegt) Ich habe mir diesen Weg selbst ausgesucht und mir ist bewusst, dass ich in der Öffentlichkeit stehe. Doch wie jeder Job hat auch dieer Beruf seine Vor- und Nachteile. Ich habe ein paar berühmte Menschen kennen gelernt, mit denen ich nicht unbedingt tauschen würde. Darüber singe ich auch in „Not for Everyone“. Ich will in erster Linie Musik machen können.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Ich sehe mich vermehrt im Ausland. Demnächst spiele ich in London und bin schon sehr gespannt drauf. Ich hoffe, dass sich irgendwann die Möglichkeit ergibt, mit jemandem zu arbeiten, der aus den USA kommt, da mich die amerikanische Musik sehr stark beeinflußt hat.

Und in 25?

Auf jeden Fall möchte ich auch dann noch Musik machen. Vielleicht habe ich dann auch schon eine Familie und nebenbei noch eine andere Arbeit. Ich würde mich gerne sozial engagieren und irgendetwas machen, womit ich Menschen helfen kann.

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