Kultur, Nach(t)kritik

San Cisco im Strom

Cornelius Zange

Dank Orkantief Niklas verbrachten auch San Cisco ihren Dienstag hauptsächlich im Stau und brauchten 10 Stunden von Köln nach München. Ähnlich erging es Supportact Rich Aucoin, der sich etwa 20 Minuten vor dem geplanten Beginn mit einem Rucksack bepackt durch das Publikum zur Bühne drängte.

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Für seine Show funktionierte der Kanadier sein Bettlaken zur Videoleinwand um, die während seines Auftritts neben einer Taschenlampe die einzige Lichtquelle war. Die Leinwand bot eine Mischung aus “Best of Youtube” und Songtexten. Rich Aucoin hat eine unglaublich mitreißende Art, die seine Musik erst mal in den Hintergrund stellte. Am Anfang jedes Songs erklärte er den Text, damit das Publikum fröhlich mitträllern konnte und während er wie ein Floh durch die Menge sprang, animierte er die Fans dazu, es ihm gleich zu tun. Als Höhepunkt seiner Show rollte er einen Fallschirm aus, unter dem das gesamte Publikum Platz hatte.

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San Cisco hingegen stellten die Show in den Hintergrund und die Musik in den Mittelpunkt. Ihr neues Album “Gracetown” ist deutlich fetter produziert als ihr Debüt, die neuen Songs passen aber live problemlos zu den älteren. Als sich eine Zuschauerin “Rocket Ship” wünschte, musste Sänger Jordi Davieson sie enttäuschen und erklärte, dass “Rocket Ship” der erste Song war, den sie aufgenommen haben und er heute die hohen Töne nicht mehr treffe. San Cisco gründeten sich als Schülerband. Inzwischen bereisen sie die ganze Welt und auch wenn sie schon zum zweiten Mal im Münchner Strom spielten, wirken die Australier immer noch ein bisschen überrascht, dass sie am anderen Ende der Welt an einem Dienstagabend einen Club füllen.

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Warum nicht Bassist Nick Gardner die tiefen Töne spielte, erklärte der Sänger trocken: Er hatte sich bei einem Jagdausflug versehentlich in den Fuß geschossen. Nachdem einzelne Lacher im Publikum verstummten, erzählte er weiter, dass an dem Fuß des Bandkollegen das Meiste immer noch dran sei und er sich wieder erholen würde.

Schlagzeugerin Scarlett Stevens kauft man inzwischen ab, dass sie volljährig ist. Sie ist mit Sicherheit eine der coolsten Schlagzeugerinnen, die das Strom je gesehen hat. Auch wenn sie des öfteren im Nebel verschwand.

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Das Publikum hielt sich mit Applaus ein bisschen zurück, was Sänger Jordi ein wenig verwunderte und ihn veranlasste, dem Publikum zu demonstrieren, dass er für sein Ansagen kein Mikrofon braucht. Trotzdem sah man den Leuten hier an, dass sie bestens unterhalten waren. Vielleicht ist das so ein Münchner Ding… Vielleicht können wir auch leise eine gute Zeit haben…

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