Aktuell, Kultur, Live

Wie stemmt man eigentlich ein so großes Festival, wie das SUPERBLOOM? Wir haben mit Fruzsina Szép gesprochen

Von Lollapalooza und Sziget wieder zurück nach München: Fruzsina Szép organisiert die ganz großen Festivals. Dieses Jahr steigt das SUPERBLOOM zum ersten Mal im Münchner Olympiapark. Wie genau man eine solche Mammutaufgabe angeht, was an Organisation hinter einem Festival dieser Größe ansteht und warum Repräsentation auf den großen Bühnen dieser Welt relevant ist, hat uns die in München aufgewachsene Veranstalterin verraten.

Hallo Fruzsina, du bist selbst in München aufgewachsen, wo verbringst du hier am liebsten deine Zeit? 

Wenn ich in München zu Besuch bin, verbringe ich aktuell die meiste Zeit im Olympiapark für Besprechungen und Vorbereitungen zum Festival. Aber meine Lieblingsorte in München sind auf jeden Fall der Englische Garten und die Isar. Ich liebe es an der Isar spazieren zu gehen, denn ich habe hier wunderschöne Erinnerungen an meine Kindheit: wir haben dort als Familie oft gepicknickt und während ich mit den Kieselsteinen gespielt habe, hat mein Bruder Gitarre gespielt. Zudem liebe ich den Marienplatz, denn das Glockenspiel hat für mich etwas Magisches und Verspieltes. Es zieht seit über 100 Jahren alle in seinen Bann – egal, wo sie herkommen und wie alt sie sind.

Was hat dich besonders daran gereizt, ein Event auf dem Olympiagelände zu organisieren? 

Ich persönlich habe viele schöne Kindheitserinnerungen an das Olympiagelände, denn ich bin als kleines Mädchen fast jedes Wochenende mit meinem Vater dort spazieren gegangen.
Als Veranstalterin ist es für mich die perfekte Location. Da wir uns “Stadtfest” nennen, brauchen wir auch einen Veranstaltungsort mitten im Herzen der Stadt. Der Olympiapark mit seiner Weitläufigkeit, der besonderen Architektur, dem schönen grünen Park, dem großen Olympiasee und seinen Traditionen ist daher der perfekte Ort für unser neues Festival.

Ihr habt zum Aufbau nur fünf Tage Zeit, wie stemmt man so eine Mammutaufgabe? 

Nur mit dem besteingespielten Team, das ich mir vorstellen kann, denn ansonsten würde es nicht funktionieren. Die Produktion ist wie ein Puzzle und die einzelnen Bereiche und Teams müssen reibungslos wie ein Zahnrad ineinandergreifen. Das bedeutet für alle Mitarbeiter*innen eine sehr große Herausforderung und wir als Veranstalter sind uns der Verantwortung ebenfalls bewusst, die wir für das gesamte Team und alle Besucher*innen haben. Aber wir haben volles Vertrauen in das Team und auch in das Olympiagelände. Wir wollen allen Münchner*innen danken, dass wir in dem historischen Olympiapark unser Festival umsetzen können und versuchen so wenig Einschränkungen und Störungen wie möglich für die regulären Parkbesucher*innen zu produzieren. 

Kannst du uns in drei Worten zusammenfassen, was uns auf dem SUPERBLOOM erwartet? 

Sozial verantwortlich, magisch und überraschend

Nach zwei Jahren Stillstand geht es jetzt wieder los mit Festivals und Konzerten: Was hast du besonders vermisst? Welche Folgen der Pandemie spürst du und dein Team aktuell? 

Besonders vermisst, habe ich zum einen die Arbeit in meinem Team. Gemeinsam ein solch großes Event zu kreieren und zu organisieren ist natürlich anstrengend, aber auch wunderschön. Zum anderen sind es die vielen glücklichen Gesichter, die man sieht, wenn man über ein Festival geht.

Die Pandemie hat die gesamte Branche vor große Herausforderungen gestellt. Nichts ist mehr so wie vor der Pandemie. Die Branche wurde komplett durchgerüttelt. Man muss komplett neue Wege denken und noch früher zu Planen anfangen und längere Lieferzeiten einrechnen als zuvor.  

Die letzten beiden Jahre waren sehr hart, vor allem mental für mich und für das gesamte Team, weil wir jedes Jahr von vorne anfangen mussten – immer unter der Prämisse, dass wir nicht wissen, wann die Pandemie vorbei sein wird. Aber wir haben nie den Blick und den Glauben an unser Ziel verloren, SUPERBLOOM endlich Wirklichkeit werden zu lassen.

Sziget, Lollapalooza und jetzt SUPERBLOOM: Du bist als eine weniger Frauen an den ganz großen Festivals beteiligt. Wenn man sich die Lineups aus diesem Jahr anschaut, dominieren männliche Künstler nach wie vor die Bühnen (gerade zwei Frauen standen bei Rock am Ring dieses Jahr auf der Hauptbühne). Beim SUPERBLOOM ist das nicht der Fall. Achtest du aktiv auf ein diverses Booking? 

Auf jeden Fall! Das SUPERBLOOM steht nicht nur für einen Mix aus nationalen und internationalen oder etablieren und neuen Künstler*innen, sondern eben auch für diverses und „genderbalanced“ Line-up. Inklusion, Demokratie und Diversität spielen für mich in der kompletten Programmgestaltung eine wichtige Rolle. 

Warum ist das wichtig? 

Ein Festival im Jahr 2022 muss meines Erachtens so aussehen. Zwischenmenschliche und gesellschaftliche Themen müssen sichtbar werden und die Türen von SUPERBLOOM stehen diesen Thematiken weit offen.

Neben Musik-Acts kann man auf dem SUPERBLOOM auch Speaker*innen wie beispielsweise Tupoka Ogette lauschen. Was hat dich dazu motiviert, das übliche Konzept von Musikfestivals in diese Richtung aufzubrechen? Hast du damit schon anderswo Erfahrung gesammelt? 

Ich habe schon sehr lange den Wunsch gesellschaftlichen Themen auf einem meiner Festivals einen Platz zu geben, aber bisher hat er sich noch nie erfüllen lassen. Und nun beim SUPERBLOOM 2022 kann ich ihn endlich verwirklichen! 

Ich möchte mit meiner Arbeit den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft fördern und das Bewusstsein und die Toleranz gegenüber allen Kulturen, Geschlechtern, Religionen, sexuellen Orientierungen, Hautfarben und Herkunft stärken. Ich möchte Menschen motivieren, sich an politischen und sozialen Aktivitäten zu beteiligen und für einen friedlichen Dialog, Humanismus, Toleranz und gegenseitiges Verständnis einzutreten, um die Welt zu einem besseren Ort für uns alle zu machen. Deshalb ist Tupoka Ogette die perfekte Vertreterin bei der ersten Edition von SUPERBLOOM. Das Konzept soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Ganz einfach zum Abschluss: Auf welche Künstler*innen freust du dich dieses Jahr ganz besonders? 

Grundsätzlich freue ich mich auf alle Künstler*innen. Besonders stolz bin aber darauf, dass wir neben den Superstars wie Calvin Harris, Anne-Marie, Glass Animals und Stromae auch Upcoming-Acts wie Mimi Webb, Sam Ryder oder die ukrainische Künstlerin Alyona Alyona bei der Premiere vom SUPERBLOOM dabeihaben. Ein weiteres Highlight wird sicherlich auch unsere Newcomerstage „NeoNeo“ auf der unter anderem auch Münchnerinnen wie Umme Block und Cosma Joy auftreten werden.


Disclaimer: Wir sind Medienpartner des SUPERBLOOM-Festivals, dieser Artikel wurde im Rahmen der Medienpartnerschaft veröffentlicht.

Beitragsbild: © Anja Mörk

Sophia Hösi
No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons