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Streckenwanderungen mit dem ÖPNV: diese 10 Ziele erreichst du optimal aus München

Michael Reimer

„Wandern mit dem ÖPNV“ – dieses Leitmotiv des Deutschen Alpenvereins (DAV) ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität beim Wandern. Gerade von München aus führen viele Bahn- und Busverbindungen in die bayerischen Hausberge. Besonders attraktiv sind die „Öffis“ für Streckenwanderungen von A nach B. Michael Reimer, Verleger und Autor (u.a. frischluftedition und Berg Edition Reimer), verrät uns seine zehn Lieblingstouren aus dem neu erschienenen Buch „Die schönsten Streckenwanderungen mit dem ÖPNV“. Sie eignen sich perfekt für den bevorstehenden Spätsommer und Herbst. Und bis Ende August gilt auch noch das günstige 9 EUR-Ticket!

1. Von Darching über den Taubenberg nach Warngau

Der Taubenberg ist für sein Quellgebiet bekannt, das unsere Stadt nachhaltig mit frischem Trinkwassser versorgt. Die meisten Ausflügler fahren auf dem Weg zum Tegern- oder Schliersee grußlos an ihm vorbei. Welch überflüssige Ignoranz – denn es führt ein schöner Wald- und Wiesenpfad über den Berg. Statt eines Gipfelkreuzes ragt der 30 Meter hohe Aussichtsturm in die Höhe, der einst als monumentaler Abschluss der Kaltenbach-Quelle errichtet wurde. Unterwegs passieren wir die Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn und den Berggasthof Taubenberg, der hausgemachte Produkte aus eigener wirtschaftlicher Erzeugung in Bioqualität anbietet. Auch der Gasthof zur Post in Warngau ist ein guter Einkehrtipp. Durch die starke Bewaldung eignet sich die Tour auch bei starker Sonneneinstrahlung.

Tourdaten: 4 Std. Gehzeit, 14 km, 320 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: BRB nach Darching – Rückfahrt: BRB von Warngau

2. Von Schloss Linderhof über den Klammspitz nach Halblech

Die Brunnenkopfhäuser zählten zu den Lieblingsorten von König Ludwig II. Insgesamt 28 Mal soll der introvertierte Schöngeist mit der Pferdekutsche zur königlichen Jagdhütte hochgefahren sein, zuletzt 1885. Mit Sicherheit wird „Seine Hoheit“ auch vom Anblick des formschönen Klammspitz-Gipfels begeistert gewesen sein – ihn zu überschreiten, hätte er indes niemals in Betracht gezogen. Dieses Privileg genießen wir auf unserer aussichtsreichen Streckentour in Richtung Lechtal und überschreiten dabei mit dem Feigenkopf und Grubenkopf zwei weitere Gipfel. Das Sahnestück der Tour ist die Begehung des Klammspitzgrates zwischen den Gipfeln. Vor allem in diesem Bereich sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich (Drahtseile). Der Ausblick in Richtung Lechtaler und Allgäuer Alpen ist überragend. Die lange Strecke erfordert freilich einige Körner, weshalb eine Hüttenübernachtung in Erwägung zu ziehen ist. Auch das etwas abseits der Route gelegene Kenzenhaus kommt mit Abstieg zum Bäckenalmsattel in Frage. Von hier verkehren Kleinbusse in Richtung Halblech.

Tourdaten: 7 ½ Std. Gehzeit, 20 km, 1380 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: RB und Bus nach Ettal – Rückfahrt: Bus von Halblech

3. Von Kochel über den Rötelstein nach Ohlstadt

Rötelstein und Großer Illing – zugegeben, diese Bergnamen sind dem Bergwanderer eher nicht geläufig. Zu sehr steht das kühne Felsnasen-Duo im Schatten des in südlicher Richtung angrenzenden Verbindungsgrats zwischen Herzogstand und Heimgarten. Und auch das Rundum-Panorama ist im Vergleich zu den bekannten Münchner Hausbergen höhenbedingt eingeschränkt. Doch gerade im Herbst, etwa wenn sich der „Goldene Oktober“ in Bestform präsentiert, ist der Genuss dieser überwiegend im Wald verlaufenden Wanderung mit den beiden Gipfeloptionen ein besonderer. Mit Blick auf die farbenprächtigen Bäume wird auch das Wandern auf den Forstwegpassagen kurzweilig. Vor dem Abstieg entlang der wilden Kaltwasserlaine mit Wasserfall können wir als Zugabe noch den Großen Illing besteigen.

Tourdaten: 5 ½ Std. Gehzeit, 17 km, 850 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: RB und Bus zum Kochelsee – Rückfahrt: RB von Ohlstadt

4. Von der Jachenau über den Hirschhörnlkopf zum Kochelsee

Während der Hirschhörnlkopf von seinen sanften Bergwiesen einen famosen Panoramablick in Richtung Walchensee und Karwendel bietet, fällt der nur knapp aus dem Wald hervorlugende Sonnenspitz spektakulär mit einer steilen Felswand zum Kochelsee hin ab. Beide Gipfel sind im Vergleich zu ihren prominenten Nachbarn Benediktenwand und Jochberg relativ unbekannt und somit weniger frequentiert. Fast eben verlaufende Wirtschaftswege wechseln mit kurzweiligen Pfadpassagen ab, was der Wanderung gleichfalls Abwechslung verleiht. Bei der Tourenplanung müssen wir beachten, dass der RVO-Bus 9595 am frühen Vormittag nur einmal von Lenggries in die Jachenau verkehrt. Deutlich entspannter ist die Rückfahrt mit der bis in den späten Abend stündlich verkehrenden Regionalbahn von Kochel in Richtung München mit der Option Baden im See und gemütlicher Einkehr am Zielort.

Tourdaten: 5 Std. Gehzeit, 13 km, 880 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: BRB und Bus in die Jachenau – Rückfahrt: RB von Kochel am See

5. Von Mittenwald über den Hohen Kranzberg nach Klais

Besonders eindrucksvoll überragt der Hohe Kranzberg die Dächer von Mittenwald nicht, aber seine Weitläufigkeit erfährt der Wanderer bei der Gipfelüberschreitung in Richtung Klais. Unterwegs ergeben sich eindrucksvolle Blicke auf die schroffe Wettersteinkette und den Mittenwalder Höhenweg. Der Reiz der Wanderung liegt auch in den Bademöglichkeiten im Lauter- und Ferchensee, der zu den schönsten Bergseen im Werdenfelser Land zählt. Im Sommer erwärmt sich das Seewasser auf angenehme Temperaturen, und bei Windstille erfreut sich der Hobbyfotograf an pittoresken Wasserspiegelungs-Motiven. Wer kulinarische Gelüste empfindet, hat mit den vier direkt an den Seen gelegenen Einkehren die Qual der Wahl. Wenige Meter oberhalb der Kranzberghütte erreichen wir den Kranzberg-Gipfel, der für seine geringe Höhe eine erstaunliche Aussicht bietet. Panoramatafeln erleichtern die Gipfelbestimmung, und Liegebänke sorgen für Entspannung am Berg.

Tourdaten: 4 ½ Std. Gehzeit, 15 km, 500 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: RB nach Mittenwald – Rückfahrt: RB von Klais

6. Vom Isartal über die Benediktenwand nach Benediktbeuern

Wie ein mächtiger Schutzwall ragt die Benediktenwand aus dem Alpenvorland hervor. Mangels höherer Nachbarn bietet sich vom Gipfel eine fulminante Aussicht auf nahe und entfernte Bergketten. Die Überschreitung des Benediktenwand-Massivs vom Isartal in das Loisachtal nach Benediktbeuern stellt auf Grund ihrer Länge zwar eine Herausforderung an die Kondition dar, wird aber als unvergessliches Landschaftserlebnis in Erinnerung bleiben. Beim Zu- und beim Abstieg begleiten uns mit Arzbach und Lainbach zwei wilde Bergflüsse, und in der Gipfelregion sowie im Bergkessel der Probstalm haben wir gute Sichtungschancen auf Steinböcke. Die Steilstufe am Gipfelaufbau ist mit Drahtseilen gesichert und mit etwas Bergerfahrung leicht zu meistern. In der Tutzinger Hütte kann bei Bedarf übernachtet werden. Vom Klosterbräustüberl in Benediktbeuern mit schönem Gastgarten sind es nur wenige Schritte bis zum benachbarten Bahnhof.

Tourdaten: 8 Std. Gehzeit, 24,5 km, 1150 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: BRB nach Obergries – Rückfahrt: RB von Benediktbeuern

7. Vom Schliersee über die Baumgartenschneid zum Tegernsee

Die Wanderung zwischen Schliersee und Tegernsee ist zwar kein Geheimtipp, darf aber als ÖPNV-Wandertipp keinesfalls fehlen! Durch die bequeme An- und Abreise mit der Bayerischen Regiobahn (BRB) haben wir vor Ort ein immenses Zeitfenster, weshalb es sich um eine Traumtour für Langschläfer handelt. Bedingt durch die klare Wegführung müssen wir auch eine etwaige Dämmerung nicht fürchten. Um der stark frequentierten Route über die Gindelalmschneid und den Berggasthof Neureuth auszuweichen, ziehen wir den gut einen Kilometer langen Umweg über die Baumgartenschneid vor. Am Riederstein können wir dann sogar noch den Sonnenuntergang abwarten, bevor es auf bequemen Steigen über den Berggasthof Galaun zum Tegernsee hinabgeht.

Tourdaten: 4 ½ Std. Gehzeit, 13,5 km, 750 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: BRB nach Schliersee – Rückfahrt: BRB von Tegernsee

8. Von Geitau über den Aiplspitz nach Fischhausen-Neuhaus

Der Aiplspitz könnte ein Geschwister vom Brecherspitz sein – so sehr ähneln sich die spitz zulaufenden Felspyramiden aus Plattenkalk. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat den Berg als wertvolles Geotop ausgewiesen, wozu auch die beiden Kare unterhalb des Gipfels beitragen. Wir überschreiten den Berg von Nordost nach Südwest und krönen den Bergtag mit der Besteigung des Jägerkamps. Beim Anstieg passieren wir die Geitauer Alm, die würzigen und aromatischen Almkäse produziert – eine Rarität am Berg! Oberhalb wird das Gelände zunehmend alpiner. Der Steig führt uns in vielen Kehren in die Einsattelung zwischen Heißenplatte und Aiplspitz hinauf. Es folgt der finale Anstieg über den Nordgrat, der leichte Kraxeleinheiten und exponierte Tiefblicke in die Kare beinhaltet. Auch die Jägerbauernalm bietet Brotzeiten mit selbsterzeugtem Käse an. Außerdem gibt es – solang der Vorrat reicht – Joghurt, Butter, Topfen und Frischkäse.

Tourdaten: 5 ½ Std. Gehzeit, 14,5 km, 1130 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: BRB nach Geitau – Rückfahrt: BRB von Fischhausen-Neuhaus

9. Vom Tatzelwurm über den Brünnstein nach Brannenburg

Der Brünnstein markiert den östlichen Ausläufer des Mangfallgebirges mit einem markanten Felsriff, das nach fast allen Seiten jäh abbricht. Bei der Gipfelüberschreitung führt der mit Stufen, Treppen und elf Drahtseilen bestens gesicherte Dr.-Julius-Mayr-Weg atemberaubend schön durch einen Felsspalt zur Brünnsteinhütte hinab. Wer die Tiefblicke scheut, peilt die Hütte auf alternativen Wanderwegen an. Nach ausgiebigem Panoramagenuss tauchen wir in die romantische Brünntalschlucht ein und wandern auf abwechslungsreicher Strecke nach Wall, um von dort mit der Wendelstein-Ringlinie nach Oberaudorf zu fahren. Obligatorisch ist eine Einkehr in der schön gelegenen Brünnsteinhütte, die das ganze Jahr über geöffnet hat.

Tourdaten: 5 Std. Gehzeit, 13 km, 950 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: BRB und Bus zum Tatzlwurm – Rückfahrt: RB von Oberaudorf

10. Vier Tage Hüttenwandern in den Tuxer Alpen

Zum Abschluss noch ein Vorschlag für eine mehrtägige Hüttenwanderung im Spätsommer. Wer gerne gemütlich ohne hohe technische Ansprüche unterwegs ist, aber dennoch eine malerische Berglandschaft genießen möchte, für den sind die Tuxer Alpen die perfekte Wahl. Die Region ist optimal mit Bahn und Bus erreichbar sind, was die Planung dieser Streckentour erleichtert. Die Rastkogelhütte, Weidener Hütte und Lizumerhütte sind nur selten überbucht und auf den Höhenwegen ist man häufig allein. Die Wanderrichtung von Nord nach Süd offenbart großartige Blicke in Richtung Alpenhauptkamm, auch liegen markante Gipfel wie der Rastkogel oder die Hippoldspitze auf der Strecke. Sollte sich jemand mit der Route nicht ausgelastet fühlen, finden sich unterwegs reizvolle Umwege über weitere anspruchsvolle Gipfel und Grate. Und sollten sich Konditionsschwächen offenbaren, gibt es leicht machbare Abstiegsrouten zurück ins Tal.

Tourdaten: 4 Tage (ca. 19 Std. Gehzeit), 46 km, 3.400 Hm (Aufstieg)

Anfahrt: Bahn und Bus nach Hochfügen (Zillertal) – Rückfahrt: Bus und Bahn von Vorderlanersbach (Zillertal)


Fotos: © Michael Reimer; Das Buch „Die schönsten Streckenwanderungen mit dem ÖPNV“ ist zum Beispiel hier erhältlich;

1Comment
  • Klaus
    Posted at 08:58h, 02 Oktober

    Danke für die vielen schönen Inspirationen. Da bekommt man Lust aufs Wandern. Bei Tagestrips bin ich ein wenig zurückhaltender, weil mein Körper das mit dem zunehmenden Alter nicht mehr länger mitmacht.

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