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Wackersdorf: Mit viel Mut – und auch Wut!
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WAA – drei Buchstaben, die nicht nur die Oberpfalz in den 1980er Jahren in Bewegung bringen. Die Arbeitslosenzahlen sind in der ländlichen Region zu der Zeit hoch und steigen. Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler) steht unter Druck, Perspektiven für die Bevölkerung zu schaffen.
Da erscheinen ihm die Pläne der Bayerischen Staatsregierung wie ein Geschenk: In der kleinen und beschaulichen Gemeinde namens Wackersdorf soll eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) gebaut werden, die wirtschaftlichen Aufschwung für die ganze Region bringen soll.
Für die Natur, gegen Radioaktivität
Doch als der Freistaat ohne rechtliche Grundlage mit Gewalt gegen friedliche Proteste einer Bürgerinitiative vorgeht, die sich für den Erhalt der Natur in ihrer Heimat einsetzt und sich nicht radioaktiv verstrahlen lassen will, kommen in Schuierer Zweifel hoch.
Vielleicht ist die Anlage doch nicht so harmlos wie behauptet? Er beginnt nachzuforschen und legt sich mit der mächtigen Strauß-Regierung an.
Perfekter Filmstoff
Aus diesem Stoff hat Oliver Haffner (Regie) einen Film geschaffen. „Wackersdorf“ stellt dabei Landrat Schuierer in den Mittelpunkt und erzählt eine Geschichte, die sehr nah an der Realität und mit dokumentarischen Filmsequenzen verdeutlicht, wie wichtig es ist, aufzustehen und zu kämpfen – für Freiheit, Menschenrechte und das Leben.
„Die Angst vor dem Unbekannten spielt eine große Rolle in meinem Film“, sagt Haffner, „die Angst vor einer neuen Technologie, aber vor allem auch vor machtbesessenen und skrupellosen Politikern und Konzernen. Ein Thema, das auch heute sehr aktuell ist. Der Hambacher Forst ist nur ein Beispiel dafür.“
Angst führt zu Bewegung
Und er betont: „Diese Angst sollte die Menschen nicht erstarren lassen, sondern in Bewegung bringen – in Form von Widerstand und Protest. Mit viel Mut – und auch Wut. So wie damals in Wackersdorf.“
Der Film „Wackersdorf“ zeigt sehr klar und anschaulich die Hintergründe, die zu den großen Protesten gegen den Bau der WAA in der Oberpfalz führten. Johannes Zeiler spielt den Lokalpolitiker Hans Schuierer, der seine Karriere und seine Zukunft aufs Spiel setzte, weil er kompromisslos für Recht und Gerechtigkeit kämpfte.
Geburtsstunde des Widerstands
An Originalschauplätzen im Landkreis Schwandorf gedreht, verfolgt der Film die Geburtsstunde der zivilen Widerstandsbewegung. Ein Plädoyer für demokratische Werte und Bürgerengagement. Für den Mut, sich zu wehren und auf die Straße zu gehen.
Dafür braucht der Film keine künstlichen, aufgesetzten Effekte. Er nimmt sich Zeit. Die sehr ruhige und unaufgeregte Kameraführung lässt den Zuschauer in die verschiedenen Welten der Wackersdorfer Protestbewegung tauchen – zeigt Bürger und Politiker, Widerstand und Willkür, Lust und Launen.
Fazit: Sehenswert!
Große Actionszenen und lautstarke Effekte sind dafür nicht nötig. Vielmehr ist man davon gefesselt, wie der Protest einen Prozess darstellt, der nicht aus dem Bauch heraus entsteht und auch nicht per Mausklick etwas verändern will, sondern ganz analog daher kommt, der aus Fleisch und Blut besteht – mit Überzeugung und viel Hoffnung schließlich sein Ziel erreicht. Sehenswert!
In aller Kürze:
Was? Wackersdorf
Wann? Im Kino seit 20.9.
Wo? In diesen Kinos
Fotos: © Alamode Film
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