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better be safe: 10 (wirklich) wichtige Regeln für sicheres Bergsteigen

„Wandern ist eigentlich wie spazieren gehen, nur in den Bergen.“ So denken zumindest viele. Leider ist das nicht ganz richtig: wandern ist eine Sportart und birgt Risiken, die man nicht unterschätzen sollte.

Gerade jetzt zu Beginn der Wandersaison gibt es viele Bergwachteinsätze, die mit ein wenig Vorbereitung vermeidbar gewesen wären. Auf meinen beiden letzten Touren begegnete ich beim Abstieg der Bergwacht im Einsatz – einer der Unfälle endete für einen jungen Mann leider tödlich.

Deshalb will ich dir folgende Tipps nahe legen. Im ersten Moment klingen einige vielleicht trivial, wenn es aber drauf ankommt, können sie überlebenswichtig sein. Auch auf den ausgetrampelten, bekannten Pfaden der Münchner Hausberge.

1. Richtige Vorbereitung

Einfach mal loslaufen ist in den Bergen schwierig. Plane deine Tour im Voraus damit du weißt, was dich erwartet. Im besten Fall hast du eine Wanderkarte dabei oder ein App, die dir den Weg weist. Am Berg die Orientierung zu verlieren, kann böse enden, wenn plötzlich deine Energie nicht mehr für den Rückweg reicht. Auf www.bergfex.de findest du zum Beispiel viele Touren, die dir auch sagen, wie anspruchsvoll die Wanderung wird. Im besten Fall weiß jemand von deiner Tour, sodass man im Falle eines Unfalls schneller rausfinden kann, wo du hin wolltest.

Und natürlich: Wetterbericht checken! Es soll ja Leute im Frühjahr geben, die mit kurzer Hose starten und dann vom Schnee aufm Berg leicht überrascht werden.

2. Festes Schuhwerk

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine sichere Bergtour ist das Schuhwerk. Ohne ein gutes Profil solltest du nicht losgehen. Jeder der mal mit Turnschuhen los gezogen ist, und das Glück hatte nicht umgeknickt zu sein, weiß vielleicht, wie sehr auch die Gelenke unter schlechtem Schuhwerk leiden. Zumal Matsch, Regen und Schneereste grade im Frühjahr einfache Wege zur Herausforderung machen können. Ein verstauchter Knöchel mag in deinem städtischen Alltag vielleicht kein Problem sein, aber auf einem Waldpfad kann der schon mal zum Einsatz eines Helikopters führen. Und sowas braucht doch echt niemand… 

3. Genug Verpflegung mitnehmen

Ein Ausflug in die Bayerischen Alpen gleicht nicht einer Wanderung durch die Sahara. Das stimmt, aber für unerfahrene Bergsteiger kann so eine Tour in der Hitze sehr schnell sehr anstrengend werden. Wandern ist eben ein Sport und kein Spaziergang. Und da es nicht auf jedem Gipfel eine bewirtschaftete Hütte gibt, die auch geöffnet hat: immer eine große Flasche Wasser und eine Brotzeit im Rucksack dabei haben! Und auch die Sonnencreme kann bei gutem Wetter ein sehr wichtiges Utensil sein, genauso wie eine Kopfbedeckung oder ein kleines Erste-Hilfe-Set.

4. Teamwork

Eine Bergtour alleine zu machen ist eine romantische Vorstellung und kann Spaß machen. Solltest du aber weniger erfahren sein, ist es besser, du gehst in einer Gruppe oder zumindest zu zweit. Oft hat man in den Bergen schlechten Handyempfang, sodass es immer gut ist, wenn im Fall der Fälle jemand Hilfe holen kann.

5. Let’s have a break

Auch wenn die Euphorie groß ist, der Gipfel nah und das Wetter kaiserlich: mache Pausen. Im Eifer des Gefechts vergisst man oft zu trinken oder etwas zu essen. Das führt dann schnell zu Kreislaufproblemen. Auch wenn’s nur 5 Minuten sind, Pausen sind – wie in fast jeder anderen Lebenslage – sehr wichtig. Außerdem kann man dann doch erst richtig die schöne Aussicht und die Ruhe bewusst zu genießen.

6. Das ist bei Gewitter zu tun:

Kaum etwas ist so gefährlich wie Gewitter in den Bergen. Und das kann manchmal ziemlich schnell gehen. Sollte Gewitter angesagt sein, überlege gut, ob du deine Tour überhaupt antrittst. Zumal ein Wetterwechsel in den Bergen sehr schwer vorherzusehen ist und oft in wenigen Minuten eintritt.

Bei Gewitter gibt es ein paar sehr wichtige Dinge zu beachten:

  • Exponierte Stellen (Gipfel, Grate, ausgesetzte Flächen) verlassen und sich nicht in deren unmittelbarer Nähe aufhalten.
  • Vorsicht auch vor Höhlen und Überhängen, vor allem wenn sie feucht und/oder zu klein und zu niedrig sind. Die Höhle muss jedenfalls so groß sein, dass man mindestens eine halbe Körperlänge vom Eingang weg hocken kann, das selbe gilt für den Abstand zu dir und dem Höhlenende beziehungsweise mit zur Decke.
  • Wasserführende Rinnen und Stahlseilsicherungen sofort verlassen.
  • Einzelnstehende Bäume meiden – das Märchen von „den Buchen, die man suchen soll“ ist gefährlich!
  • Eine hockende, zusammengekauerte Haltung mit beiden Füßen nebeneinander einnehmen; Mitglieder von Gruppen sollten sich weit verteilen, damit sie nicht als kompakte Erhebung wirken.
  • Entferne alle Metallgegenstände, wie Brillen, BHs, Karabiner, Messer oder Wanderstöcke von deinem Körper.

 

7. Hier bekommst du Hilfe

Solltest du tatsächlich mal in Not geraten, dann hilft dir die Bergwacht weiter. Ist eine Hütte in der Nähe, findest du auch meist dort einen Ansprechpartner, der dir weiter helfen kann. Die Bergwacht erreicht man unter 112. Wie immer gilt es dann Ruhe bewahren, Namen nennen und Situation schildern. Zudem gibt es aber noch Notsignale die ihr absetzten könnt, wenn es gar keinen Kontakt zur Außenwelt gibt:

  • Hör- oder sichtbares Zeichen/Rufen, sechs Mal innerhalb einer Minute. Signal jeweils nach einer Minute Pause wiederholen.
  • Antwortzeichen erfolgt drei Mal pro Minute.
  • Solltest du farbige Kleidungsstücke (eine rote Regenjacke zum Beispiel) haben, kannst du die als Signal einsetzen – das gilt vor allem wenn du gefunden werden musst. Erste Hilfe zu leisten, versteht sich von selbst. Wenn du selber nicht weiter weißt, bekommst du die Hilfestellung auch via Telefon von der Bergwacht.

 

8. Überschätze dich nicht!

Auch auf den kleineren Gipfeln rund um München gibt es ausgestellte Pfade, die nicht unbedingt für jeden so einfach zu bewältigen sind. Wenn du dich nicht gut fühlst, weil es dir zu anspruchsvoll oder einfach zu hoch wird, dann kehre um. Auch wenn der Gipfel schon in Sicht ist. Zudem sollte man nie vergessen: alles was man hoch muss, muss man auch wieder runter. Und der Abstieg ist meist anspruchsvoller als der Aufstieg. Auf dem Berg muss sich niemand etwas beweisen und es ist durchaus legitim auch mal sagen zu können „Danke – mir reicht’s.“ Die eigenen Grenzen zu kennen, macht einen eben erst zum wahren Bergsteiger.

9. Versicherung

Natürlich wird auch in den Bergen jedem geholfen. Aber mit einer Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein bist du zusätzlich versichert. Solltest du öfters in die Berge gehen, ist das nicht nur ein guter Beitrag zur Erhaltung der nachhaltigen Infrastruktur am Berg, sondern auch der beste Versicherungsschutz, den du dir unkompliziert zusätzlich leisten kannst.

Die Bergwacht ist im Übrigen ein Ehrenamt – auch aus Respekt vor den Menschen, die ihre Freizeit für den sicheren Bergsport einsetzen, sollte man unnötige Einsätze vermeiden.

10. Und zum Schluss: Müll mitnehmen und sich an die Regeln halten

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Auch wenn das im ersten Moment banal erscheint, so kann man es leider immer noch nicht oft genug sagen: nimm deinen Müll wieder mit nach Hause, verlasse die ausgeschilderten Pfade nicht – Flora und Fauna danken – und sei einfach umsichtig.

Klingt alles logisch!? Dann bist du jetzt bestens vorbereitet für einen sicheren Ausflug in die Berge. Denn eigentlich gibt es nichts Besseres als eine Bergtour! In diesem Sinne viel Spaß auf dem Berg und vor allem – keinen Hals und Beinbruch.

Einige schöne Touren findest du zum Beispiel hier zum Eibsee oder hier eine Tour, die du ohne Auto machen kannst.

 

Bilder: Barbara Lersch

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